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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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bemerkt, als sie hinter ihnen aus einer Abzweigung in die Tiefe stürzte. Nicolaus’ forsche, rasche Schritte hatten sie vor dem Tod bewahrt. Ich versuchte Gott für diese Gnade zu danken, aber sobald ich die Augen schloss, sah ich Eriks Gesicht und den Schlamm, der aus seinem Mund quoll. Nach einer Weile gab ich auf.
    Um uns herum stapften Menschen ziellos wie Betrunkene durch den Schlamm. Dumpfes Schluchzen hing über der Schlucht, ein Geräusch geboren aus der Trauer von Tausenden. Der Regen ließ allmählich nach.
    »Wen begrabt ihr da?«
    Ich sah auf, als ich Lukas’ Stimme hörte. Er stand hinter mir, die Daumen in den Gürtel gehakt. Schlamm bedeckte seine Beine.
    »Erik.« Konrad rutschte auf Knien tiefer in den Spalt. In einer Hand hielt er das Kreuz, das er aus zwei Ästen und einem Strick gebastelt hatte.
    »Hmmhm.« Mehr sagte Lukas dazu nicht. Er drehte den Kopf, sah zurück zu dem Weg, den wir gekommen waren. Einige wenige Kreuzzügler, hauptsächlich Greise und Krüppel, befanden sich noch dort. Ich erwartete, dass Lukas zu ihnen gehen würde, um sie anzutreiben, doch dann wandte er sich wieder an Konrad.
    »Gott hat dir heute etwas Wichtiges beigebracht«, sagte er.
    »Und was?« Konrad legte das Kreuz beiseite und schichtete einige Steine auf, die ich ihm anreichte.
    »Dass sein Wille geschieht, egal, was wir versuchen.« Lukas senkte den Kopf und spuckte auf seine Stiefelspitze. Dann rieb er sie an seiner Wade trocken. Das Leder, das unter dem Schlamm zum Vorschein kam, wirkte edel und neu. »Es war Gottes Wunsch, die Sünder zurückzulassen. Du hast dich dem widersetzt, und jetzt ist Erik tot.«
    Konrad schloss seine Hand fest um einen Stein. Für einen Moment sah er aus wie Hugo, wütend und zu allem bereit. »Ich habe Erik nicht umgebracht. Er war mein Freund.«
    »Dann würde ich vorschlagen, dass du dir deine Freunde demnächst unter den Rechtschaffenen und nicht unter den Sündern suchst.« Lukas warf einen Blick in die Schlucht. Menschen lagen mit zerschmetterten Gliedmaßen im Schlamm. »Sieht so aus, als sei Gott mit der Säuberung des Kreuzzugs noch lange nicht fertig.«
    Ich hob die Hand, um Konrad aufzuhalten, aber das war nicht nötig. Er nahm das provisorische Kreuz und schlug es am Kopfende von Eriks Grab mit dem Stein in den Boden. »Ich werde über deine Worte nachdenken«, sagte er. Nur seine gepresste Stimme verriet die Anspannung, unter der er stand. Ich glaube nicht, dass ich an seiner Stelle zu dieser Selbstbeherrschung fähig gewesen wäre.
    Lukas wirkte überrascht. »Gut. Dann mach dich bereit zum Aufbruch. Wir müssen einen Platz für die Nacht finden.«
    Ich sah ihm nach, als er den steilen, mit Leichen, Steinen und Ästen bedeckten Weg hinaufging. Konrad kroch aus dem Spalt und stand auf. »Ist es wirklich meine Schuld, dass Erik nicht mehr lebt?«
    »Nein«, sagte ich rasch und ergriff seine Hand. Sie war kalt und schmutzig. »Du warst barmherzig, so wie Gott es von uns verlangt.«
    »Und wieso ist Erik dann tot?«
    Weil seine Zeit gekommen war? Weil Gott ihn zu sich holen wollte? Weil der Herr uns prüfen will? Das alles dachte ich, ohne es auszusprechen. Die Worte hätten so kalt und falsch geklungen wie die von Lukas.
    »Die Frage kann dir niemand beantworten«, sagte ich schließlich.
    »Nicolaus kann es.« Konrad warf einen letzten Blick auf das schmale Grab, ließ meine Hand los und bekreuzigte sich. »Ich werde mit ihm reden.«
    Ich stand auf. Mein Körper schmerzte bei jeder Bewegung. Die Steine, von denen ich getroffen worden war, hatten faustgroße Blutergüsse hinterlassen.
    Ich folgte Konrad den steilen, glitschigen Weg hinauf und streckte den Arm aus, um Erik zu stützen, doch neben mir war nur Leere. Ich biss die Zähne zusammen, suchte Trost in der Vorstellung, dass der Herr Erik zu sich genommen hatte, doch das war schwer.
    Erik hatte Angst vor Gott gehabt. Würde er nun die Ewigkeit in Furcht verbringen? Der Gedanke ließ mich nicht los.
    Der Weg wurde immer steiler, die Felswände rückten näher. Schließlich kletterte ich auf allen vieren weiter, grub die Hände in den Schlamm und stieß mich mit den Füßen von Steinen und Grasbüscheln ab.
    Kinder keuchten um mich herum. Manche zogen schwere Bündel hinter sich her. Ab und zu glitt jemand aus und rutschte auf dem Bauch einige Fuß nach unten. Niemand sprach.
    Ich sah eine Abzweigung links von mir. Sie war breiter als der Weg, auf dem wir uns befanden. Rinnsale liefen daraus hervor, umspülten

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