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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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dampfenden Kaffee zurück und setzte sich wieder auf den Sessel mir gegenüber. Die Katze hob bei dem Geruch frischgebrühten Kaffees nur müde den Kopf, bevor sie sich wieder zusammenrollte und weiterschlief.
»Wenn Sie Zucker oder Milch brauchen, hole ich Ihnen gerne. Ich bringe es nur immer erst ohne, Milch oder Zucker verfälschen nur den Geschmack, schade um den Genuss, finde ich immer. Aber wenn Sie es brauchen, gehe ich noch einmal.«
»Nein, danke, schwarz ist perfekt.«
Ich bereute meine Worte aber sofort wieder, als ich einen Blick in die Tasse warf. Der Kaffee war extrem schwarz. Da erinnerte ich mich an Frau Meyers Aussage bezüglich der Risikofreudigkeit ihres Falkos. Da lag es also. Er riskierte gern sein Leben durch zu starken Kaffee.
Ich nippte kurz und stellte sofort die nächste Frage. »Hat Ihr Ex kurz vor seinem Tod irgendwie anders gewirkt? War er verändert? Besorgt oder so etwas?«
»Sie meinen, etwas anderes als todunglücklich und gebrochen, weil ich ihn verlassen wollte?«
Dumme Frage. Nächste Frage.
»Ich meine, hat er vielleicht erzählt, dass er Probleme bei der Arbeit hatte, dass ihm etwas Kummer bereitet hat oder dass er kündigen wollte?«
Sie dachte kurz nach. »Nein, da war nichts. Er hat nie über die Arbeit gesprochen, nicht wirklich. Was sollte er da auch erzählen?« Sie äffte die Stimme eines Transvestiten nach: »Heute hab ich fünf Zahlen mehr als gestern eingetragen, ist das nicht aufregend? Und vielleicht krieg ich dafür eine Belohnung. Und wenn nicht, dann werde ich morgen einfach noch ein paar Zahlen mehr auf die linke Seite eintragen. Oder lieber die rechte, was meinst du, Schatz?«
Ich musste schmunzeln, doch Frau Zappis blieb ernst. Sie sprach in ihrem normalen Tonfall weiter. »Seine Arbeit hat mich auch nicht interessiert. Wenn er vor der Kamera gestanden hätte, dann vielleicht, oder wenn er was zu sagen gehabt hätte beim Programm, dann hätte mich das sehr interessiert, aber so.« Sie schniefte verächtlich. »Die Partys, zu denen er manchmal ging, waren auch nicht sonderlich interessant. Da hing er auch immer nur mit seinen Buchhalter-Freunden und -Freundinnen rum und ist um neun wieder gegangen. Einmal hat er mich nämlich mitgenommen. Da hab ich den Moderator von so einer Quizshow kennen gelernt, der war sehr nett. Hat mir ein Autogramm gegeben.«
Ihre Augen strahlten auf einmal. Diese Party war wahrscheinlich das Highlight ihrer Ehe mit Uwe Zappis.
»Wie lange hat er dort gearbeitet?«
»Acht Jahre, glaube ich. Er war schon ziemlich lange dabei. Da haben die noch in Schwarz-Weiß gesendet, als er anfing, hat er immer gesagt. Aber das war gelogen, ich habe das mal geprüft. Schwarz-Weiß gibt's schon seit über zwanzig Jahren nicht mehr. Oder sogar noch länger.«
Wieder schniefte sie verächtlich.
»Wer waren seine Buchhalter-Freunde oder -Freundinnen, die Sie vorhin erwähnten?«
»Keine Ahnung. Kenne ich nicht.«
»Ist er vielleicht in ein Fitnessstudio gegangen? Oder zu einem Therapeuten?«
»Einem Therapeuten? Sie denken, er war irre?«
»Nein, das meine ich nicht. Hat er regelmäßig etwas ohne Sie unternommen? Oder hatte er ein Hobby? Und bei welcher Bank war er?«
»Keine Ahnung, welche Hobbys er hatte. Er hatte nichts, denke ich. Er hat ferngesehen und manchmal war er am Wochenende angeln.«
»Allein?«
»Ja, das hat er jedenfalls behauptet.«
»Welche Bank? War er bei der Berliner Staatsbank?«
»Nein. Dresdner Bank, wie ich. Wir hatten ein Partnerkonto zusammen. Jetzt habe ich es mit Falko. Aber warum wollen Sie das wissen?«
»Ging er manchmal oder regelmäßig in eine Kneipe? Oder zum Fußball?«
»Nein! Nein, keine Ahnung. Ich weiß es nicht.«
Ich war am Ende mit meinem Latein und sah sie ratlos an.
»Ich hab doch gesagt, er war ein Versager. Schmeckt Ihnen der Kaffee nicht?«
Sie hatte offenbar inzwischen bemerkt, dass ich seit meinem ersten Schluck nicht wieder an dem Kaffee genippt hatte.
»Doch, doch.« Ich führte die Tasse sofort wieder zum Mund und nahm einen Schluck. Er schmeckte so bitter wie Blausäure und versetzte meinen Herzschlag sofort in den nächsthöheren Gang.
Sie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Mehr kann ich Ihnen dazu echt nicht sagen. Was soll das denn für ein Artikel werden?«
Ich beschloss, etwas ehrlicher zu werden. »Ich recherchiere gerade über mysteriöse Todesfälle, und da bin ich auf Ihren Mann gestoßen.«
»Mysteriös? Was ist daran mysteriös? Sie haben es immer noch nicht kapiert. Er hat sich

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