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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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unnatürliche Dunkelheit, die sich nicht nur über die Augen legte, sondern
bedrückend auch auf Herz und Gedanken. Es war eine unheilverkündende, magische
Finsternis, das Werk der Drachenschlangen; sie weckte die atavistische Angst
vor der Nacht mit ihren Gefahren.
    Marits Gesicht wirkte blaß und verhärmt im
bläulichen Schimmer der Runen. Das Blut an ihrer Stirn sah dagegen schwarz
aus. Hugh Mordhand musterte immer wieder aufmerksam die Umgebung.
    »Wir werden beobachtet«, warnte er.
    Alfred erschrak bei den Worten, die von der
Dunkelheit als entstellte, verzerrte Echos zurückgeworfen wurden.
Schutzsuchend hinter den Hals des Drachen geduckt, fühlte Alfred, wie die
vertraute Schwäche der Ohnmacht ihn beschlich – seine bevorzugte Form der
Verteidigung. Er kannte die Anzeichen und wehrte sich dagegen: Schwindelgefühl,
Übelkeit, Schweißausbrüche. Stöhnend preßte er das Gesicht an die harten
Schuppen des Drachen und schloß die Augen.
    Doch nichts mehr sehen zu können machte alles
noch schlimmer, denn plötzlich überfiel Alfred die Erinnerung daran, wie er
nach seinem Kampf mit dem roten Drachen haltlos aus dem Himmel gestürzt war –
die Stadt, die Ebene, der Fluß, die Bäume, alles drehte sich im Kreise, und der
Boden kam ihm rasend schnell entgegen…
    Eine Hand schüttelte ihn, und mit einem
erstickten Aufschrei fuhr Alfred in die Höhe.
    »Um ein Haar wärst du heruntergefallen«,
erklärte Hugh Mordhand. »Du hast doch nicht vor, ohnmächtig zu werden, oder?«
    »N-nein.«
    »Kluger Entschluß«, meinte der Assassine. »Wirf
einen Blick nach vorn.«
    Alfred wischte sich den kalten Schweiß aus dem
Gesicht. Es dauerte einen Moment, bis sich aus den verschwommenen Umrissen
vor seinen Augen Bilder formten, und zuerst begriff er nicht, was er sah. Die
Dunkelheit war undurchdringlich, dazu kam der Rauch…
    Rauch. Alfred riß entsetzt die Augen auf. Die
Stadt im Nexus, die wunderschöne, von den Sartan für ihre Feinde erbaute Stadt,
stand in Flammen.
    Den Drachen von Pryan vermochte die magische
Finsternis der Schlangen nichts anzuhaben. Sie flogen unbeirrt weiter, ihrem
Ziel entgegen, welches immer das sein mochte. Alfred hatte keine Ahnung, wohin
man ihn brachte, und es kümmerte ihn auch nicht. Erschüttert, verängstigt,
wollte er nichts lieber tun, als umkehren und zu dem hellen Licht flüchten, das
aus dem geborstenen Berg strömte.
    »Nur gut, daß ich auf dem Rücken dieses Drachen
reite«, sagte Vasu dumpf. Die Tätowierungen an seinem Körper schimmerten rot
und blau. »Andernfalls hätte ich nicht den Mut gefunden, hierherzukommen.«
    »Ich schäme mich«, bekannte Marit leise, »aber
mir geht es ebenso.«
    »Kein Grund, sich zu schämen«, bemerkte der Drache.
»Die Furcht wächst aus Samen, den die Schlangen euch eingepflanzt haben. Der
Samen schlägt Wurzeln, nährt sich von jeder Erinnerung, jedem Alptraum, jedem
Abgrund in eurer Seele, und die schwarze Blume der Furcht gedeiht.«
    »Wie kann ich sie ausrotten?« Alfreds Stimme
klang verzagt.
    »Ihr könnt sie nicht ausrotten«, antwortete der
Drache.
    »Die Angst ist ein Teil von euch. Die Schlangen
wissen das, – deshalb machen sie Gebrauch davon. Laßt euch nicht von der Angst
beherrschen. Habt keine Angst vor der Angst.«
    »Aber ich habe mein ganzes Leben lang Angst gehabt«,
gestand Alfred kläglich.
    »Nicht dein ganzes Leben lang«,
entgegnete der Drache. Vielleicht war es nur Einbildung, aber Alfred glaubte,
ihn lächeln zu sehen.
    Marit blickte auf die Gebäude des Nexus
hinunter, die Mauern und Säulen, Türme und Kuppeln – ausgeglühte schwarze
Skelette, von innen heraus erleuchtet von den alles verzehrenden Flammen. Die
Häuser waren aus Stein, aber die Stützbalken, die Fußböden und Zwischenwände
bestanden aus Holz. Der Stein wurde von Runen geschützt, erschaffen von den
Sartan, von den Patryn verstärkt. Marit verstand nicht, wie es hatte geschehen
können, daß die Stadt gefallen war, dann erinnerte sie sich an die Mauern von
Abri. Auch sie waren von Runenmagie geschützt gewesen und doch nicht stark
genug, um dem Anprall der gigantischen Schlangenleiber zu widerstehen. Risse
waren in dem schützenden Runengefüge entstanden, die sich vergrößerten und
ausbreiteten, bis der magische Schild in Stücke brach.
    Der Nexus. Marit hatte die Stadt nie als schön
betrachtet. Die Patryn waren nüchterne Pragmatiker. Für sie zählte, daß die
Mauern stark waren, die

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