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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Geld kommt.«
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Wir werden den Rest unseres Lebens in diesem Loch verbringen.«
    »Nein, wir kommen hier raus.« Er wollte noch mehr sagen, doch im gleichen Moment öffnete sich die Tür zum Zellentrakt.
    Wie Vieh, das auf die Fütterung wartet, drängten sich die Gefangenen zu den Gittern. Eine Frau trat mir auf den Oberschenkel. Ich schlug nach ihr, sie fauchte.
    Ein Wärter trat in den Gang, zwei große flache Holznäpfe in der Hand. Ihm folgte ein Junge, der einen Kessel trug.
    Als ich das Gesicht des Jungen sah, sprang ich auf, drängte die Frauen beiseite. »Hermann!«
    »Madlen?« Der Kessel rutschte aus seinen Händen, fiel zu Boden, und Brei schwappte über den Rand. Der Wärter fuhr ihn an. Hermann duckte sich unter den Worten und lief aus dem Trakt.
    »Hermann!«
    Mit einem der Holznäpfe schlug der Wärter gegen das Gitter vor meinem Gesicht. Er schrie etwas, befahl mir wahrscheinlich, ruhig zu sein. Ich nahm den Kopf zurück, damit er mich nicht schlagen konnte, und wartete.
    Einige Atemzüge später kehrte Hermann mit einem Eimer voller Wasser und einem Lappen zurück. Er ging auf die Knie und begann den Brei vom Boden zu schrubben, während ihn die Gefangenen hungrig beobachteten.
    »Was machst du hier?«, fragte ich leiser. Der Wärter knurrte, schlug aber nicht noch einmal nach mir.
    Hermann sah nicht auf. »Man hat mich an den Wachkommandanten verkauft. Ich arbeite in der Küche. Wieso sitzt du im Kerker?«
    »Das ist jetzt egal. Was ist mit den anderen?«
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie der Wärter die beiden Näpfe mit einer Kelle füllte. Wir hatten nicht viel Zeit.
    »Ein paar wurden hier auf dem Sklavenmarkt verkauft, die anderen wollte Jakob nach Jerusalem bringen.« Hermann tauchte den Lappen in den Eimer. Ich sah die Tränen auf seinen Wangen. »Madlen, es ist so schrecklich hier.«
    »Wir holen dich raus«, sagte Diego ruhig.
    Aber Hermann schüttelte rasch den Kopf. »Nein, bitte tut das nicht. Ich habe gesehen, was sie mit Sklaven machen, die zu fliehen versuchen. Lieber lebe ich hier, als so zu sterben.«
    Der Wärter schob einen der Näpfe durch eine Aussparung im Gitter der Frauenzelle. Die Gefangenen stürzten sich darauf, drängten sich gegenseitig weg.
    »Was ist mit meinen Söhnen?«
    Hermann wischte den Rest des Breis auf. »Hugo wurde einem Ritter hier in der Stadt verkauft. Er ist mit ihm nach Süden aufgebrochen. Dort wird eine Stadt belagert.«
    »Welche Stadt?«
    Hermann hob die Schultern.
    Der Wärter schob den zweiten Napf in die Zelle der Männer, dann gab er Hermann einen Befehl. Der nickte hastig und warf den Lappen in den Eimer.
    »Befreit mich nicht«, sagte er. »In Gottes Namen, bitte tut das nicht.« Er stand auf.
    »Was ist mit Konrad?«, rief ich. »Ist er auch hier?«
    »Nein, er …«
    Der Wärter gab Hermann eine Ohrfeige, die seinen Kopf zur Seite riss. Dann packte er ihn und zerrte ihn fluchend zur Tür.
    »Wo ist Konrad?«
    Die Tür wurde zugeschlagen, doch nur einen Moment später wurde sie wieder geöffnet, und der Wärter kehrte zurück. Er nahm den Kessel und den Eimer und verließ den Trakt wieder. Den ganzen Weg über hörte er nicht auf zu fluchen.
    Ich sah Diego an. »Wir müssen hier raus. Irgendwie.«
    Er nickte.
    Ein weiterer hungriger Tag verging, bevor sich die Tür des Zellentrakts wieder öffnete. Doch weder der Kerkermeister noch Hermann traten ein, sondern vier Soldaten.
    Zwei von ihnen schlossen unsere Zellen auf, die beiden anderen warteten mit gezückten Schwertern.
    »Du und du!« Der Anführer der Soldaten sprach gebrochenes, schwerfälliges Deutsch und zeigte auf Diego und mich. »Zu Richter.«
    Diego raffte seine Ketten zusammen, ich verließ die Zelle und trat neben ihn. Die Soldaten blieben hinter uns, als wir den Trakt verließen und über ausgetretene Steinstufen nach oben stiegen. Diego stolperte zweimal, aber ich hielt ihn fest.
    Die Tür am Ende der Treppe stand offen. Frische warme Luft wehte herein. Mit geöffnetem Mund trank ich sie, spülte den Gestank der Zellen aus meinem Körper.
    Draußen war es hell, und ich musste die Augen zusammenkneifen. Diego neben mir hob die Hand vor das Gesicht. Einer der Soldaten stieß ihm den Schwertgriff in den Rücken, trieb uns vor sich her durch eine Gasse.
    Menschen säumten sie, johlten und spuckten, als wir an ihnen vorbeistolperten. Ich war erleichtert, dass sie nicht mit Steinen nach uns warfen.
    Schließlich erreichten wir einen Platz,

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