Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)
nicht auffallen.«
Es fiel mir schwer, langsamer zu werden. Ich sah mehrere Soldaten. Einige patrouillierten an der Mauer entlang, eine große Gruppe ging über eine Planke an Bord unseres Schiffes.
Mein ganzer Körper begann zu kribbeln, Diego blieb stehen, doch dann drehte sich einer der Männer um, und ich sah ein fremdes Wappen auf seiner Brust. Ich lachte. Ein Warenträger warf mir einen merkwürdigen Blick zu.
Niemand hielt uns auf, als wir das Schiff betraten. Ich sah zurück, suchte zwischen den Menschen am Hafen nach päpstlichen Wappen, entdeckte aber keines. Trotzdem blieb ich an der Reling stehen und wartete, bis die Planke eingezogen wurde und das große Segel unter lauten Rufen entrollt wurde. Erst dann drehte ich mich um und drückte Diegos Hand.
»Wir haben Glück gehabt«, sagte er leise.
Das Schiff war kleiner, als ich erwartet hatte. Es hatte einen Mast und ein langes Segel, und das hintere Drittel war höher als der Rest des Schiffs, als habe man dort ein zweites Stockwerk gebaut. Dort befand sich ein großes Drehkreuz, mit dem das Schiff gesteuert wurde. Leitern führten nach dort hinauf, andere hinab in den Frachtraum unter unseren Füßen. Rund um das Drehkreuz war der einzig freie Platz, der Rest des Decks war überfüllt mit Waren und Menschen.
Die besten Plätze befanden sich im hinteren Drittel oder im Frachtraum und waren bereits weg. Die Soldaten beanspruchten weit mehr, als ihnen zustand, aber niemand wagte es, sie darauf aufmerksam zu machen.
Schließlich fanden wir im vorderen Teil des Schiffs eine Nische zwischen vertäuten Stoffballen, die gerade genug Platz für zwei Menschen und Schutz vor dem Wind bot. Eine Weile sah ich zu, wie sich die Stadt immer weiter entfernte, dann ließ ich mich neben Diego nieder.
»Ich hoffe, es regnet nicht«, sagte ich.
Diego lächelte. Seit wir abgelegt hatten, besserte sich seine Stimmung immer mehr. »Die meisten Leute machen sich über ganz andere Dinge Sorgen, wenn sie zum ersten Mal auf einem Schiff reisen.«
»Das ist nicht mein erstes Mal. Ich bin schon auf dem Rhein von Winetre nach Köln gefahren.« Mir wurde klar, wie lächerlich das klang, als ich an das schier endlose Wasser rund um das Schiff dachte.
Diego streckte sich und schlug die Beine übereinander. »Erzähl mir von Winetre. Was vermisst du?«
»Ich vermisse …« Nachdenklich sah ich in den Himmel, über den weiße Wolken träge dahinzogen und kreischende Möwen flogen. Es war warm.
»Nichts«, sagte ich.
Kapitel 28
Wir blieben in der Nähe der Küste, entfernten uns selten aus dessen Sichtweite. In den ersten Tagen standen die meisten Passagiere an der Reling und übergaben sich, doch nach einer Weile ließ das nach. Ich blieb von der Seekrankheit verschont, ebenso Diego, für den dies die achte Überfahrt war.
Wir verbrachten die Zeit damit, uns mit den anderen Reisenden zu unterhalten. Bis ganz nach Antioch fuhren außer uns nur die Soldaten, aber die hielten sich von uns fern. Sie stammten aus Burgund, wie ich erfuhr, und als ich einmal in ihrer Nähe stand, sagte einer von ihnen laut, sodass ich es hören musste, dass er Juden nicht ausstehen könnte. Da Diego und ich als Mann und Frau reisten, nahmen sie an, dass wir denselben Glauben hatten, und Diego war aufgrund des Brandmals eindeutig als Jude zu erkennen.
Die meisten anderen Passagiere waren Händler, doch sogar Adlige waren an Bord, nämlich ein Vater mit seiner Tochter, die er an einen sizilianischen Grafen verheiraten wollte. Das Mädchen war kaum älter als Konrad. Sie saß oft an Deck und betrachtete das Porträt ihres zukünftigen Ehemanns. Gesehen hatte sie ihn noch nie.
Das erste Mal hielten wir in der Nähe von Rom, luden Waren ab und nahmen neue auf. Diego und ich gingen an Land, um f rischen Proviant zu kaufen und endlich wieder etwas Warmes zu essen. An Bord herrschte ein striktes Feuerverbot, und der Kapi tän erinnerte uns immer wieder daran, dass er jeden von Bord werfen würde, der dagegen verstieß. Ich wusste nicht, ob er das ernst meinte.
In Sizilien ging der Adlige mit seiner Tochter von Bord. Das Mädchen weinte, als es das Schiff verließ. Eine Kutsche wartete bereits am Hafen auf die beiden. Ich sah, wie sie einstiegen und wegfuhren.
Jeden Abend las Diego mir von der Geschichte vor. Als wir Sizilien hinter uns ließen, musste er sie wieder von vorn beginnen. Es gab so vieles, was ich noch einmal hören wollte.
Solange wir noch in italienischen Häfen anlegten, fragte Diego
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