Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
man mal in einem Café gejobbt hat.
O. beobachtete mein Gezicke lächelnd und wartet ab. »Entschuldigung«, sage ich und werde ein bisschen rot. Der muss mich ja für einen Vollidioten halten. Ich setze mein professionellstes Gesicht auf und beginne, ihm den Grund meines großen Interesses an seiner Person und vor allem an seiner Spitzenverdienerin zu erklären. Natürlich weiß er schon, worum es geht, aber es ist immerhin ein Gesprächsanfang. »Und wie soll ihr Projekt heißen?«, ist seine erste Zwischenfrage. Wieder spanne ich meinen Beckenboden an. »Wie ich auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden«, antworte ich und sehe ihm in die Augen dabei. Er zuckt mit keiner Wimper. »Ein großes Vorhaben«, ist alles, was er dazu sagt.
Als er anfängt, über die Damen zu sprechen, die für ihn arbeiten, bleibt er vollkommen sachlich und sagt kein einziges Mal » die / meine Mädels «, wie ich mir das vorgestellt habe. Er sagt Models . Zum einen, weil sie sich so selbst nennen, zum anderen ist es auch nicht gelogen: Die meisten der Frauen arbeiten als Fotomodell oder sind Ex-Playmates. Eine Art Qualitätssiegel. Einige wenige arbeiten in einem anderen Beruf, viele studieren noch. O. legt Wert darauf, dass keines der Models sein Geld ausschließlich in seiner Agentur verdient. Studentinnen bekommen höchstens zwei Jobs im Monat. »Das reicht dann auch, finanziell. Unsere Kunden wünschen keine Professionellen, die jeden Tag bezahlten Sex haben. Das hinterlässt Spuren, man sieht es den Frauen an. « Ich frage ihn nach den Honoraren, die ich nicht auf seiner Website gefunden habe. Daraufhin kreisen wir verbal ein paarmal um den heißen Brei und ich befürchte, er wird gar nicht antworten. Ich verspreche, die Rechnung für seinen Espresso und sein Wasser zu übernehmen 35 , wenn er mir Auskunft gebe. Das entlockt ihm zumindest ein Lächeln und er beugt sich leicht nach vorn. »Sie sind sich im Klaren, dass Fakten, die auf unsere Agentur schließen lassen, eine Bedrohung für uns darstellen?« Ich nicke ununterbrochen, während ich leise »natürlich, natürlich« raune und ihm versicherte, ich würde alles so abändern, dass niemand Rückschlüsse ziehen könnte. Er sieht mich immer noch skeptisch an. »Also gut, Sie können das Kapitel vor dem Setzen gegenlesen.« Lächelnd lehnt er sich wieder zurück, legt ein Bein über das andere und bestellt uns Martini. Das war also der goldene Schlüssel. Ich hebe mein Glas. »Freunde?«, frage ich. »Freunde.«, antwortet Herr O.
Das mit den Honoraren verhält sich wie folgt:
Eine zweistündige Abendbegleitung, bestehend aus einer Veranstaltung und einem Dinner, kostet zwischen 300 und 600 Euro.
Eine Abendbegleitung plus anschließendem Ringelpietz mit Anfassen kostet zwischen 1500 Euro und 3000 Euro.
Eine ganze Woche kostet zwischen 7000 und 20 000 Euro, zuzüglich Spesen und Geschenke, wobei Reisen für das gebuchte Model stets First Class bedeutet.
Was ist wohl der Unterschied zwischen der Nummer für 1500 Euro und der für 3000 Euro? »Ein attraktives Model oder eine Frau von Welt«, antwortet O. und steigert meine Neugier ins Unermessliche. 3000 Euro für einmal Sie wissen schon ? Hm.
Neben den gängigen Serviceangeboten, erzählt mir Herr O., gebe es außerdem einen bemerkenswerten Anteil von Sonderanfragen. Kunden, die eine außergewöhnliche Begleitung für eine mehrwöchige Fernreise suchen, oder ein Luxusdate in Nizza, inklusive der extra gecharterten Yacht. Ich frage nach edlen Orgien für Betriebsräte von Automobilherstellern. »Ja, auch. Aber eher selten.«
Als Herrn O.’s Handy vibriert, entschuldigt er sich höflich. Kein Problem. Er verschwindet um die Ecke und ich ziehe mein iBook heraus. Ich will sehen, ob ich auf O.s Website die 3000-Euro-Frau finde. Ich habe die Bilder alle schon mehrmals angesehen, schöne Frauenkörper, mal mehr, mal weniger bedeckt, alle mit gepixelten Gesichtern. Ich tippe auf eine dahingeräkelte Frau in einem knappen Businesskostüm. Ein Knopf ihrer Bluse ist zu weit offen und gibt den Blick auf ein Dekolleté frei, für das ich meine Großmutter verkaufen würde. Und eine Taille hat die blöde Kuh ... Hoffentlich ist sie wenigstens dumm wie Brot.
Als ich Herrn O. meine Wahl zeige, lächelt er wieder so niedlich verschmitzt. »Das ist Maja, sie hat gerade ihr Jurastudium beendet, eine reizende Person.«
Aber bestimmt stinken ihre Füße , hoffe ich innerlich und lächele zurück. Maja ist nicht die Königin. Die
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