Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
Vom Netzwerk:
sofort wieder in Deckung, sobald ich feststellte, dass das Fenster in Kniehöhe lag und sich im Raum dahinter Menschen befanden.
Ich konnte jetzt auch Stimmen hören, denn das Fenster war angekippt.
Schnell sah ich mich um, um ein geeignetes Versteck zu finden, von dem aus ich alles gut beobachten konnte, doch es gab nichts. Also legte ich mich auf den Boden und kroch auf allen Vieren unter das Fenster. Vorsichtig hob ich den Kopf, um hineinzusehen.
In dem Raum befand sich ein großer, runder Tisch, um den sieben Männer saßen. Sie sahen sehr unterschiedlich aus, doch in einem waren sie absolut gleich: Sie strahlten eine unglaubliche Macht aus.
Mit dem Rücken zu mir saß ein großer Mann, in dessen Glatze sich die Neonlampen spiegelten. Ich konnte nur seinen Rücken sehen und den teuren Anzug, der ihn bedeckte, und hin und wieder ragte seine große Nase hervor, wenn er sich einem seitlichen Gesprächspartner zuwandte.
An seiner linken Seite hatte ein kleinerer Mann mit Bart und Brille Platz genommen, dessen Hände auf einer Aktentasche ruhten, die vor ihm auf dem Tisch lag. Er saß bewegungslos wie eine Statue, und nur sein gelegentliches Blinzeln verriet, dass es sich bei ihm nicht um eine Puppe handelte. Ich schätzte ihn auf Mitte vierzig. Er war braun gebrannt, als käme er gerade von seiner Yacht in Monaco. Oder von den Bahamas.
An dessen anderer Seite saß ein schlanker Kerl, kaum vierzig und damit wahrscheinlich der Jüngste im Raum, der permanent den Kopf schüttelte über das, was der Glatzköpfige sagte. Er hatte eine fahle Haut und ausdünnendes Haar an der Stirn, dafür kringelte sich der Rest in zarten Locken, die ihn als Kind bestimmt wie einen Engel hatten aussehen lassen. Auffallend waren auch seine kleinen, aber sehr wachen Augen und eine feine, schmale Nase, die ihm ein aristokratisches Aussehen verlieh.
Der Glatzenmann sprach immer noch in einem lauten Englisch mit unverkennbar französischem Akzent. Er betonte gerade, wie wichtig die Zusammenarbeit besonders auf diesem bestimmten Sektor sei. Ich erriet nur leider nicht, wovon genau er sprach, und beobachtete weiter die Männer.
Sozusagen mir gegenüber saß ein kleiner, sehr dünner Mann, der bereits jenseits der Sechzig sein musste, mit schmalen Lippen und dünnem, grauem Haar, der zu den Worten des Sprechers die Stirn runzelte. Er sah trotz seines Alters sehr aktiv und beweglich aus, als würde er stets genügend Zeit finden, seinen unbezahlbar teuren Anzug abzulegen und in Bestzeit um den Schlachtensee zu joggen.
Sein Nebenmann schien nur unwesentlich jünger, aber wesentlich besser ernährt, er wirkte jedenfalls dicklich und unbeweglich. Er schien ungeduldiger als sein Sitznachbar zu sein und rollte mit seinen Fingern ununterbrochen einen Kugelschreiber hin und her. Mir fiel sofort auf, dass der Stift so aussah, wie der aus Andreas Werners Safe. Besonders auffallend waren seine dichten Augenbrauen und sein Blick, der fast hinter den Lidern versteckt lag, als säße er in einer Pokerrunde und hätte Angst, dass sich sein Blatt in den Augen spiegeln könnte.
An dessen Seite saß ein unverschämt attraktiver Mann, der ständig lächelte. Und erstaunlicherweise schien dieses Lächeln sogar seine Augen zu erreichen. Entweder hatte er es sich jahrelang antrainiert, oder er hatte wirklich Spaß in dieser Runde. Hätte ich ihn auf der Straße getroffen, hätte ich bestimmt zurückgelächelt, aber in dieser Situation wirkte das Lächeln eher unheimlich auf mich.
Zu guter Letzt war da noch ein drahtiger Kerl, der zwar locker und leger wirkte, aber auf mich einen sehr interessierten Eindruck machte, einfach nur dadurch, wie er seine Gesprächspartner ansah. Sein hochintelligenter Blick wanderte musternd von einem zum anderen, als würde er jede Bewegung in seinem Hirn abspeichern und gleichzeitig mit anderen Faktoren berechnen, um einen bestimmten Zustandswert zu erhalten. Auch er mochte so Mitte, Ende Vierzig sein. Entspannt lehnte er in seinem Stuhl, was ihn etwas kleiner als die anderen erscheinen ließ, aber daraus schien er sich nichts zu machen. Cooler Typ.
Ich ließ meinen Blick von einem zu anderen schweifen und kam zu dem naheliegenden Schluss, dass es sich bei den Männern wohl um jene besagten Sieben Zwerge handeln musste. Auf ihre Körpergröße traf ihr Name weniger zu, und eigentlich sahen sie auch alles andere als mysteriös oder bedrohlich aus. Sollten diese Männer wirklich dafür verantwortlich sein, dass sechs Menschen sterben

Weitere Kostenlose Bücher