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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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raste. Kalter Schweiß lief ihr den Rücken hinunter.
    »Wenn das so einfach wäre«, meinte Jack. »Ich werde gesucht. Wenn ich einen Polizisten anspreche oder einen anderen Vertreter des Gesetzes, legen sie mir Handschellen an, sperren mich in die nächste Zelle und werfen den Schlüssel in den Krokodilteich.«
    »Ich kann es tun«, schlug Dschamila vor. »Ich stehe auf keiner Fahndungsliste.«
    »Sei dir da nicht so sicher. Wir müssen an genauere Informationen herankommen und brauchen eine Möglichkeit, sie weiterzuleiten, ohne dass die Leute an den maßgeblichen Stellen glauben, sie würden von ein paar Spinnern auf den Arm genommen.«
    Er schaute auf die Uhr. Weit nach Mitternacht. Von oben aus der Kirche hörte man Psalmodieren und Gesang.
    »Wir müssen schlafen«, verkündete er. »Morgen haben wir einen langen Tag vor uns. Wir sind alle erschöpft, und wenn wir etwas ausrichten wollen, dürfen uns vor Müdigkeit nicht die Augen zufallen.«
    Dschamila öffnete den Mund, um zu widersprechen, erkannte, dass er recht hatte, und blieb stumm.
    »Wir reden morgen mit Vater Joseph«, sagte sie stattdessen. »Noch vor der Morgenmesse.«

39
Der Vater des Schreckens
    St. Sergius
    4.30 Uhr
    Dschamila und Samiha hatten sich hinter einen Vorhang an einer Seite der Krypta zurückgezogen; Jacks Liegestatt befand sich hinter einer Wand aus Pappkartons. Er schlief unruhig, immer wieder geweckt von dem Singen, das gedämpft aus dem Kirchenraum heruntertönte. Sobald er einschlief, träumte er, und seine Träume waren düster und schaurig. Er träumte von Naomi, sah sie nackt wie das vietnamesische Kind auf dem berühmten Foto durch einen Wald aus lodernden Flammen laufen, sah, wie ihre Haut sich in der Hitze rötete, Blasen warf, sich schwarz verfärbte und abblätterte, bis nur noch Knochen und ein grinsender Schädel übrig waren. Hinter dem Skelett erhob sich der Sphinx, zum Siebenfachen seiner Größe angewachsen, der Vater des Schreckens, mit einer Kette aus Totenköpfen, das Haupt gekrönt von einer Wolke glosenden Qualms, die Augen glutrot, das Maul weit offen wie ein Tor zur Hölle. Er begann zu schreien. Dann wachte er auf.
    Um ihn herrschte tiefe Dunkelheit. Jemand stand neben ihm und redete mit halblauter Stimme beruhigend auf ihn ein.
    »Dschamila ...?«
    »Nein, ich bin es, Samiha. Alles in Ordnung. Sie haben schlecht geträumt. Aber jetzt ist alles gut. Alles ist wieder gut.«
    Sie knipste die kleine Lampe an, die neben seiner Matratzestand. Er schloss geblendet die Augen. Als er blinzelnd wieder aufschaute, stand sie immer noch über ihn gebeugt, hielt seine Hand und musterte ihn teilnahmsvoll.
    »Wo – wo ist Dschamila?«
    »Sie schläft. Ich habe Sie schreien gehört und dachte, ich sollte lieber nach Ihnen sehen.« Sie ließ seine Hand los.
    »Ich träume oft schlecht«, sagte er.
    »Mir geht es ebenso. Dschamila anscheinend auch, jedenfalls wirft sie sich von einer Seite auf die andere. Möchten Sie einen Kaffee? Wenn der Schlaf uns nicht will, können wir ihn auch ganz verjagen.«
    Sie verließen die abgeteilte Nische. Jack setzte sich an den Tisch. Samiha widmete sich der Zubereitung des Kaffees und servierte ihn in zwei großen Gläsern: schwarz und mit Kardamom verfeinert.
    »Möchten Sie mir Ihren Traum erzählen?«, fragte sie.
    Er schaute sie an, erinnerte sich an ihre Hand in der seinen, leicht und zart wie eine Feder, und fühlte sich noch immer traumbefangen. Die Beklommenheit, die ihn auch nach dem Erwachen nicht losgelassen hatte, begann endlich zu schwinden. Er schüttelte den Kopf.
    »Gründe, um schlecht zu träumen, gibt es mehr als genug«, meinte sie. »Mein ältester Sohn Adnan ist oft schreiend aufgewacht, genau wie Sie. Dann habe ich ihn in den Armen gehalten, lange, bis er wieder einschlafen konnte. Ich muss immer daran denken, wie er jetzt ohne mich zurechtkommen mag. Man kann in Dschenin seine Kinder nicht normal aufwachsen lassen. Da gibt es israelisches Militär, Scharfschützen der Hamas, Poster, auf denen Mörder als Helden verherrlicht werden. In der Schule bindet man den Kindern Sprengstoffgürtel um. Ihre Mütter tun es mit den eigenen Händen. Im Fernsehen gibt es eine Zeichentrickfigur, die aussieht wie Micky Maus und den Kindern einredet, dass sie Juden und Amerikaner hassensollen, und ihnen sagt, wenn ihr groß seid, werdet Märtyrer. Und jetzt das.«
    Sie schloss die Augen, und Bilder aus der Vergangenheit stürmten auf sie ein: Gesichter von Nachbarn, kalte Augen

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