Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
töten, war bereits in Schussweite.

17
Gälischer Psalm
    Loch Killin
    Am selben Morgen
    Er fuhr ein paar Meter vor, dann stellte er mit Command Shift das Getriebe auf Handschaltung um. Mit einem kühnen Ruck, mehr der Verzweiflung geschuldet als fahrerischem Können, schaltete er wieder in den Rückwärtsgang und gab Gas. Das Heck des Range Rover – ein Schwergewicht von annähernd fünfeinhalb Tonnen – rammte mit Wucht den kleineren Pkw. Der Anprall zerdrückte die vordere Stoßstange und den Kühlergrill und schob den Wagen unaufhaltsam den Weg hinunter. Für den nötigen Schub sorgte der 4,2-Liter V8-Motor des Range Rover, der 396 PS auf die Straße brachte.
    Die Rücklichter des Geländewagens funktionierten noch und spendeten ausreichend Helligkeit, um die Wegränder zu erkennen. Er lenkte nach den Außenspiegeln; zwischendurch warf er immer wieder einen Blick nach vorn, auf den von den Frontscheinwerfern taghell erleuchteten Weg. Beim soundsovielten Mal ging ihm auf, wie unglaublich dumm er war. Er nahm eine Hand vom Lenkrad und suchte hektisch nach dem Schalter für die Beleuchtung. Als er den Blick von den Armaturen hob, entdeckte er genau vor sich den roten Punkt auf der Windschutzscheibe. Instinktiv duckte er sich und hörte im selben Augenblick das Krachen, Knistern und Bersten der von dem Geschoss zerschmetterten Scheibe.
    Mit eingezogenem Kopf, das Lenkrad krampfhaft ruhighaltend, tastete er nach dem Lichtschalter und fand ihn endlich. Ein Klick, und die Scheinwerfer erloschen. Jetzt hatte er nur noch die Rücklichter, um sich zu orientieren. Ein zweites Projektil pfiff an seinem Ohr vorbei und rief ihm ins Gedächtnis, dass sein Angreifer mit einer Nachtsichtbrille ausgerüstet war.
    Er hielt den Wagen an, bückte sich und suchte nach dem Hebel für die Motorhaube. Nach einigem erfolglosen Herumfuhrwerken stießen seine Finger gegen einen Griff rechts unten im Türholm. Er zog daran und spürte, wie eine Sperre sich löste.
    Er sprang hinaus, lief nach vorn, ertastete den Fanghaken und klappte die Motorhaube auf. Zwei Kugeln trafen, blieben aber im Metall stecken. In zwei, drei Sätzen war er wieder im Wagen, warf sich auf den Fahrersitz und gab Gas.
    Die Rückwärtsfahrt ging weiter, eine halbe Ewigkeit konzentrierte er sich auf nichts anderes als darauf, den Wagen hinter ihm möglichst ohne verhängnisvolle Schlenker die Straße entlangzubugsieren. Die Motorhaube diente als Schutzschild vor dem Gewehrfeuer, von dem er sich immer weiter entfernte. Das Innere des Range Rover war übersät von winzigen Fragmenten der Windschutzscheibe, und auch er selbst war bestäubt mit winzigen Splittern. Das feine Stechen wie von abertausend Nadeln gesellte sich zu dem eisigen Hauch der Winterluft, die ins Wageninnere drang.
    Als er das nächste Mal einen Blick riskierte, waren die Bäume verschwunden. Gleich darauf spürte er, wie die Räder von weichem auf festen Untergrund holperten. Der Pkw rutschte noch ein paar Meter in gerader Linie weiter, während er behutsam abbremste, über die Straße hinaus, die hier eine Biegung machte, bis endlich beide Wagen auf freier Fläche zu stehen kamen, einem Rübenacker, wenner sich recht erinnerte. Der Pkw rumpelte noch zwei, drei Meter weiter, bevor er endgültig liegenblieb.
    Er durfte keine Zeit verlieren. Die Pistole in der Hand, sprang er aus dem Wagen und stapfte zu dem Auto dahinter. Vier Schüsse zerstörten die Reifen. Jetzt, dachte er, hatte er eine Chance.
    Er schlug die Motorhaube zu, stieg wieder in den Geländewagen, schaltete das Fernlicht ein, fuhr auf die Straße zurück und schwenkte nach links. Er wusste, wo er etwas zum Anziehen bekommen konnte und ein Fahrzeug für die fünfundzwanzig Meilen weiter hinauf in den Norden, nach Inverness. Um nicht mit voller Wucht von dem eisigkalten Fahrtwind gegeißelt zu werden, der durch die zerschmetterte Windschutzscheibe heulte, fuhr er langsam.
    Angus Gilfillans Haus lag eine halbe Meile hinter Whitebridge. Der alte Mann und seine Frau Ailsa waren die Verwalter von Bailebeag Cottage. Sogar bei Schnee waren sie fast regelmäßig zu ihm herausgekommen, um frischen Proviant zu bringen und die Hütte von oben bis unten zu putzen. Sie bereicherten seinen Speiseplan mit Eiern, Milch, Butter und von Ailsa Selbstgebackenem. Die Gilfillans waren ein allem weltlichen Tand abholdes protestantisches Ehepaar, das einmal die Woche in einem Kirchlein in Inverness metrische gälische Psalmen sang und in einer über alle

Weitere Kostenlose Bücher