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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Schluck. Sie reichte mir den Becher. »Wollen wir weitergehen?« Sie lallte.
    Ich nickte. Wir zogen die Tür hinter uns zu. Zwei weitere Zimmer boten den gleichen Anblick. Die Enttäuschung machte mich müde. Auf einmal spürte ich, wie betrunken ich war. Ich konnte kaum noch gerade gehen.
    »Ich muss pinkeln«, sagte Lena.
    »Nimm doch einen Eimer in einem der Zimmer.« Ich drückte eine dunkle Tür auf, die fast am Ende des Gangs lag.
    »Da, wo die Mönche rein machen?« Lena kicherte und schüttelte sich. »Das bringt bestimmt Unglück.«
    Wieder hielt ich die Kerze ins Zimmer. Ein Spiegel reflektierte das Licht und riss mein Gesicht aus der Dunkelheit.
    »Lena«, sagte ich leise. »Sieh mal.«
    Sie stellte sich hinter mir auf die Zehenspitzen und blickte über meine Schulter. »Ist das …?«
    »Ja.« Ich trat ein. »Ein Bett.«
    Auf einer schweren Holztruhe entdeckte ich einen Kerzenleuchter. Ich zündete die Kerzen darin an. Mit jeder Flamme erhellte sich das Zimmer weiter.
    Es war groß. Der Boden war mit Teppichen bedeckt, ebenso die Außenwand rechts und links des Fensters. An den anderen Wänden hingen Gemälde. Ein großer Schrank stand zwischen ihnen, daneben eine Truhe, in deren Deckel eine getöpferte Waschschüssel eingelassen war.
    Auf der anderen Seite, neben einer schmalen Tür, befand sich ein kleiner Altar, über dem ein Kreuz hing. Eine schmale, gepolsterte Bank stand davor. Sie sollte wohl das Knien erleichtern.
    Lena ging an mir vorbei zu dem breiten vierpfostigen Bett, das den meisten Platz im Zimmer einnahm. Das dunkle Holz war mit Schnitzereien bedeckt. Ein hellblauer Himmel spannte sich darüber, die Vorhänge an den Pfosten hatten die gleiche Farbe.
    »Da kann ja eine ganze Familie drin schlafen«, sagte Lena. Sie war am Fuße des Bettes stehen geblieben. »Ist das wirklich nur für einen?«
    »Ich glaube nicht, dass der Abt sein Bett mit anderen geteilt hat.« Ich stellte die Kerze ab und ging langsam um das Bett herum. Tücher, große Kissen und bunte Steppdecken lagen darauf.
    »Woher weißt du, dass es dem Abt gehört hat?«, fragte Lena. Weder sie noch ich hatten das Bett bisher berührt.
    »Wem sonst?«
    Sie nickte. Dann ging sie so nahe an das Bett heran, dass ihre Beine den Holzrahmen berührten. »Soll ich?«
    Ich verstand nicht, was sie meinte, aber bevor ich ihr antworten konnte, stieß sich Lena ab und landete auf allen vieren zwischen den Kissen. Ihre Augen weiteten sich. »Die sind so weich!«, stieß sie hervor und umarmte eines davon. Sie ließ sich auf die Seite fallen, rieb ihr Gesicht an den Tüchern. »Das ist Seide, Madlen. Fühl doch mal.« Sie warf mir das Ende eines Tuchs zu.
    Ich streckte die Arme danach aus, sah, wie es auf meiner Haut landete und nach unten glitt. Der Stoff war so leicht, dass ich ihn kaum spürte.
    Lena drehte sich auf den Rücken, streckte Arme und Beine aus, griff nach den Steppdecken und rollte sich hinein. Das Bett war so kurz, dass ihre Füße über dem Holzboden hingen. Sie quiekte wie ein Ferkel.
    »Ich werde nie wieder aufstehen«, rief sie. »Wenn ich mal sterbe, soll man mich mit dem Bett begraben.«
    Sie lachte, zuerst leise, dann immer lauter, bis ihr Tränen aus den Augen liefen. »Stell dir doch mal vor, wie alle gucken würden, wenn ich in dem Bett zur Kirche …«
    Sie brach ab, konnte vor Lachen nichts mehr sagen. Ihre Tränen verdunkelten den Stoff des Kissens, auf dem sie lag.
    Ich setzte mich auf die Bettkante. Das Stroh unter all den Decken und Tüchern knisterte. Das Bett war wirklich so weich, wie Lena gesagt hatte. Nichts stach oder kratzte, alles war glatt.
    Ich ließ mich in die Kissen sinken, lag Kopf an Kopf mit Lena da und starrte auf den Himmel. Er drehte sich langsam über mir. Auf meiner Zunge lag der süße Geschmack des Weins.
    »Ich will nie wieder nach Hause«, sagte ich.
    Lenas Lachen erstarb. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ich auch nicht.«
    Wir schwiegen eine Weile. Ich schloss die Augen und lauschte dem Rauschen der Blätter vor dem Fenster.
    »Aber das müssen wir auch nicht«, sagte Lena irgendwann. »Wenn wir Jerusalem befreit haben, wird man uns mit Gold überschütten. Wir werden jede Nacht in einem solchen Bett schlafen und …«
    Es polterte.
    Ich öffnete die Augen. Lena setzte sich auf. »Was war das?«, fragte sie.
    »Das kam von unten.« Ich erhob mich und ging zur Tür. Der Boden schwankte wie ein Bootsdeck. Vorsichtig zog ich die Tür einen Spalt weit auf. Das Poltern wurde

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