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Das Schwert in Der Stille

Das Schwert in Der Stille

Titel: Das Schwert in Der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Tohan, wenn du das meinst. Und die scheinen keinen Verdacht zu schöpfen. Als Schauspieler wirst du immer besser«, lobte mich Kenji. »Selbst ich habe geglaubt, du seiest heute nicht mehr als ein wohlmeinender Trottel gewesen.«
    Shigeru lächelte wieder. Kenji fuhr in unnatürlich lässigem Ton fort: »Das Einzige ist, Shigeru, dass ich deine Pläne kenne; ich weiß, dass Takeo damit einverstanden ist, dir bei ihrer Durchführung zu helfen. Aber nach diesem Zwischenfall glaube ich nicht, dass der Stamm Takeo erlauben wird, viel länger bei dir zu bleiben. Jetzt werden sie ihn bestimmt für sich beanspruchen.«
    »Noch eine Woche ist alles, was wir brauchen«, flüsterte Shigeru.
    Ich spürte die Dunkelheit um mich wie Tusche in meinen Adern. Ich hob die Augen und schaute Shigeru direkt ins Gesicht - etwas, was ich immer noch kaum zu tun wagte. Wir lächelten einander zu; nie waren wir uns näher als in der Einigkeit über einen Mord.
    Von den Straßen draußen kamen vereinzelte Rufe, Schreie, die Schritte rennender Männer, Pferdegetrappel, Feuerknistern, bis sich alles zu Klagen und Jammern steigerte. Die Tohan räumten die Straßen, sie setzten die Ausgangssperre durch. Nach einer Weile legte sich der Lärm, und die Stille des Sommerabends kehrte zurück. Der Mond war aufgegangen und übergoss die Stadt mit seinem Licht. Ich hörte Pferde in den Herbergshof kommen, dann Abes Stimme. Kurz darauf klopfte es leise an die Tür und Mädchen kamen mit Essenstabletts herein. Eines von ihnen war das Mädchen, das zuvor mit mir gesprochen hatte. Es bediente uns noch, nachdem die anderen gegangen waren, und sagte leise zu Kenji: »Lord Abe ist zurückgekommen, Herr. Heute Nacht werden Extrawachen vor den Zimmern stehen. Lord Otoris Männer werden von Tohan abgelöst.«
    »Das wird den Otori nicht gefallen.« Ich dachte an die Unruhe der Männer.
    »Es wirkt wie eine Herausforderung«, murmelte Shigeru. »Stehen wir unter irgendeinem Verdacht?«
    »Lord Abe ist wütend und besorgt über das Ausmaß an Gewalt in der Stadt«, antwortete das Mädchen. »Er sagt, es ist zu Ihrem Schutz.«
    »Würdest du Lord Abe bitten, freundlicherweise zu mir zu kommen?«
    Das Mädchen verneigte sich und ging. Wir aßen fast schweigend. Gegen Ende der Mahlzeit fing Lord Shigeru an, von Sesshu und seinen Bildern zu reden. Er holte die Rolle mit dem Pferd hervor und entfaltete sie. »Es ist sehr erfreulich«, sagte er. »Eine getreue Kopie, doch es enthält auch etwas von dir. Du könntest ein guter Künstler werden…«
    Er fuhr nicht fort, aber ich dachte das Gleiche: In einer anderen Welt, in einem anderen Land, in einem Land, das nicht vom Krieg regiert wird.
    »Der Garten ist sehr schön«, bemerkte Kenji. »Trotz seiner Kleinheit ist er meiner Ansicht nach erlesener als die größeren Beispiele von Sesshus Werk.«
    »Der Meinung bin ich auch«, sagte Shigeru. »Fraglos ist die Lage in Terayama unvergleichlich.«
    Ich hörte Abes schweren Schritt. Als die Tür aufglitt, bat ich bescheiden: »Können Sie mir die Stellung der Felsen erklären, Herr?«
    »Lord Abe«, sagte Shigeru. »Bitte kommen Sie herein.« Dem Mädchen rief er zu: »Bring frischen Tee und Wein.«
    Abe verneigte sich ziemlich nachlässig und ließ sich auf den Kissen nieder. »Ich bleibe nicht lange; ich habe noch nicht gegessen und wir müssen bei Tagesanbruch auf der Straße sein.«
    »Wir haben gerade von Sesshu gesprochen«, sagte Shigeru. Der Wein wurde gebracht und er goss Abe einen Becher voll ein.
    »Ein großer Künstler.« Abe nahm einen großen Schluck. »Ich bedaure, dass in diesen schweren Zeiten der Künstler weniger wichtig ist als der Krieger.« Er warf mir einen verächtlichen Blick zu, der mich davon überzeugte, dass meine Tarnung noch wirkte. »Die Stadt ist jetzt ruhig, aber die Lage ist immer noch ernst. Ich glaube, dass meine Männer Ihnen mehr Schutz bieten.«
    »Der Krieger ist unentbehrlich«, sagte Shigeru. »Deshalb ziehe ich es vor, meine eigenen Männer um mich zu haben.«
    In der folgenden Stille sah ich deutlich den Unterschied zwischen ihnen. Abe war nicht mehr als ein besserer Adeliger. Shigeru war Erbe eines uralten Clans. Trotz seines Widerwillens musste Abe ihm nachgeben.
    Er schob die Unterlippe vor. »Wenn das Lord Otoris Wunsch ist…«, räumte er schließlich ein.
    »Das ist es.« Shigeru lächelte ein wenig und goss wieder Wein ein.
    Nachdem Abe gegangen war, sagte der Lord: »Takeo, bleib heute Nacht bei den Wachen. Mach ihnen

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