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Das sexuelle Leben der Catherine M.

Das sexuelle Leben der Catherine M.

Titel: Das sexuelle Leben der Catherine M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Millet
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Umsetzung ging so: Ein Bote kommt herein, komischerweise musste ich ihm die Tür nicht aufmachen, und überrascht mich in meinem Zimmer (das Licht ist gedämpft wie im Film), wo ich gerade ein Pornovideo ansehe. Wortlos nimmt er mich. Bald kommt ein zweiter Bote und ein dritter, auch sie nehmen mich ganz selbstverständlich. Manchmal gibt es eine Fortsetzung: Ein Freund will mich abholen, ich muss mich fertig machen. Ich vögle im Stehen weiter, achte darauf, dass ich mein Make-up nicht verschmiere und meine Kleider nicht zerknittere, der Rock ist an der Taille gerafft. Der Freund klingelt, ich gehe ihm öffnen, watschle mit dem Schwanz des Boten von hinten in der Möse wie eine Ente zur Tür. Der Freund wird geil und knöpft sich gleich die Hose auf usw.
    Sexuelle Fantasien sind so persönlich, dass man sie in Wirklichkeit kaum mit anderen teilen kann. Trotzdem hatte ich eine ausgereifte Vorstellungskraft und einen Fundus, aus dem ich schöpfen konnte, als ich später mit Männern schlief, die gerne dabei reden. Nach meiner Erfahrung beschränken sich die meisten Männer auf bestimmte Begriffe oder Sätze: Man war ihre »super Schwanzlutscherin« und ihre »klasse Klötenleckerin«, bis man aufsteigt zum Rang der »Schlampe, die sich einfach die ganze Nacht so nehmen lässt«. Selten wird man »aufgespießt bis zum Hals« und »durchgepflügt bis zum Anschlag«, ohne dass der Stoß laut angekündigt wird. Du geilst sie auf, sagst, du bist nur ein »Loch zum Stopfen«, sie sagen, gleich wirst du gut »durchgevögelt«, »genagelt«, »gespickt«, du selbst bettelst, von dem »dicken Schwanz« durchbohrt zu werden, dieser »stahlharten Rute«, die dir so gut tut, und dann kriegst du schließlich seine »geile Sahne« und »schluckst den Brei«. Doch das sind lediglich Akzentuierungen, Scharfmacher, unterbrochen von einem Hagel an Ausrufen, Schreien und Gestöhne in allen Modulationen. Als Reaktion erwarten sie seltsamer Weise mehr Gesten als Worte. Vulgäre Äußerungen sind stereotyp, und vielleicht bewirken sie nur deshalb etwas, weil sie uns allen gemein sind. So lassen sie uns ein wenig mehr miteinander verschmelzen in dem, was uns dennoch voneinander unterscheidet, nämlich dem Wort, und beschleunigen die Selbstauflösung, nach der wir in solchen Momenten streben. Doch über die Dauer des ganzen Akts eine richtige Geschichte aufzubauen, zweistimmig und kontrapunktiert vom körperlichen Austausch, ist etwas ganz anderes.
    Ein Mann erweiterte meine Hurerei fantasiemäßig ins Unermessliche. Er eröffnete den Dialog, sagte, er nehme mich mit in ein Hotel, dessen Kategorie ich hier nicht nennen muss. Vor dem Bett stehen die Männer Schlange bis in den Gang. Wie viel bezahlen sie, um in meiner Möse abzuspritzen? »50 Francs«, sage ich. Er lässt die Berichtigung sanft in mein Ohr gleiten: »Viel zu teuer. Nein, sie geben 20 Francs, um dich in die Möse zu ficken, 30 in den Arsch. Wie viele Männer nimmst du?« – »Zwanzig.« Ich weiß, das ist zu wenig. Ein ziemlich kräftiger Schwanzstoß, wie um mir einen Wink zu geben. »Zwanzig?« – »Dreißig!« Wieder ein tiefer Stoß in meine Möse. »Du nimmst hundert und du wäschst dich nicht!« – »Da sind auch Jungs, die abspritzen, kaum dass sie ihn reingesteckt haben.« – »Auch dein Bauch, deine Brüste sind ganz klebrig.« – »Ja, und da sind auch ganz alte und dreckige Männer, die sich so lange nicht gewaschen haben, dass ihre Haut ganz verkrustet ist.« – »Ja, und wie viel nimmst du, dass sie dich anpissen dürfen?« – »Scheißen sie mich auch an? – »Ja, und dann leckst du ihnen den Arsch.« – »Erst weigere ich mich? Ich wehre mich? – »Ja, und du bekommst Schläge.« – »Es ekelt mich an, aber ich lecke ihnen trotzdem die Arschfalte sauber.« – »Sie kommen heute Abend, du bleibst bis morgen Mittag.« – »Aber ich werde müde sein.« – »Du kannst schlafen, sie ficken dich weiter. Morgen komme ich wieder, der Hotelbesitzer bringt einen Hund, sie bezahlen, da mit du dich von dem Hund bumsen lässt.« – »Muss ich ihn lecken?« – »Ja, er hat einen ganz roten Schwanz, dann besteigt er dich wie eine Hündin und rammelt dich.«
    Oder das Ganze spielte sich in einer Baubaracke ab, die Arbeiter glitten zu Hunderten über mich und bezahlten nur fünf Francs für den Fick. Der Körper konnte auf diese Vorstellungen reagieren, aber das musste nicht immer so sein; der reale Akt und der vorgestellte vollziehen sich nicht parallel, nur

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