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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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hineingezogen. Ich drehte mich im Kreis, ruderte und strampelte um mein Leben, doch ich kam nicht heraus. Immer tiefer und tiefer ging die Fahrt nach unten und ich wusste nicht, was mich am Boden des Strudels erwartete. Ein Abgrund, das Ende, der Tod?
Es gab keinen Halt, keine Hilfe. Ich war ganz allein auf mich gestellt, um nicht darin unterzugehen.
Meine Beine fühlten sich an wie Blei, als ich auf der Straße stand und der falschen Clara hinterher starrte. Ich fühlte mich schrecklich. Einsam, hilflos und unendlich müde. Doch ich musste weiter.
Ich drehte mich um und wollte gerade zurückgehen, um mich an einem ruhigen Ort mit dem Essen niederzulassen, als mich plötzlich von der anderen Seite der Straße zwei Augenpaare anstarrten. Polizisten.
Sie schienen mich erkannt zu haben, denn ihre Hände wanderten sofort gefährlich in Hüfthöhe – die Nähe ihrer Waffen. Dabei kamen sie ruhig auf mich zu, ohne mich aus den Augen zu verlieren. Sie wirkten wie Raubtiere, die sich ihrer Beute im Bewusstsein ihrer Überlegenheit und Kraft näherten.
Wie aufgescheuchtes Wild ließ ich sofort meinen Beutel mit den Einkäufen fallen, krallte den Computer fest und rannte los.
Sie folgten mir. Es hatte schon fast an ein Wunder gegrenzt, dass ich vor zwei Tagen dem Kommissar und Hauptkommissar entwischt war, aber bei diesem Wettlauf heute tendierten meine Chancen gegen Null. Ich war müde und erschöpft, währenddessen die beiden jung, kräftig und durchtrainiert aussahen.
Trotzdem rannte ich durch die Straßen, so schnell mich meine Beine trugen. Hinter mir hallten die Schritte der beiden, die immer näher kamen. Auf einer etwas ruhigen Straße blieb einer der beiden stehen, um seine Waffe zu ziehen und sie auf mich zu richten, während der andere weiter lief. Der Schuss löste sich, doch ich rannte im Zickzack über die Straße, huschte schnell vor einer um die Ecke biegenden Straßenbahn über eine Kreuzung, um dann in einer Seitenstraße zu verschwinden. Es war nur noch einer der beiden Polizisten hinter mir, aber den wurde ich nicht los.
Mein Atem wurde immer kürzer, mein Herz raste. Meine Beine wollten unter mir nachgeben. Ich konnte das Rennen nicht mehr lange durchhalten.
Ich rannte von Straße zu Straße, bog um zahllose Ecken, um danach sofort wieder abzubiegen oder auf einer Kreuzung erneut die Richtung zu wechseln.
Ich hörte, wie die Schritte meines Verfolgers immer näher kamen, während ich langsamer wurde und nach Luft rang. Ich bog mit der Kraft der Verzweiflung in eine kleine Straße ein in einer Gegend, die an die von letzter Nacht erinnerte. Alte, verfallene Häuser und überwucherte Hinterhöfe.
Ich rannte, bis ich seinen Atem hinter mir spüren konnte.
»Bleiben Sie stehen, Mustermann!« Seine Stimme war erschreckend deutlich und klar, überhaupt nicht abgehetzt.
Ich lief noch ein paar müde Schritte, bis ich seinen Griff an meiner Schulter spürte und er mich herumriss.
Aber so schnell wollte ich nicht aufgeben. Ich nahm Franz' Computer fest in die Hand und knallte ihn im Schwung an den Kopf meines Verfolgers. Der Schlag erwischte ihm mit voller Wucht am rechten Wangenknochen. Er taumelte zurück. Doch er war zäher, als ich dachte. Schnell fing er sich wieder und holte seine Waffe aus dem Halfter. Ich nahm wieder den Computer, holte aus und donnerte das Ding von unten gegen sein Kinn. Er wollte ausweichen, war jedoch nicht schnell genug. Dieses Mal hatte es ihn schwerer getroffen. Ich nutzte seine Schwächephase und schlug ihm die Waffe aus der Hand, so dass sie in einem hohen Boden auf der Straße landete. Ich lief hin, um sie mir zu holen, doch inzwischen hatte sich der Polizist wieder aufgerappelt und folgte mir, um mir zuvorzukommen. Ich erhielt einen Schlag in die Nierengegend, was mir für ein paar Sekunden den Atem nahm, doch ich hatte keine Zeit für Erholungsphasen. Ich griff nach der Waffe, die er sich jedoch schon geschnappt hatte und auf mich gerichtet hielt. Ich versuchte, den Lauf von mir abzuwenden und ließ dabei den Computer los. Er fiel mit einem Krachen zu Boden. Ich kämpfte um mein Leben.
Für Sekundenbruchteile wurde mir bewusst, dass ich jetzt genau in der Situation war, in der mich meine unsichtbaren Gegner haben wollten. Wenn mich der Polizist jetzt erschoss, waren sie mich los, ohne dass viele Fragen gestellt wurden. Auf der Flucht vor den Behörden erschossen. Aber wenn ich mich stellte, würde ich mit Sicherheit so enden wie der Mörder von Adhab und Franz. Sie würden mich

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