Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)
Diego. Der tat so, als bemerke er es nicht. »Ich hole mein Pferd.«
Er ging an mir vorbei, ohne etwas zu sagen.
Die Nachricht des geplanten Festes sprach sich schnell herum. Konrad vergaß, dass er sich das Haus hatte ansehen wollen. Stattdessen lief er mit den anderen Kindern über den Hof, fing Hühner ein und drehte ihnen den Hals um. Frauen setzten sich an der Mauer in die Sonne und rupften die Vögel, während Mönche Tische und Bänke in den Hof trugen. Dort war mehr Platz als im Speisesaal, doch längst nicht genug für den gesamten Kreuzzug. Und so breiteten wir uns rechts und links des Weges aus. Einige begannen Brennholz zu sammeln, bis jemand rief, im Kloster gäbe es genug davon.
Kurz darauf entdeckte Ott den Weinkeller. Zusammen mit den Mönchen rollte er die Fässer in den Hof. Es waren Dutzende, jemand behauptete, weit mehr als einhundert. Andere trugen Kisten voller Trockenobst und prall gefüllte Weizenmehlsäcke herbei. Schon bald stieg Rauch aus den kleinen Fenstern der Küche auf. Der Geruch von frischem Brot ließ meinen Magen knurren.
Anfangs hielten sich die meisten Mönche abseits bei den Stallungen auf und beobachteten uns. Einige versuchten die Soldaten davon abzuhalten, die Schweine und Ziegen zu schlachten, aber ein Blick von Ott brachte sie zum Schweigen. Erst als das erste Weinfass angeschlagen wurde und das Fett der Spanferkel zischend ins Feuer tropfte, lösten sich einige Mönche aus ihrer Gruppe. Ich hätte gern geglaubt, dass unsere Fröhlichkeit auf sie übergesprungen war, doch wahrscheinlich wollten sie einfach nicht leer ausgehen, während wir uns an ihren Vorräten labten.
Ich half in der Küche, bis Nicolaus mich an einen der Tische im Hof bat. Lukas saß dort bereits, ebenso wie Hugo, Gottfried, Lena und einige Mönche. Diego, der zurückgekommen sein musste, während ich Fleisch zerteilt hatte, stand auf und bot mir den Platz neben sich an. Es wäre unhöflich gewesen abzulehnen, also setzte ich mich zwischen ihn und Lena. Es war so eng, dass unsere Oberschenkel sich berührten.
»Hast du mit deinem Sohn gesprochen?«, fragte mich Diego leise, als er mir einen Holzbecher mit Wein reichte.
Ich schüttelte den Kopf, dann tat ich so, als wolle ich Gottfried zuhören, der den Mönchen Geschichten von unserer Reise erzählte. Ich spürte, dass Diego mich musterte. Rasch trank ich einen Schluck Wein. Er war schwer und süß, unverdünnt. In meinem Magen wurde es warm. Ich griff nach einem Schweinefuß und begann zu essen. Nach einer Weile sah Diego weg.
Es waren einfache Speisen, die wir in der Kürze der Zeit zubereitet hatten. Schwein und Huhn, über dem Feuer gegrillt, und Brot. Außerdem streuten wir frische Kräuter über das Fleisch. Diego aß kaum etwas, nur ein wenig Huhn und Trockenobst. Einige Male versuchte er eine Unterhaltung mit mir anzufangen, aber ich blieb einsilbig.
Meine Gedanken drehten sich um das, was Gottfried gesagt hatte. Ich konnte an nichts anderes denken, wenn ich Diego ansah. Schließlich begannen er und der alte Mönch, der uns gegenübersaß – sein Name war Vater Adolphus –, miteinander auf Latein zu reden.
Ich wandte mich Lena zu. Wir sprachen über die Dörfer, aus denen wir kamen, die Familien und Herren, die wir zurückgelassen hatten, und über die kleinen Geheimnisse, die wir von den anderen im Kreuzzug erfahren hatten.
Irgendwann wurde es dunkel. Eine kurze Geste von Vater Adolphus reichte, um die Novizen, die mit Konrad, Erik und Cornelius am Nebentisch saßen, aufspringen zu lassen. Sie liefen ins Haus und kehrten kurze Zeit später mit Kerzenständern zurück, die sie auf den Tischen verteilten. Das warme Licht erhellte den Hof. Konrad drehte sich immer wieder um, als wolle er sich den Anblick einprägen. Ich glaubte nicht, dass er je in seinem Leben bei Kerzenlicht gegessen hatte.
Um mich herum wurde gescherzt, gelacht und gesungen. Die Sommernacht war mild und trocken. Nur Nicolaus fröstelte. Er war müde und schlief beinahe im Sitzen ein. Vater Adolphus bot ihm mit schwerer Zunge eine Zelle im Haus an. Nicolaus nahm an und ließ sich von Lukas und einem Novizen ins Innere des Haupthauses führen.
»Wie sieht es wohl dort drinnen aus?«, fragte Lena, die ihnen ebenso wie ich nachsah.
»Wollen wir es herausfinden?« Ich fragte mich, warum noch keiner auf diesen Gedanken gekommen war. Wir hatten uns nur im Küchentrakt und in den Vorratskellern aufgehalten. Niemand hatte es gewagt, das Haupthaus zu betreten.
Lena
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