Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
ihre Unterwäsche farblich zu ihrer dunkelblauen Marc-Jacobs-Handtasche passen, die neben ihr auf dem Boden steht. Ob das so ist? Warum traut man sich immer nicht, die wirklich interessanten Fragen zu stellen?
Während wir ein bisschen über das Wetter, Marc-Jacobs-Handtaschen und die Stadt München plaudern, fällt mir auf:
a. Ich möchte, dass sie mich mag.
b. Es gefällt mir, sie zum Lachen zu bringen.
c. Ich rede mir nicht mehr ein, dass ihre Füße stinken.
Ich weiß nicht, wann das genau passiert ist, aber ich finde sie hervorragend. Ihr Lachen ist umwerfend. Und ihr Lächeln erst. Wir reden über Männer. Die Männer, mit denen sich Diana trifft, sind meist zwischen 40 und 50 Jahre alt, verheiratet und entweder reich oder reich und mächtig. Vor unserem Treffen habe ich mir einen Haufen Fragen aufgeschrieben, von denen ich mich dann aber kaum eine zu stellen traue. Zum Beispiel, wie das ist, mit einem Mann ins Bett zu gehen, der zwischen 40 und 50 Jahre alt ist, verheiratet, reich, mächtig und außerdem vielleicht dick und unsympathisch. Wie soll man denn so etwas einen Menschen fragen, den man vor gerade einmal einem Mineralwasser kennengelernt hat?
»Trinken Sie einen Cosmopolitan mit?«, Ich versuche es mit der klassischen Schwipsmethode.
Diana arbeitet seit zwei Jahren für Herrn O. Und das kam so: Eines Abends bot ihr ein Unbekannter 1000 Euro, damit sie mit ihm die Nacht durchfeierte. Damals lehnte sie ab, »eher weil ich in Schreckstarre fiel als aus moralischen Bedenken«. Der Gedanke, dass Männer Geld zahlen könnten, um mit ihr Zeit zu verbringen, begann ihr zu gefallen. Bis sie sich schließlich bei Herrn O. bewarb. Herr O. behält die Hälfte ihrer Einnahmen, dafür vermittelt er die Dates, überprüft die Kunden, verhandelt die Preise, kassiert und macht den Papierkram.
»Das erste Mal war ich wahnsinnig aufgeregt«, erinnert sich Diana beim zweiten Cosmopolitan. »Er war ein italienischer Geschäftsmann und wir waren in einem Restaurant verabredet. Ich zog mich vorher bestimmt zehnmal um und überlegte, welche Speisen ich aus ästhetischen Gründen meiden sollte, Hummer, Langusten und Hühnerfüße. Aber als wir uns dann gegenübersaßen, war alle Aufregung plötzlich verschwunden.« Die Tatsache, dass diese Männer tief in die Tasche greifen, um den Abend mit ihr zu verbringen, verleiht ihr ein gewisses Machtgefühl. Anscheinend ist es recht gut gelaufen, der Italiener bucht sie heute noch. »Er gehört zu den Männern, denen es Spaß macht, eine Frau zu verwöhnen«, erzählt Diana und zeigt mir ein schlichtes Diamantarmband, das sich um ihr zierliches Handgelenk schmiegt. Wie kriegt sie das denn hin? Was muss man denn draufhaben, damit ein vermögender, gut gestellter Mann, kultiviert und im besten Alter, einen für ein Date bezahlt und noch dazu beschenkt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Typ nicht auch ohne Bezahlung zum Zug käme. Was ist an ihr so besonders?
»Ich mache keine Probleme«, sagt Diana und lächelt mich an. »Ich verlange keine Scheidung, ich werde nicht schwanger und mache keine Szene, wenn ich nicht mehr gebucht werde. Ich werde dafür bezahlt, wieder zu verschwinden, das macht den großen Unterschied zu einer Geliebten aus.« Hm, das klingt logisch. Und was macht den Unterschied zwischen ihr und einer verhältnismäßig günstigeren Kollegin? Diana rattert ihr Profil herunter:
Sie spricht sieben Sprachen fließend, hat ein abgeschlossenes Studium der Kunstgeschichte hinter sich, ist selbstständige Immobilienmaklerin und sie ist es gewohnt, sich auf internationalem Parkett zu bewegen. Diana wird nie das falsche Besteck benutzen, ein unpassendes Kleid tragen, einen General falsch anreden oder sich beim Essen Soße auf die Bluse spritzen. Außerdem ist sie schön. Aber schön sind sie ja alle. Ich bohre weiter. Irgendetwas muss es doch geben, das diese Frau zur Königin macht. Das kann doch nicht nur daran liegen, dass sie auf sieben Sprachen Du Hengst sagen kann.
Ihre ganz persönliche Masche will ich wissen. Ich vermute einen wahnsinnig dreckigen Trick, ein sexuelles Manöver, das die Kundschaft um den Verstand bringt. Ich bestelle noch zwei Cosmopolitan. Sie berichtet von einem Kurs in psychologischer Gesprächsführung, der es ihr erleichtere, die verborgenen Wünsche eines Kunden herauszufinden, falls er diese nicht im Vorgespräch mit Herrn O. erläutert habe. Ob nun jemand eine bestimmte Fantasie ausleben will oder sich nur der Illusion eines
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