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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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seinen Schwertknauf in die Kniekehle. Peter knickte ein, schlug so schwer auf die Bretter des Karrens, dass eines unter ihm brach.
    Konrads Hand krampfte sich um meine.
    »Er steckt immer noch in ihm!«, rief Nicolaus über Peters Wimmern hinweg. »Der Teufel zwingt ihn zu leugnen. Er ist zu feige, sich uns zu offenbaren!«
    »Dann holen wir ihn raus!«, sagte Hugo neben mir laut.
    Ich drehte überrascht den Kopf. Andere nahmen den Satz auf, verkürzten ihn, bis daraus ein Chor wurde: »Holt ihn raus!«
    Nicolaus nahm seinen Stab, hielt ihn hoch, und die Stimmen verstummten. »Ich werde Gott bitten, mir die Weisheit zu gewähren, in dieser Angelegenheit richtig zu entscheiden. Morgen sehen wir weiter!« Er wandte sich an die Soldaten. »Bis dahin soll der Gefangene weder essen noch trinken oder schlafen. Bitte sorgt dafür.«
    Die Männer nickten. Ich sah zu der Stelle, wo Diego gesessen hatte, doch der Baumstamm war leer, nur einige Nussschalen lagen noch darauf.
    Neben mir teilte sich die Menge. Nicolaus schritt hindurch, so wie er eines Tages durch das geteilte Meer bis zum Heiligen Land schreiten würde. Er blieb nicht neben mir stehen, sondern sagte nur leise: »Komm mit.«
    Ich folgte ihm zur Straße, während sich die Menge allmählich auflöste und kleine Gruppen an uns vorbeigingen. Die Gespräche, die sie führten, drehten sich um Peter und den Diebstahl.
    Auf der anderen Seite der Straße lag ein kleines Waldstück. Wir gingen ein paar Schritte hinein, und es wurde dunkel, als die Baumkronen den Vollmond verdeckten. Eine Frau, die im Unterholz gehockt hatte, zog erschrocken die Luft ein, als sie uns sah, stand auf und eilte mit gesenktem Blick zurück zur Straße. Es roch nach Kot.
    Nicolaus blieb stehen. In der Dunkelheit war sein Gesicht ein verschwommener weißer Fleck. »Man hat mir gesagt«, begann er, »du hattest den Beutel voller Münzen, den Peter stehlen wollte, fest umklammert, als man dich gefunden hat, und du hättest ihn nicht loslassen wollen.«
    »Ich wollte ihn nicht stehlen«, sagte ich, obwohl ich nicht einmal mehr wusste, dass ich den Beutel überhaupt gehalten hatte.
    »Ich weiß.« Das Gleiche hatte Diego gesagt. Ich erinnerte mich an den Klang seiner Stimme.
    »Ein anderer hätte das vielleicht getan, hätte den Beutel vergraben und gewartet, bis wir die Suche danach aufgegeben hatten, aber nicht du.« Nicolaus machte eine Pause. »Weißt du, warum?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Weil du weiter bist als die anderen.« Ich hörte die Freude in seinen Worten. »Du hast Gottes Wort verstanden.«
    Ich wollte ihm widersprechen, aber er ließ es nicht zu.
    »Du«, fuhr er fort, »hast damals am Rhein willentlich deinen einzigen Besitz hergegeben, als die anderen noch zögerten. Und nun hast du das Geld für uns bewahrt. Das ist ein Fingerzeig Gottes. Er hat dich erwählt.«
    Stolz erfüllte mich. Es war ein schönes Gefühl, warm und befriedigend wie eine gute Mahlzeit. »Wozu hat er mich erwählt?«, fragte ich.
    Nicolaus zögerte. »Ich weiß es noch nicht, aber der Engel wird es mir schon noch verraten.«
    Das war enttäuschend, trotzdem versuchte ich das Gefühl festzuhalten und nicht in Ungeduld zu verfallen. Gott würde seinen Willen offenbaren, wenn die Zeit gekommen war.
    »Soll ich dir die Beichte abnehmen?«, fragte Nicolaus.
    »Nein.« Meine Antwort kam zu schnell, klang gehetzt. »Nein«, sagte ich ein zweites Mal, ruhiger und gelassener. »Ich danke dir, aber mein Kopf schmerzt zu sehr. Bestimmt würde ich die Hälfte meiner Sünden vergessen.«
    Nicolaus lachte. Auf einmal klang er wie ein Junge, nicht wie ein Werkzeug Gottes. »So viel hast du bestimmt nicht zu beichten.«
    Da lachte auch ich, wenn auch gezwungen. Ein Teil von mir wollte ihm berichten, wollte berichten, was an jenem schreck lichen Morgen in Köln geschehen war, doch ein anderer schreckte vor dem Gedanken zurück, den Kerker zu öffnen, in dem ich meine Erinnerungen eingesperrt hatte. Es war schlimm genug, dass sie im Schlaf herauskamen.
    Nicolaus begleitete mich zurück zur Straße, dann blieb er wieder stehen. »Ich werde nicht mit ins Lager kommen«, sagte er. »Wenn Lukas fragt, sag ihm, dass ich um den Rat Gottes beten werde. Morgen früh muss ich entscheiden, was mit Peter geschehen soll. Das erwartet man von mir.«
    »Dann wünsche ich dir Glück.«
    Ich ging zurück zu den Feuern. Eine Weile suchte ich nach Diego, um mich zu bedanken, aber ich konnte ihn nirgends entdecken. Die meisten Menschen waren

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