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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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noch auf, obwohl es mitten in der Nacht war. Die Aufregung ließ sie nicht schlafen.
    Lukas saß am Feuer und starrte in die Flammen. Als ich sah, dass niemand bei ihm war, änderte ich rasch die Richtung. Ich wollte nicht mit ihm allein sein.
    Schließlich entdeckte ich Hugo und Konrad. Gottfried, Lena und zwei Mädchen, die mir bekannt vorkamen, wärmten sich ebenfalls am Feuer. Der Platz neben Gottfried, an dem sonst Peter gesessen hatte, war leer. Auch seine beiden Söhne waren nicht zu sehen. Ich nahm an, dass sie gemeinsam mit dem Vater beteten.
    Ich setzte mich zwischen Konrad und Hugo. »Habt ihr den Spanier gesehen?«
    Sie schüttelten den Kopf. Keiner am Feuer wusste, wo er war.
    »Er hat dich gerettet, hörte ich«, sagte Gottfried.
    »Ja. Ohne ihn …« … wäre ich jetzt tot, hatte ich sagen wollen, doch gerade noch rechtzeitig dachte ich an meine Söhne. »… wäre es mir schlechter ergangen.«
    »Und jetzt willst du dich bei ihm bedanken?«, fragte eines der Mädchen.
    »Das würde ich gern, wenn ich ihn nur finden könnte.«
    »Er ist mir unheimlich«, sagte das andere Mädchen. Beide waren zierlich und klein und wirkten wie Schwestern. »Er redet so komisch, und seine Augen sind schwarz wie Asche.«
    »Braun«, widersprach ich.
    »Der Teufel hat schwarze Augen«, sagte Gottfried düster. »Das weiß ich von den Mönchen.«
    »Ich dachte, rot.« Konrad grinste.
    Hugo stieß ihm den Ellenbogen in die Seite. »Darüber macht man keine Witze.«
    »Au.« Konrad wollte nach seinem Bruder schlagen, aber ich hielt seine Hand fest. »Hört auf damit, beide.«
    »Er hat recht.« Gottfried streckte sich am Feuer aus und gähnte. »Nur Narren lachen über den Teufel.«
    »Sag ich doch.« Hugo wirkte zufrieden. Er sah mich an, suchte nach Anerkennung. Ich nickte, obwohl ich nichts Schlimmes dabei finden konnte, über den Teufel zu lachen. Aber es war besser, wenn Konrad lernte, in welcher Gesellschaft man scherzen durfte und in welcher man besser schwieg. Das fiel ihm noch schwer.
    Wir sprachen eine Weile über Peter, dann wurden die anderen müde und legten sich schlafen.
    Ich ging zu Nicolaus’ Feuer. Erleichtert sah ich, dass Lukas bereits schlief. Ich setzte mich leise auf die andere Seite des Feuers und rollte das Fell aus, das Nicolaus mir geschenkt hatte.
    Ich drehte mich gerade auf die Seite, als ich Lukas’ Stimme hörte. »Wo ist er?«
    Er musste nicht erklären, wen er meinte.
    »Im Wald«, antwortete ich. »Er sagt, er will um göttlichen Beistand bitten, damit er morgen, wenn die Leute wissen wollen, was mit Peter geschieht, die richtige Antwort geben kann.«
    »Was hat er sonst noch gesagt?«
    »Das musst du ihn fragen, nicht mich.«
    Ich hörte, wie er sich umdrehte.
    Mein Herzschlag wurde langsamer, doch mein Körper schmerzte, egal, wie ich mich hinlegte, und meine Gedanken kamen nicht zur Ruhe, sprangen zwischen Peter, Nicolaus und Diego hin und her. Irgendwann dachte ich nur noch an Nicolaus, an sein Jungenlachen und an die Entscheidung, die er treffen musste. Es war nicht richtig, ihn damit allein zu lassen. Diese Prüfung hatte Gott nicht nur ihm auferlegt, sondern uns allen. Wir waren Gleiche unter Gleichen, die alles teilten und keine Geheimnisse voreinander hatten. Das war es doch, was Nicolaus immer wieder sagte. Doch wir wagten es nicht, diese eine Entscheidung miteinander zu teilen, weil jeder froh war, dass Nicolaus sie uns abnahm. Das war falsch.
    Ich setzte mich auf, schlug meinen Wollumhang, in den ich mich gewickelt hatte, zurück. Er war feucht vom Nachttau. Am Horizont sah ich einen ersten grauen Streifen über den Bäumen. Es würde bald hell werden.
    Leise erhob ich mich und schlich an den schlafenden Menschen vorbei zur Straße. Holz knackte in den Feuern. Der Geruch von Asche hing in der Luft.
    Ich überquerte die Straße und blieb lauschend vor dem kleinen Waldstück stehen. Ich hörte nichts außer den Geräuschen des Waldes und des Lagers hinter mir. Vorsichtig ging ich tiefer in den Wald hinein. Zweige zerbrachen unter meinen Füßen, das Herbstlaub des vergangenen Jahres raschelte. Ohne den Feuerschein gewöhnten sich meine Augen rasch an die Dunkelheit, aber vor mir wurde der Wald so dicht, dass er eine wabernde schwarze Wand zu bilden schien. Äste strichen wie Fingernägel über mein Gesicht. Plötzlich dachte ich an Wilhelm und hätte beinahe geschrien.
    Und dann hörte ich das Flüstern. Eine Stimme wisperte unverständliche Worte, hektisch und schnell,

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