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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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wischte mir den Schweiß aus der Stirn. »Das will ich nicht.«
    Lena lächelte, aber ihre Augen blieben ernst. Ihre Hand strich über meinen Arm. »Dann mach es nicht wie ich. Warte nicht, bis jemand die Rute hebt, sondern tue, was man dir sagt. Bete, dass wir eines Tages vor den Toren Jerusalems stehen und die Sarazenen in die Flucht schlagen. Ich bin sicher, dass Gott das gefallen wird.«
    »Das denke ich auch.« Das war keine Lüge. Ich glaubte wirklich, dass Gott von mir erwartete, wie ein Schaf der Herde zu folgen. Da mir das so schwerfiel, war es wahrscheinlich die Prüfung, die er für mich erwählt hatte.
    Wenn es leicht wäre, könnte ja jeder Heide fromm sein, hörte ich Klara in meinen Gedanken sagen.
    Nein, leicht war es nicht. Ganz und gar nicht.
    Am Abend lagerten wir auf dem Weg, in der Nähe einiger Rinnsale, die aus dem Felsen liefen. Wir füllten unsere Wasserschläuche auf und aßen die faustgroßen Brotkanten, die von den Brüdern an uns ausgegeben wurden. Es war nicht genug, um satt zu werden, im Gegenteil, ich spürte den Hunger danach umso deutlicher.
    Konrad steckte mir ein zweites Stück zu, als niemand hinsah. Ich steckte es in mein Hemd und aß eine Hälfte davon heimlich in der Nacht. Die andere Hälfte schob ich unter Lenas Umhang.
    Als ich am Morgen erwachte, war Lena bereits aufgestanden. Das Brot war verschwunden. Den ganzen Tag über wartete ich darauf, dass sie es erwähnte, aber das tat sie nicht. Vielleicht dachte sie, der Engel hätte es ihr gebracht.
    Der Weg wurde immer steiler, der Wind kühler. Es gab kaum noch Pflanzen, nur Gras und Sträucher wuchsen zwischen den Felsen. Diejenigen, die Schwerter hatten, schlugen mit ihnen Äste und Zweige ab. Die Nächte waren so kalt, dass sich alle nach einem Feuer sehnten.
    Ich sah nach vorn. Der Schäferstab war nicht mehr zu sehen. Nicolaus und die Brüder mussten die Hügelkuppe bereits hinter sich haben. Wir gingen schneller, um sie nicht zu verlieren. Wir wussten, dass sie nicht auf uns warten würden.
    Nach einer Weile tauchte der Stab wieder auf, zuerst die Spitze, dann nach und nach immer mehr, bis auch ich auf der Kuppe stand und Nicolaus auf einem Stein sitzen sah. Er lächelte.
    Atemlos lehnte ich mich an den Felsen. Meine Augen schmerzten im plötzlichen Sonnenlicht. Lena ließ sich von mir den letzten Schritt ziehen und blieb stehen.
    »Großer Gott«, stieß sie hervor, als sie die Ebene sah, die vor uns lag.
    Blassgrünes Moos und gelbes, hartes Gras bedeckte den felsigen Boden. Überall lag Geröll, so als habe Gottes Faust eine gewaltige Burg zertrümmert. Berge, die mir nach den schroffen Felsen beinahe sanft erschienen, rahmten die Ebene im Osten und Westen ein. Sie schienen sich bis zum Rand der Welt zu erstrecken.
    Mein Blick löste sich von ihnen, richtete sich auf das, was auch Nicolaus betrachtete.
    Es war ein Berg. Schlafend wie ein Drache lag er vor uns. Seine Schuppen bohrten sich in den blauen Himmel. Schnee lag auf ihren Spitzen, zog sich in langen Bahnen fast bis zur Ebene hi nunter. Felsen ragten grau zwischen dem Weiß hervor. Raubvögel kreisten vor ihm wie Wächter.
    »Sankt Gotthard«, sagte Nicolaus. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Lukas den Brüdern zunickte. Rasch umringten sie Nicolaus, bildeten eine Mauer zwischen ihm und uns.
    Er sprang auf und richtete den Stab auf den Berg. »Ihn müssen wir bezwingen, dann ist der Weg ins Heilige Land frei. B-b-betet, meine Jünger. B-b-betet mit mir.«
    »Seit wann stottert er?«, fragte Lena leise.
    Ich schüttelte den Kopf. Nicolaus schien noch mehr sagen zu wollen, aber Lukas trat einen Schritt vor und hob die Arme. »Auf die Knie, Brüder und Schwestern! Dankt Gott dafür, dass er uns bis zu diesem Ort geführt hat, und bittet ihn, uns nicht zu verlassen, auch wenn wir seiner nicht würdig sind.«
    Wir knieten nieder; niemand blieb stehen. Während die anderen den Kopf senkten, hob ich den Blick. Lukas drängte sich an den Brüdern vorbei in den Kreis, den sie gebildet hatten. Er streckte die Hand aus und half Nicolaus, von dem Stein zu klettern. Es war ein seltsamer Anblick, fast so, als beobachtete man einen erwachsenen Mann, der seinen alten Vater beim Kirchgang stützte. Gemeinsam verließen sie den Kreis. Die Brüder folgten ihnen.
    Wir warteten, aber Nicolaus sagte nichts mehr. Nach einer Weile, als meine Knie bereits zu schmerzen begannen, sagte Gottfried »Amen«. Nach und nach kam der Kreuzzug wieder auf die Beine. Einige sahen sich verwirrt

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