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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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mussten und mein Leben völlig ruiniert war?
Ich hatte dunkle Katakomben und geheimnisvolle Gemächer erwartet, Masken, Falltüren und Folterkammern. Was ich hier sah, erinnerte mehr an eine ganz normale Konferenz. Langsam nervte es mich, dass sie sich über etwas unterhielten, wovon ich momentan nur die Hälfte verstand, denn der Kopfschüttler sprach sehr schnell und in einem harten, kühlen Englisch. Erst als der Glatzköpfige wieder das Wort ergriff, dämmerte mir nach und nach, worum es ging. Und ich ahnte langsam, dass sie längst nicht so harmlos waren, wie sie rein äußerlich wirkten.
»Wir haben uns schon auf einen Betrag geeinigt, das wird kein Problem. Die deutsche Regierung braucht nur noch einen kleinen Schubs, und das klappt am besten über das Geld. Wie immer«, sagte er mit seinem französischen Akzent auf Englisch. Ich konnte weiterhin sein Gesicht nicht sehen, aber es klang, als lächelte er dabei. Ich lag jetzt auf dem Boden und lauschte angestrengt auf seine weiteren Worte, denn noch war er nicht fertig. »Wir wollen das Netz haben, unbedingt. Es ist eine Goldgrube, glauben Sie mir. Wir werden es unter uns aufteilen und damit einen Volltreffer landen. Die Einnahmen fließen ununterbrochen noch in Jahrzehnten, selbst wenn wir schon längst in Rente sind. Und auch Sie werden jede Menge Vorteile davon haben.«
Der Kopfschüttler schien immer noch skeptisch. »Und wie wollen Sie die Regierung anschieben? Sollen wir ihr den Geldhahn zudrehen? Verstehen Sie mich nicht falsch, auch wir wollen unbedingt, dass die Autobahnen unter die Leute kommen, aber ich habe das Gefühl, Sie sehen das ein bisschen zu einfach.«
»Das ist auch ganz einfach.« Plötzlich meldete sich eine dritte Stimme zu Wort. »Ein kleines Gerücht über drohende massive Kfz-Steuererhöhungen und die Leute werden stattdessen eine billige Maut fordern und so viel Druck machen, dass die Regierungen nicht mehr widerstehen können. Wir kümmern uns dann darum, das hat doch sonst auch funktioniert, das werden Sie schon noch lernen.«
    Ich hob den Kopf, um zu sehen, wer da sprach und beobachtete, wie sich der unverschämt attraktive Mann rechts am Tisch mit einem weisen und freundlichen Lächeln in reinem, akzentfreiem Englisch dem Kopfschüttler zuwandte. Er schien absolut sicher, dass sein Plan funktionieren würde.
Der Kopfschüttler, der neu in der Runde zu sein schien, war jedoch noch immer nicht überzeugt.
»Das ist mir zu einfach. Meinen Sie nicht, dass dieses Prinzip jemand durchschaut?«
Der Attraktive lachte. »Nein. Das werden sie nicht. Das Wunderbare an den Menschen ist, dass sie den Medien blind vertrauen. Was im Fernsehen kommt oder in der Zeitung steht, ist für sie wahr. Die heilige Kuh, die niemals etwas falsch macht. Da nützen auch Dementi nichts. Was einmal gesagt oder geschrieben wurde, bleibt haften. Also, keine Sorge, das ist kein Problem. Ich kümmere mich darum.«
»Ich glaube einfach nicht, dass die Drohung mit der Erhöhung der Steuer reichen wird. Es geht doch schon lange so, dass Steuern und Benzinpreise steigen, daran haben sich die Leute schon gewöhnt.«
»Was schlagen Sie vor?«
Was geantwortet wurde, konnte ich leider nicht verstehen, weil gerade eine S-Bahn mit einem lauten Rattern vorbeifuhr. Als das Geräusch verklungen war, sprach der Bärtige mit den unbeweglichen Händen. Seine Stimme war sehr tief und warm, was mich überraschte, denn es passte nicht zu seinem Äußeren.
»Der Mann ist absolut zuverlässig und nicht teuer.«
Ein Lächeln huschte über die Gesichter der Anwesenden. Der Bartträger fuhr fort: »Er ist noch immer die rechte Hand der Kanzlerin, und selbst wenn die Regierung wechseln sollte, so gibt es mehrere Nachfolger.«
»Die werden den Preis in die Höhe treiben. Wir sollten dafür sorgen, dass die Regierung bleibt.« Der skeptische Kopfschüttler war noch immer nicht überzeugt.
Der Bartmann lächelte weise. »Nein, im Gegenteil. Ich habe bereits ein paar interessante Angebote erhalten, auch von der Gegenseite. Wir müssen uns keine Sorgen machen, egal wie der politische Wind in Zukunft wehen wird.«
Dann schwieg er genüsslich.
Der Glatzköpfige beugte sich vor. »Na, dann nutzen wir diesen Einfluss, was soll das Zögern?«
»Wir müssen unsere Trümpfe gar nicht ausspielen. Lassen wir die Politik dieses Mal außen vor. Wir können noch eine andere Strategie fahren.« Jetzt meldete sich der Mann rechts neben dem Glatzkopf zu Wort, der bisher schweigend die Anwesenden gemustert

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