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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sich selbst – wie war das? – Jakob das Schwein nennt.«
    »Jakob …« Meine Knie wurden weich, und ich musste mich an der Tischkante abstützen. »Ich bin ihm begegnet«, keuchte ich. »Er … er hat mich nach dem Kreuzzug gefragt.«
    »Was?« Diego bedankte sich hastig bei den Männern, dann e rgriff er meinen Arm und führte mich in die Schankstube. Sie war dunkel und roch nach altem Fett. »Woher kennst du …?«
    Ich entzog mich seinem Griff. »Wir müssen sofort ein Schiff finden. Jakob das Schwein handelt mit Sklaven!« Einige Gäste starrten mich an, doch das war mir egal. »Diego, er wird Konrad und Hugo an die Sarazenen verkaufen!«
    Diego schüttelte den Kopf. »Nein, das kann er nicht. Man würde ihn aus der Stadt jagen, wenn herauskäme, dass er Christen in die Sklaverei gibt.«
    »Aber wir gehören nicht mehr zur Kirche.« Meine Stimme überschlug sich. »Man hat einen Bann über uns gesprochen. Jakob kann machen, was er will.«
    Er starrte mich schweigend an. Ich sah, wie sich seine Kiefermuskeln unter dem Davidsstern bewegten.
    »Ich werde uns ein Schiff besorgen«, sagte er schließlich mit ruhiger Stimme.
    Wir verließen den Schankraum gemeinsam. Es war unschicklich für eine Frau, sich allein an einem solchen Ort aufzuhalten.
    Ich setzte mich auf eine freie Bank und sah auf das Meer hinaus, während Diego noch einmal mit den Männern redete. Sie schienen ihm helfen zu können, denn nach kurzer Zeit ging er rasch an der Hafenmauer entlang.
    Es ist meine Schuld, dachte ich. Hätte ich Jakob nichts erzählt, wäre das nie passiert. Ich stellte mir vor, wie Hugo, Konrad und all die anderen an der Mauer gestanden und darauf gewartet hatten, dass sich das Meer teilte. Ich hatte an vielem gezweifelt, an Lukas, an unserem Überleben, sogar an Nicolaus, doch nie daran, dass seine Worte eintreffen würden, würden wir unser Ziel erreichen. Warum sollte Gott uns nicht schenken, was er Moses geschenkt hatte?
    Wie groß die Enttäuschung des Kreuzzugs gewesen sein musste. Cornelius hatte bestimmt geweint, Lena wohl auch. Es fiel mir schwer, daran zu denken, was Konrad getan hatte, aber Hugo hatte sicherlich am Hafenbecken gestanden und das Meer verflucht.
    Und Lukas? Ja, der hatte nach Schuldigen gesucht.
    Er hätte sie nicht zwingen dürfen zu bleiben.
    Als Diego nach einer Weile noch nicht wiedergekommen war, erlaubte ich es meinen Gedanken, in die Höhle zurückzukehren, die ihren Schrecken noch längst nicht verloren hatte. Vielleicht war das der Moment gewesen, als sich Gott endgültig von uns abgewandt hatte. Vielleicht hatte er dafür gesorgt, dass wir aus der Kirche ausgeschlossen wurden und ich Jakob das Schwein traf.
    Ein Schatten fiel über mich.
    »Ich habe eine Schiffspassage für uns beide. Die Pferde sind verkauft.«
    »Du hast dein Pferd verkauft?« Ich wusste, wie sehr er an dem Tier gehangen hatte.
    »Es ging nicht anders. Das erste Schiff, das ausläuft, ist schon fast voll.« Er räusperte sich. »Wir werden in Antioch neue kaufen.«
    Ich ergriff seine Hand. »Es tut mir leid.«
    Er setzte sich neben mich und ging nicht weiter darauf ein. »Der Kapitän sagt, dass sie noch ein paar Tage brauchen. Er schickt jemanden, wenn es so weit ist. Wir können im Gasthaus übernachten.« Diego drückte meine Hand. »Und dann solltest du mir endlich alles erzählen.«
    Das tat ich, als wir abends im Gasthaus saßen. Nicht alles erzählte ich, aber doch das meiste. Sogar die Höhle ließ ich nicht aus.
    Seine Augen weiteten sich, als ich Konrad erwähnte, aber er urteilte nicht über ihn, und dafür war ich ihm dankbar.
    Wir mussten in getrennten Zimmern schlafen. Es gab eines für Frauen, eines für Männer, beide mit niedrigen dunklen Decken und mit frischem Stroh ausgelegt. Ich teilte mir meines mit drei Frauen, die auf einer Pilgerfahrt nach Rom waren. Sie warteten auf ein anderes Schiff, weil unseres bereits voll war. Mehr verstand ich nicht.
    Diego teilte sich seines mit zweien der Ehemänner. Der dritte hatte sich geweigert, mit einem Juden im Zimmer zu schlafen, und so hatte ihm der Wirt ein Lager hinter dem Schankraum bereitet. Die Lüge von dem Überfall erzählte Diego nicht noch einmal, und ich war froh darüber. Wäre er damit aufgeflogen, hätte man ihn wahrscheinlich an den Pranger gestellt.
    Am sechsten Tag kam endlich ein Schiffsjunge zu uns und sagte, dass wir beim nächsten Sonnenaufgang auslaufen würden. Ich war so aufgeregt, dass ich in der Nacht kaum schlafen konnte. Noch vor

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