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Das Schwert in Der Stille

Das Schwert in Der Stille

Titel: Das Schwert in Der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Kampfhalle gesehen - und nie in Trainingskleidung. Ihre Gegenwart machte mich nervös. Ich fand, dass vielleicht etwas Ungehöriges daran war. Ich sollte nicht mit Shigerus Verlobter hier sein.
    »Wir sollten später wiederkommen«, sagte ich. »Wenn Sie fertig sind.«
    »Nein, ich möchte, dass du mit Shizuka kämpfst«, sagte Kenji. »Lady Shirakawa kann kaum allein in die Herberge zurück. Es wird lehrreich für sie sein, zuzuschauen.«
    »Es wäre gut für die Lady, gegen einen Mann zu trainieren«, sagte Shizuka. »Wenn es zu einem Kampf kommt, kann sie sich ihre Gegner nicht aussuchen.«
    Ich schaute kurz zu Kaede und sah, wie sie große Augen machte. Doch sie schwieg.
    »Nun, mit Takeo sollte sie fertig werden«, sagte Kenji ungehalten. Ich dachte, er hätte Kopfweh vom Wein, und fühlte mich selbst etwas angeschlagen.
    Kaede saß mit gekreuzten Beinen wie ein Mann auf dem Boden. Sie löste die Bänder, die ihr Haar zurückhielten, und es fiel bis auf den Boden herunter. Ich versuchte sie nicht anzusehen.
    Shizuka gab mir eine Stange und nahm die erste Stellung ein.
    Wir fochten ein wenig; keiner von uns zeigte, was er konnte. Ich hatte nie zuvor mit einer Frau gekämpft und zögerte, wirklich Ernst zu machen, aus Furcht, sie zu verletzen. Als ich dann in eine Richtung täuschte, war sie zu meiner Überraschung schon da und ein drehender Aufschlag warf mir die Stange aus den Händen. Wenn ich mit Masahiros Sohn gekämpft hätte, wäre ich tot gewesen.
    »Vetter«, sagte sie tadelnd. »Beleidige mich nicht, bitte.«
    Danach strengte ich mich mehr an, aber sie war geschickt und erstaunlich stark. Erst nach dem zweiten Gefecht bekam ich die Oberhand, und das erst nach ihrer Anweisung. Im vierten Gefecht gab sie sich geschlagen und sagte: »Ich habe schon den ganzen Morgen mit Lady Kaede gekämpft. Du bist frisch, Vetter, und erst halb so alt wie ich.«
    »Ich glaube, ein bisschen mehr als halb so alt«, keuchte ich. Der Schweiß lief mir aus den Poren. Kenji gab mir ein Handtuch und ich trocknete mich ab.
    Kaede sagte: »Warum nennst du Lord Takeo Vetter?«
    »Ob Sie es glauben oder nicht, wir sind verwandt durch die Familie meiner Mutter«, sagte Shizuka. »Lord Takeo wurde nicht als Otori geboren, sondern adoptiert.«
    Ernst betrachtete Kaede uns drei. »Da ist eine gewisse Ähnlichkeit. Sie ist schwer festzumachen. Aber es ist etwas Geheimnisvolles, als wäre keiner von Ihnen das, was er zu sein scheint.«
    »In dieser Welt ist das Weisheit, Lady«, sagte Kenji ziemlich scheinheilig, wie ich fand. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass Kaede die Wahrheit über unsere Verwandtschaft erfuhr: dass wir alle vom Stamm waren. Ich wollte das auch nicht. Viel lieber sollte sie mich für einen der Otori halten.
    Shizuka band Kaedes Haar zurück. »Jetzt sollten Sie es gegen Takeo versuchen.«
    »Nein«, sagte ich sofort. »Ich muss jetzt gehen. Mich um die Pferde kümmern. Und sehen, ob Lord Otori mich braucht.«
    Kaede stand auf. Ich bemerkte, dass sie leicht zitterte, und besonders bemerkte ich ihren Duft, Blumenaroma, vermischt mit ihrem Schweiß.
    »Nur ein Kampf«, sagte Kenji. »Das kann nicht schaden.«
    Shizuka wollte Kaede die Maske anlegen, doch Kaede winkte ab. »Wenn ich gegen Männer kämpfen soll, dann ohne Maske.«
    Zögernd nahm ich die Stange. Der Regen strömte noch heftiger herunter. Im Raum war es dämmrig, das Licht grünlich. Wir schienen in einer Welt innerhalb einer Welt zu sein, isoliert von der wirklichen, verzaubert.
    Es begann wie ein normales Übungsgefecht; wir versuchten beide, den anderen zu verunsichern, doch ich hatte Angst, ihr Gesicht zu treffen, und ihr Blick lag immer auf dem meinen. Wir waren beide zaghaft, wir ließen uns auf etwas äußerst Fremdartiges ein, dessen Regeln wir nicht kannten. Dann, an einem Punkt, den ich kaum bemerkte, wurde aus dem Kampf eine Art Tanz. Schritt, Schlag, Abwehr, Schritt. Kaedes Atem kam stärker, meiner war sein Echo, bis wir beide gemeinsam atmeten, ihre Augen wurden strahlender, ihr Gesicht leuchtete, jeder Schlag wurde stärker und der Rhythmus unserer Schritte heftiger. Eine Zeit lang dominierte ich, dann sie, doch keiner von uns bekam die Oberhand. Wollte das einer von uns?
    Schließlich durchbrach ich fast aus Versehen ihre Abwehr und ließ, um nicht ihr Gesicht zu treffen, die Stange zu Boden fallen. Sofort senkte Kaede ihre Stange und sagte: »Ich ergebe mich.«
    »Das war gut«, sagte Shizuka, »aber ich finde, Takeo hätte sich ein

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