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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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später verschluckten schwarze Wolken den Mond. Im Nu war es wieder stockfinster.
    Jack wusste, die Dunkelheit bot ihm nur vorübergehend Schutz. Schließlich hatte der Schütze ein Nachtsichtgerät. Vielleicht war die Zeit gekommen, seinen Verfolger wissen zu lassen, dass er sich wehren konnte.
    Er nahm die Pistole aus der Tasche und zielte ungefähr in die Richtung, aus der nach seiner Schätzung die Schüsse gekommen waren. Er war nicht vermessen genug, an einen Glückstreffer zu glauben, oder dass sein Verfolger wenigstens den Luftzug der Kugel spürte, er wollte nur sagen, pass auf, ich habe eine Waffe.
    Mit zugekniffenen Augen betätigte er den Abzug. Es krachte laut, und für einen Moment fühlte er sich zurückversetzt nach Kuwait.
    Der Schuss hallte von den Hängen des Cairn Easgann Bana wider, des hohen Bergs im Süden, an dessen flacheren Ausläufern er sich entlangbewegte. Stille folgte. Er nahm an, dass der Schütze, falls er tatsächlich glaubte, er hätte ihn getroffen, herkommen würde, um sich Gewissheit zu verschaffen, aber der Schuss musste ihn zur Vorsicht gemahnt haben.
    Sich den Parka wiederzuholen war zu riskant. In der Dunkelheit konnte er leicht dem Schützen geradewegs in die Arme laufen. Die Realität dessen, was er durchlebte, die Lage, in die er so unerwartet geraten war, die Wahrheit über Naomi, all das stürzte plötzlich über ihn herein. Er fühlte sich verraten – verraten und verflucht und ungeliebt, als hätte das Universum sich gegen ihn verschworen, als hätten Gott oder Schicksal oder die Liebe ihn zurückgestoßen.
    Die Kälte drang ihm bis ins Mark. Wenn er jetzt stolperte, hatte er vielleicht nicht mehr die Kraft, wieder aufzustehen,und wenn dann der Scharfschütze ihn nicht erledigte, brachte ihn die Kälte um.
    Er prallte gegen den ersten Baum und hätte sich um ein Haar selbst außer Gefecht gesetzt. An den Zweigen Halt suchend, wartete er, bis er wieder zu Atem gekommen war. Eben hatte er losgelassen, um weiterzugehen, da schwenkte der rote Punkt auf den Stamm; Nadeln und Rindenstücke spritzten umher, als die Kugel einschlug. Jack nahm Zuflucht in dem Kiefernwäldchen.
    Hinter einem Baum in Deckung gegangen, so eng an den Stamm gepresst wie möglich, brachte er wieder die Waffe in Anschlag und zielte den Weg zurück, den er gekommen war. Er kam sich lächerlich vor, wie in einem alten Westernschinken: Jack Goodrich als der Lone Ranger , der aus seinem Sechsschüsser feuert, dass den bösen Buben Hören und Sehen vergeht, während Tonto im Wald nach einem Fluchtweg schnüffelt. Nur lag in diesem zynischen Remake Tonto tot in einer Pfütze aus gefrorenem Blut.
    Er war gezwungen, sich dicht an der Straße zu halten, statt sich im Wald zu verstecken. Simons Auto stand hier irgendwo, und ohne Auto hatte er kaum eine Chance zu entkommen. Er rannte, brach durch den Verhau der Kiefern wie ein angreifender Bulle. Hier unter den Bäumen lag kein Schnee, aber die Bäume selbst behinderten ihn, peitschten mit ihren Zweigen sein Gesicht und die Arme.
    Fast hatte er die Hoffnung aufgegeben, und die Kälte drohte ihn zu übermannen, als er weiter vorn etwas erspähte. Der Geländewagen saß massig zwischen den Bäumen wie ein Hafen im weiten Meer, wie Stornoway, das aus mitternachtsschwarzen Wogen emporwächst, gastliche Zuflucht in kalter Ödnis.
    Der Range-Rover war das brandneue und verbesserte 2006er Modell des Mk III, ein bulliges Geländefahrzeug, ausgestattet mit Winterreifen. So weit, so gut, nur standdas Fahrzeug für ihn in der verkehrten Richtung. Simon hatte nicht abgeschlossen. Nachdem er eingestiegen war, stellte Jack als Erstes Motor und Heizung an.
    Immer noch vor Kälte schlotternd und mit einem Gefühl, als könnte ihm nie wieder richtig warm werden, stellte er den Wahlhebel des Automatikgetriebes auf Reverse und gab vorsichtig Gas. Für ein normales Wendemanöver reichte der Platz nicht, eine Dreipunktwende konnte unter diesen Verhältnissen eine halbe Ewigkeit dauern, oder er rangierte sich derart in die Klemme, dass er irgendwann festsaß. Beim langsamen Rückwärtsrollen machte sich allmählich die Heizung wohltuend bemerkbar.
    Augenblicke später trat er heftig auf die Bremse. Genau hinter ihm parkte ein weiteres Auto, Scheinwerfer aus, der Innenraum unbeleuchtet. Der Weg an sich war zu schmal für zwei Fahrzeuge nebeneinander, links wie rechts drängte der Wald heran und ließ keinen Raum für Ausweichmanöver. Er saß fest, und der Mann, der vorhatte, ihn zu

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