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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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dann. »Ja, das kenne ich. Es war an der Uniform der Polizisten. Ich dachte, dass sie sich vielleicht einen Spaß erlauben, oder dass die Polizei jetzt einen besonderen Deal mit einem speziellen Knopffabrikanten hat. Jedenfalls ist es mir aufgefallen.«
Ich atmete wieder aus. Wieder diese Dreiecke.
»Und die Präsentation, wer hat die durchgeführt?«
»Der Fremde, er hatte meinen Assistenten dabei, der jedoch nur zusah. Er durfte nicht einmal den Schädel öffnen und war stinksauer hinterher. Der Institutsleiter hat sich wohl dieses Mal sehr zurückgehalten, wie mein Assistent erzählte, hat keinen Mucks gesagt, obwohl er sonst immer jeden zur Schnecke macht. Und der Staatsanwalt war dabei.«
»War das ungewöhnlich?«
»Nein, nicht unbedingt. Aber warum fragen Sie mich das alles?«
»Weil ich glaube, dass dieser Unfall genauso wenig ein Unfall war wie Franz' Todesursache ein Herzanfall. Und dass irgendeine geheimnisvolle Organisation dahintersteckt, die sich ›Sieben Zwerge‹ nennt, und dass die mich im Visier haben.«
Er sah mich fassungslos an. »Dann gehen Sie doch zur Polizei!«
»Das ist leider inzwischen unmöglich.«
»Warum? Denken Sie, die glauben Ihnen nicht?«
Ich war froh, dass er seine Frage selbst beantwortete. Ich bestärkte ihn noch darin, um ihm nicht die Wahrheit sagen zu müssen. Denn die Tatsache, dass ich nicht zur Polizei konnte, weil ich von ihr wegen Mordes gesucht wurde, würde ihn nicht unbedingt auf meine Seite ziehen. »Ich habe weder Beweise noch Motive, ich habe nichts. Nur Spekulationen.«
Er sah nachdenklich in sein fast leeres Glas und schüttelte dann den Kopf. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann. Das klingt alles wirklich sehr abenteuerlich. Was soll das denn für eine Organisation sein?«
»Ich weiß es nicht, irgendeine Verschwörung auf höchster Ebene, eine Machtkonzentration in der Wirtschaft, aber Genaues weiß ich selbst nicht. Alles, was ich habe, ist ein Autokennzeichen und ein paar vage Vermutungen.«
»Sie haben ein Autokennzeichen?«
»Ja.«
Plötzlich kam Leben in die silbernen Bartfäden. Er lächelte. »Da können wir wenigstens eine Adresse herausfinden. Wir sind hier mit dem Polizei-Netzwerk verknüpft. Das ist zwar nicht immer so ganz genehmigt, aber manchmal brauchen wir es wegen der Fingerabdrücke oder anderer Merkmale für die Identifizierung von Toten. Das spart Wege. Für Franz tue ich doch alles. Na ja, fast alles. Kommen Sie mit.«
Er sprang auf und ging mit mir aus der Cafeteria ins Hauptgebäude zurück, wo wir schließlich im dritten Stock in einem sauberen, ordentlichen Büro ankamen. Er schaltete das Licht ein und machte den Computer an, während ich mich unauffällig umsah. An einer Wand stand ein riesiges Regal mit medizinischen Büchern, Gesetzestexten und anderer Fachlektüre. Gegenüber hingen die üblichen Schautafeln von menschlichen Körpern ohne Haut und zum Teil ohne Muskeln, dafür mit der Bezeichnung der einzelnen Muskelstränge, Knochen, Sehnen und Organe. Der Schreibtisch vor dem Fenster war voll, aber übersichtlich und aufgeräumt. Neben der Tür stand eine kleine Couch, darüber hingen Kindergemälde an der Wand.
Er bot mir einen Platz auf der Couch an, bis sein Computer hochgefahren war und wir uns in das Netzwerk einloggen konnten. Dann gab er das Kennzeichen ein, das mir Frank Benedikt genannt hatte, und erhielten eine Adresse in Berlin-Kreuzberg.
Dann sah mich Dr. Janosch, wie ich an einer Doktorurkunde zwischen den Fenstern erkennen konnte, an und hob bedauernd die Schultern. Mehr könne er nicht für mich tun.
Doch immerhin hatte ich jetzt eine Adresse. Das war ein großer Schritt, um in der Sache weiter voran zu kommen.
    ***
    Als ich den Keller betrat, in dem ich die Leiche zurückgelassen hatte, wurde mir klar, dass ich mir schleunigst eine andere Unterkunft suchen musste. Oder den Toten beseitigen. Über meinem Schlafraum hing ein dunkler, unangenehmer Geruch, der an Metall und Fleisch erinnerte. Als ich in den Raum mit dem Toten ging, wurde er schlimmer. Wahrscheinlich wurde er durch die offene Wunde ausgelöst, wodurch Innereien und Blut in direkten Kontakt mit der Luft gerieten.
Doch bevor ich den Toten mit Erde und Steinen, nach denen ich im Keller suchen wollte, bedecken konnte, musste ich noch etwas anderes tun. Ich wollte ihm die Uniform ausziehen, wobei ich in der Dunkelheit mehr tasten als sehen konnte, was ich da tat.
Während ich die Strecke von Dahlem hierher gelaufen war, um nicht zu riskieren, beim

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