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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Pflanzen um sie herum bogen sich unter der Last ihres Korns, nur diese eine war von den Käfern zerfressen und trug kein einziges Korn. Der Engel fragte mich: ›Was willst du tun mit dieser Pflanze?‹« Nicolaus machte eine Pause. Er wirkte kräftiger als zuvor, gefestigter. »Was hättet ihr dem Engel geantwortet?«, fragte er nach einem Moment.
    »Herausziehen!«, rief ein Junge. Er war so klein, dass ich ihn zwischen den anderen nur hören, aber nicht sehen konnte. »He rausziehen, bevor die Käfer das ganze Feld kahl fressen!«
    Nicolaus nickte. »Das war genau die Antwort, die auch ich dem Engel gab. Daraufhin brachte er mich hierher zurück, und als ich im Wald dort hinten erwachte, hatte ich meine Entscheidung gefällt.«
    Er wandte sich ab, als wäre damit alles gesagt.
    Lukas trat zu ihm. Die beiden sprachen leise miteinander, während Peter über ihnen auf sie herabblickte. Sein Kopf zitterte wie der eines Greises. Seine Söhne standen weiterhin neben ihm, aber ihnen war anzusehen, dass sie die Hoffnung aufgegeben hatten.
    »Verstehe ich nicht«, flüsterte Konrad. »Was hat das Roggenfeld mit Peter zu tun?«
    »Wir müssen mit Peter das Gleiche tun wie mit der Pflanze«, antwortete Hugo an meiner Stelle, »sonst vergiftet der Teufel in ihm uns alle, Dummkopf.«
    »Red vernünftig mit deinem Bruder«, sagte ich scharf.
    Hugo hob nur die Schultern.
    Konrad sah mich an. »Sie wollen Peter umbringen?« Er klang, als könnte er nicht begreifen, dass jemand, den er kannte, get ötet werden sollte.
    »Ich weiß …«
    Ich unterbrach mich, weil ich auf einmal Hufschlag hörte. Lukas, der Nicolaus zu dem Baumstumpf hatte führen wollen, auf dem Diego in der Nacht zuvor gesessen hatte, blieb stehen.
    Es war ein einzelnes Pferd, sein Reiter war staubbedeckt und hatte die Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht gezogen, doch ich erkannte ihn trotzdem an seiner Kleidung.
    Es war Diego.
    Er zog die Kapuze vom Kopf, als er sich näherte.
    »Ich dachte, den Spanier wären wir los«, hörte ich jemanden sagen. Die Stimme war mir nicht vertraut, aber sie klang alt.
    Diego lenkte sein Pferd durch die Menge, und erst als er im Kreis angelangt war, stieg er aus dem Sattel. Er schüttelte sich, Staub wallte auf, dann drehte er sich zu Nicolaus um und verbeugte sich so übertrieben, dass ich das Gesicht verzog.
    »Ich habe mir erlaubt«, sagte er laut, »in den umliegenden Dörfern Erkundigungen einzuholen. Und siehe da, es hat Gott gefallen, dieses Unheil in der Nähe eines Gerichtsfleckens über uns zu bringen. Der Richter dort, ein Schultheiß, ist ein ehrenwerter Mann, der mit Verbrechen und Teufelswerk in gleichem Maß vertraut ist.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Lukas.
    Diego lockerte den Sattelgurt seines Pferdes. »Weil ich ihn gefragt habe«, sagte er beinahe beiläufig. »Er ließ mich trotz der unchristlichen Stunde ein, gab mir Wein und Brot und lauschte meiner Geschichte. Er ist bereit, für uns ein Notgericht einzuberufen. Noch heute.«
    »Er unterwirft sich dem Gericht«, rief Knut, Peters zweit ältester Sohn.
    »Ja!« Peter reckte das Kinn vor. »Ich erkenne es an. Es soll über mich urteilen.«
    Nicolaus setzte sich auf den Baumstumpf und legte sich den Stab über beide Knie. Er beachtete den Mann auf dem Karren nicht, als er zu Diego sagte: »Du hast wie ein wahrer Christ gehandelt. Du hast die Angst deiner Brüder und Schwestern gesehen und versucht, sie zu lindern. Dafür danken wir dir alle aus tiefstem Herzen.«
    Diego neigte den Kopf, als ahne er, was als Nächstes kam. »Aber?«
    »Aber«, nahm Nicolaus sein Wort auf, »der Engel ist mir in der Nacht erschienen und hat die Verantwortung für diesen Sünder und sein Schicksal an mich übertragen. Kein Gericht steht über dem Gottes.«
    Um mich herum nickten Menschen. »Amen«, sagte Hugo.
    Diego fuhr sich müde durchs Haar. »Natürlich nicht, aber bedeutet Verantwortung nicht, dass du entscheiden musst, was mit Peter geschieht? Und könnte deine Entscheidung nicht lauten, ihn dem Gericht zu übergeben?«
    »Nein.« Das war alles, was Nicolaus antwortete.
    Diego hob die Augenbrauen. »Nein?«
    Lukas schien eingreifen zu wollen, aber da stand Nicolaus auf und deutete mit seinem Stab auf den Spanier. »Verstehst du denn nicht, was hier geschieht? Wer wir sind? Welche Kräfte sich gegen uns verschworen haben, um diesen Kreuzzug zu verhindern?« Speichel sprühte von seinen Lippen, und rote Flecke bildeten sich auf seinen Wangen. »Wir sind die

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