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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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sich auf diese Tür zu.
Sobald wir allein in dem kleinen Gang waren, von dem zwei Türen abgingen, rammte er mich gegen die Wand. »Du leidest wohl an einem ausgeprägten Todeswunsch, Arschloch. Aber diese Spielchen nützen dir nichts.«
»Fang endlich an! So gibt es wenigstens noch ein paar Zeugen.«
Er lachte. »Für wie blöd hältst du mich?! Die Säufer werden mich schon vergessen haben, bevor du deinen letzten Atemzug getan hast. Außerdem existiere ich nicht, erinnerst du dich?!«
Ich spürte wieder das Messer in meinen Rippen. Er drückte mich dermaßen fest an die Wand, dass ich kaum noch Luft bekam. Ich wollte mit dem Notebook ausholen und es ihm gegen den Kopf schlagen, doch er schien meine Absicht geahnt zu haben, denn er wich mit unglaublicher Geschmeidigkeit aus, nahm stattdessen meinen Arm, während er sich im Schwung befand und drehte mich mit dem Gesicht zur Wand. Er presste meinen Kopf gegen die Wand und drückte meine Hände auf den Rücken. Ich konnte mich nicht bewegen. Dann machte er mit einem Bein die Tür zum Frauenklo auf, riss mich von der Wand weg und schleuderte mich in den kleinen Raum. Er hatte mehr Kraft, als ich ihm zugetraut hatte. Ich strauchelte und fiel zu Boden, versuchte, mich irgendwo festzuhalten, doch ich griff ins Leere. Mein Kopf knallte gegen das Klobecken.
Als ich wieder denken konnte, brannte mein Bein wie Feuer. Manuel trat noch einmal dagegen. Ich sah, wie sich meine Hose rot färbte.
Doch Manuel erstach mich nicht. Noch nicht. Er nahm erst sein Handy zur Hand und wählte eine Nummer. Dann sprach er mit kühler Stimme: »Ich hab hier einen Mistkerl, der behauptet, etwas geschrieben zu haben.«
Fieberhaft suchte ich nach einem Ausweg, aber ich fand keinen. Bis mir Manuels Hosenbein ins Auge fiel. Ich hatte mich schon gewundert, dass er nur mit einem Messer bewaffnet war, aber im Hosenbein steckte die Erklärung. Eine schwarz glänzende Beretta, wie ich sie für ein paar Tage besessen hatte. Er lauschte am Telefon und grinste arrogant. Ich nutzte die Gelegenheit und fuhr mit einem schnellen Handgriff in seine Hose, schnappte mir die Beretta und hielt auf seinen Bauch. Ich lag zwar noch immer am Boden, aber das Kräfteverhältnis hatte sich dramatisch verändert. Er wurde blass.
»Mach das Handy aus und nimm die Hände hoch.«
Er gehorchte. »Sie scheißen auf deinen Artikel, also pass auf, dass du jetzt alles richtig machst, sonst bist du Hackfleisch.«
»Aber vielleicht bist du viel eher Hackfleisch als ich.« Ich stand mühsam auf, ohne ihn aus den Augen zu verlieren. »Leg dich hin.«
»Was?«
»Leg dich hin!«
»Wohin?«
»Neben das Klo. Die Hände an die Rohre.«
»Du willst mich fesseln? Womit denn?« Er grinste noch immer überheblich, selbst als er sich so hinlegte, wie ich es ihm befohlen hatte.
Er nahm sogar brav die Hände an die Rohre, die hinter dem Klobecken an der Wand entlang führten.
Ich öffnete meine Hose, was zum ersten Mal Panik in sein Gesicht kriechen ließ. Doch dann wickelte ich den Verband von meiner Wunde ab. Die Wunde hatte sich wieder geöffnet und blutete stark, so dass ich das T-Shirt, das ich anhatte, darüber band. Dann nahm ich den Verband, entwirrte ihn zu einem blutigen Strick und benutzte ihn dafür, Manuels Hände an die Heizung zu fesseln.
Er fluchte leise, als er merkte, dass ich ihm wohl doch entkommen würde, doch ich war noch nicht fertig. Ich nahm ihm Messer und Handy ab, ging aus der Damentoilette, schloss die Tür hinter mir zu und hinkte in die Gaststube, wo ich mir vom Wirt ein Blatt Papier und einen Stift geben ließ, dann kehrte ich zu Manuel zurück.
Er hatte inzwischen versucht, sich aus seinen Fesseln zu befreien, doch seine Bemühungen waren vergeblich gewesen. Mein Verband saß.
Ich setzte mich auf die Klobrille und schrieb ein Geständnis, aber nicht meines, sondern das von Manuel. Ich schrieb, dass er den OTE-Vorsitzenden Dr. Gruneveld getötet hatte und mitverantwortlich für den Tod an Franz Geier war. Für die Unterschrift löste ich noch einmal kurz den Verband, hielt ihm aber sicherheitshalber Pistole und auch das Messer unter die Nase, und er unterschrieb, nachdem ich ihm mit dem Messer ein »P« in den Oberarm geritzt hatte und dann sofort mit dem »E« weitermachen wollte. Dann band ich ihn noch fester als vorher an die Rohre.
Als er sicher und reglos neben dem Klobecken lag und mich am liebsten mit den Augen auf den Mond geschossen hätte, nahm ich das Papier und befestigte es von außen an die

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