Das sechste Opfer (German Edition)
Tür.
Danach schloss ich die Tür hinter mir, ging wieder zurück in den Schankraum, wo ich den Jungs am Tresen und dem Wirt einen ausgab. Dann rief ich Polizei und Zeitung an und meldete ihnen den gefesselten Mörder im Klo des Gasthauses. Ich verabschiedete mich von Christian und seinen Gästen, die nicht einmal nach meinem Begleiter gefragt hatten, und ging hinaus, wo ich schnurstracks von dannen hinkte, um so viel Raum wie möglich zwischen mir und Manuel zu lassen.
Mein Freund ist der Tod
Ich rechnete damit, dass die Bombe, die ich gelegt hatte, am nächsten Tag platzen und sich die Stadt in Aufruhr befinden würde, sobald die Wahrheit ans Licht kam. Deshalb verbrachte ich den Abend bereits in Vorfreude auf meine Entlastung und die Freiheit, die ich danach wieder würde genießen können. Ich machte Pläne, was ich zuerst mit Nicole unternehmen, wie ich am besten meinen Alltag zurückerobern würde. Ich verfolgte die Gedanken, die ich heute hatte, bevor ich Manuel begegnete, weiter und fügte noch ein paar Träumereien hinzu, in denen ich als Retter der Nation gefeiert wurde.
Doch als ich mir in der Nacht die erste Ausgabe der morgigen Zeitung kaufte, entdeckte ich nichts. Weder meinen Artikel noch das Geständnis des Mörders. Da war nichts! Ich suchte sogar auf den letzten Seiten und in den kleinsten Spalten – nichts.
Ich konnte es nicht fassen und blätterte sie noch einmal genauer durch. Ich überprüfte sogar das Datum, aber das änderte nichts. Nur fremde Geschichten um Außenhandel, Terror oder Kriege in fernen Teilen der Welt. Kein Wort über die Sieben Zwerge, kein Geständnis eines gedungenen vielfachen Mörders.
Enttäuscht und entsetzt ließ ich die Zeitung wieder sinken. Mathias hatte mir sein Wort gegeben. Vielleicht brachte er meine Enthüllung erst morgen.
Ich versteckte ich mich wieder im Keller eines alten Hauses und wartete auf die Ausgabe am nächsten Abend, aber dort erwartete mich erneut Enttäuschung. Über alles wurde geschrieben, nur meine Geschichte erschien nicht. Stattdessen fand ich in der heutigen Ausgabe einen aktuellen Bericht über die Fahndung nach mir und einen Artikel, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Der unerwartete Aufschwung
Wer hätte gedacht, dass wir in diesen Krisenzeiten noch einmal einen lauten Hurra-Schrei von einem Unternehmer hören würden. Ein Hurra, das nicht auf der makabren Notwendigkeit beruht, mehrere Angestellte zu entlassen und die Firma aufzulösen, um danach endlich von unlösbaren Finanzsorgen, Überstunden, Steuerproblemen und Existenzängsten erlöst zu sein. Im Falle von IMDEP ist es ein Hurra, das bedeutet, dass eine Firma, die kurz vor dem Ruin stand, nun doch überleben wird. Und sogar aus den roten Zahlen herauskommen kann, wenn sich der Boom fortsetzt. Ja, wenn. Denn das ist noch gar nicht so sicher.
IMDEP fertigt Stahlträger an. Die sind zwar immer noch in Mode, aber durch den Wegfall der Eigenheimzulage und auf Grund der ohnehin schwächelnden Wirtschaft waren IMDEPs Stahlträger kaum noch gefragt und Firmenchef Torsten Kohlhaupt stand kurz davor, das Geschäft aufzugeben. Doch jetzt, nur wenige Tage vor dem Weg zum Insolvenzverwalter, kam die Rettung in Form eines Auftrages für eine neue Brücke über die A9. Keine normale Überführung, sondern eine besondere kleine Brücke, an der ein paar Mauthäuschen kleben sollen, die in Zukunft möglicherweise Autofahrer zur Kasse bitten werden, die die Autobahn benutzen wollen.
Noch ist der Verkauf der Autobahnen keine beschlossene Sache, aber einer der Bewerber um einen Abschnitt der Strecken lässt schon einmal zur Probe eine Mautbrücke errichten, um zu sehen, ob seine Kosten-Überschussrechnung auch wirklich funktionieren wird. Eine risikoreiche Angelegenheit, zumal sich die Autobahnen fest in staatlicher Hand befinden, aber offenbar stehen Investoren und Bauherren bereits in den Startlöchern, bereit zuzuschlagen.
Torsten Kohlhaupt (48), selbst leidenschaftlicher Autofahrer, der sich auch gern Rennen anschaut, hat nichts gegen den Verkauf der Autobahnen, denn das würde bedeuten, dass sein Betrieb endlich wieder schwarze Zahlen schreiben und er eine neue Sekretärin einstellen könnte. Jetzt erledigt er die paar Rechnungen selbst, aber der Auftrag für mehrere Mautstationen würde ihm die Rettung bringen. Und nicht nur ihm.
Bleibt abzuwarten, wie sich Senat und Kanzlerin zur Frage der Autobahnen entscheiden, ob sie an ihrem Besitz und den damit verbundenen Steuern
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