Das sechste Opfer (German Edition)
dem Theater.«
Sie sah nicht aus, als würde sie sich schuldig fühlen, dass sie den Tod ihres Mannes verursacht hatte.
»Falko ist Ihr zweiter Mann?«
»Der dritte. Uwe war mein zweiter. Der erste kam bei einem Autounfall ums Leben. Wir waren gerade zwei Jahre verheiratet, da ist er gegen einen Baum gerast. Nachts, auf so einer Landstraße in Brandenburg. Damals war das ja noch der Osten, und er wollte mit seinem schnellen Opel angeben und alle Trabis überholen und mit 150 über die Straße zischen. Da saß auch seine Cousine mit drin, die in Brandenburg lebte, und sein Neffe. Alle drei tot. Ja, das war hart.«
Jetzt wirkte sie doch etwas betroffen. Ehemann Nr. 1 schien das Risiko geliebt zu haben. Und sie deswegen ihn.
»Und wer ist Falko? Was macht er?«
»Er hat einen Laden für technische Geräte hier um die Ecke. Sachen, nur vom Feinsten, sag ich Ihnen. Das läuft klasse. Nebenbei handelt er im Internet ein bisschen an der Börse, macht ein paar Gewinne, dann wieder ein paar Verluste, es hält sich die Waage, jedenfalls sind wir noch nicht pleite, im Gegenteil.« Sie lachte kurz und sah auf die neue Musikanlage und den Fernseher. »Er sorgt gut für uns.«
»Für uns?«
»Ja, für mich und Schneewittchen. Nicht wahr, meine Kleine?!«
Sie ging zu der Katze auf der Couch neben mir und kraulte sie, so dass ich das Schnurren laut und deutlich hören konnte. »Du bist die Beste, nicht wahr, meine Süße? Mein kleines, süßes Schnäuzelchen, du bist so eine Feine. Ja. So lieb und süß.«
Ich sah mir das Spiel einen Augenblick an, bevor ich zur nächsten Frage kam.
»Hatte Ihr Ex-Mann Feinde?«
Sie richtete sich wieder auf. »Feinde? Uwe hatte weder Freunde noch Feinde, der kannte nur seine Zahlen und PROSAT, mehr war da nicht. Wenn er nach Hause kam, wurde Tagesschau gesehen und Tatort und so was, und dann sind wir ins Bett gegangen. Im Sommer haben wir mit den Nachbarn gegrillt oder seine Schwester im Allgäu besucht. Das war's. Wenn sie den Postmann zu seinen Feinden zählen wollen, weil sich Uwe immer über die Werbung im Briefkasten aufgeregt hatte, bitteschön. Der Mann an der Tankstelle da vorn mochte ihn auch nicht, weil Uwe sich immer Quittungen geben ließ, auch wenn er an einem Sonntag nur einen Schokoriegel für mich gekauft hat. Aber sonst?«
»Und bei der Arbeit?«
»Keine Ahnung. Ich denke nicht. Er hat immer eine Prämie Ende des Jahres gekriegt, weil er so genau gearbeitet hat und manchmal auch Stellen gefunden hat, wo man sparen kann. Es müssen doch immer alle sparen, sogar die größten Konzerne und Betriebe. Ich versteh das nicht. Gerade die müssten doch die Kohle haben.«
Sie wurde nachdenklich und stand auf. »Ich denke, der Kaffee ist fertig.«
Sie ging hinaus, so dass ich Zeit hatte, über das Gesagte nachzudenken. Wenn das stimmte, was sie sagte, dann kam Franz' Theorie über eventuelle Ermordungen gewaltig ins Wanken und ich vertrödelte hier nur meine Zeit, da ich niemals einen Zusammenhang zwischen Andreas Werner und Uwe Zappis herstellen konnte. Außer, Zappis hatte damals sein Geld zu Werners Bank gebracht und die hatten es verschlampt, was Werner wusste und irgendwann zur Sprache brachte, so dass er mundtot gemacht werden musste.
Eine wackelige Theorie, denn Zappis hatte sich nicht wegen des Geldes umgebracht, sondern wegen seiner Frau. Ex-Frau.
Was mich an der ganzen Geschichte von Frau Meyer, verwitwete Irgendwas, geschiedene Zappis, massiv störte, war das mit dem Schmerzensgeld. Wieso zahlte ihr ein riesiger Fernsehsender Geld dafür, dass sie keinem erzählte, dass es ein Selbstmord war, wenn es überhaupt niemanden interessierte, dass sie es jedem erzählte?
Ich war ein bisschen ratlos und starrte auf ein Bild an der Wand, das in Pastelltönen das Bild eines jungen Mädchens zeigte, das vor einem Sonnenuntergang posierte.
Was hatte Zappis genau gemacht bei PROSAT? Er war Buchhalter und damit genauestens informiert über Einnahmen und Ausgaben des Senders. Und wenn es doch kein Selbstmord war? Und auch kein Unfall? Wenn der Sender dafür bezahlte, dass jeder glaubte, es sei ein Unfall oder Selbstmord und dabei nicht auf die Idee kam, es sei ein Mord?
Dieser Gedanke ließ mich auf einmal hellwach werden. Dann würde auch das mit dem Schweigegeld für ihr Nichtschweigen Sinn ergeben. Was hatte Zappis erfahren oder gesehen, so dass er beseitigt werden musste? Falsche Abrechnung von Werbeeinnahmen? Steuerhinterziehung? Manipulation von Nachrichten?
Frau Zappis kam mit einer Tasse
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