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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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auf Erden geschieht. Der Fluch meiner Mutter wird dich verfolgen, und ich werde ihr Werkzeug sein. Möge deine Seele nirgendwo in Algarad mehr Frieden finden!«
    Sie verneigte sich in Thut Thul Kanens Richtung, dann eilte sie in die Dunkelheit davon.
    Der Südländer blickte ihr fasziniert nach. »Du weißt nicht, welchen Schatz du heute wirklich verspielt hast, Erskryn.«

16
    Eine unheimliche Stille erfüllte den Wald von Rhun auf der Insel Gondun. Die Stille lastete überall, seit die Gredows in die Gegend um Esgalin eingedrungen waren und nun nach den geflüchteten Dorfbewohnern suchten. Alle Lebewesen schienen den Atem anzuhalten, solange sich die Mordknechte Achests in der Nähe aufhielten. Kein Vogel zwitscherte, das Wild hatte sich tief in den Wald in unzugäng liche Bereiche zurückgezogen und harrte verängstigt auf den Abzug der Krieger.
    Osyn hatte sich mit Fenn, einem Freund Tenans, in einem dichten Dornengestrüpp versteckt und wartete auf das Erscheinen der Gredows. Die beiden hatten mit ihren kurzen Schwertern eine Art Höhle in das Gesträuch geschlagen und sich hineingezwängt. Es war denkbar unbequem und beengt. Die Dornen stachen, sobald sie sich nur ein wenig bewegten. Aber das Gestrüpp bildete einen guten Schutz vor den Gredows, die darin wohl niemanden vermuten würden.
    Der ferne Lärm war das erste Anzeichen dafür, dass sich die Krieger näherten. Schon von weitem konnte man das Klirren ihrer Scildraun-Rüstungen hören. Die Gredows bemühten sich nicht, ihre Anwesenheit zu verbergen. Mit Äxten und Schwertern bahnten sie sich einen Pfad durch das unwegsame Unterholz, während sie sich in ihrer harten, gutturalen Sprache kurze Worte zuriefen.
    Fenn schluckte, als er die Umrisse einiger Krieger aus dem Schatten der Bäume auftauchen sah; die Selbstsicherheit, die er üblicherweise an den Tag legte, war verschwunden, sein Gesicht war blass.
    Osyn runzelte die Stirn. »Anscheinend haben sie eine Treibjagd auf uns vor. Sie hoffen, dass wir wie aufgescheuchtes Wildvor ihnen flüchten und den anderen Gredows in die Arme laufen, die am Ende des Waldes auf uns warten.« Er schnaubte. »Für wie dumm halten die uns?«
    Fenn versuchte ein schiefes Grinsen. »Na, sie werden ihr Wunder noch erleben«, sagte er mit wenig Überzeugung.
    »Glücklicherweise sind es nicht mehr viele Krieger, die hier umherstreifen.« Osyn kniff die Augen zusammen. »Was meinst du – vielleicht zwanzig?«
    Fenn schüttelte den Kopf. »Weniger, glaube ich, zumindest auf dieser Seite der Schlucht. Unne hat mir vorhin berichtet, dass der größte Teil der Krieger bereits nach Westen gezogen ist, um sich den anderen Truppen anzuschließen. Wir scheinen nicht besonders wichtig zu sein, sonst hätten sie die Suche nach uns verstärkt.«
    »Täusche dich nicht, mein Junge«, entgegnete Osyn. »Die Gredows führen jeden Auftrag äußerst gewissenhaft aus. Es könnte eine Falle sein. Ich vermute, dass weitere Gredows beim Muren-Berg postiert sind und dort auf uns warten. Sie haben ihre Taktik nur zum Schein verändert und ihren Ring des Todes bloß etwas vergrößert, damit wir aus unserem Versteck herauskommen.«
    »Glaubt Ihr, dass Euer Plan aufgehen wird?«
    »Hätte ich ihn sonst vorgeschlagen?« Der Comori schaute den jungen Mann prüfend von der Seite an. In Esgalin war Fenn als Draufgänger und Tunichtgut bekannt, doch nun zeigte er zum ersten Mal so etwas wie Furcht. Er erinnerte ihn für einen Augenblick an Tenan. Auch der hatte nur selten Angst vor anderen gezeigt. Wie es ihm wohl ergehen mochte? Osyn schob den Gedanken zur Seite. Er musste nun aufmerksam sein. Jeden Augenblick würde er das vereinbarte Signal an die anderen geben.
    Die schweren Schritte der Gredows kamen näher. Der weiche Waldboden bebte unter ihren Stiefeln. Von dem Versteck aus sahen die Soldaten des Todesfürsten wie Riesen aus. Sie liefen nebeneinander und ließen ihre Schwerter durch das Gras und Dickicht rauschen. Ein Gredow näherte sich dem Dornengestrüpp, in dem sich Osyn und Fenn verborgen hielten.
    Vorsichtig hob der Comori die Hände vor den Mund, kreuzte zwei Finger und stieß einen leisen trällernden Vogelruf aus, der dem einer Holbendrossel glich. Zweimal ließ er den Ruf ertönen. Der Gredow wandte seinen Kopf, um das Gebüsch nach dem dreisten Vogel abzusuchen, doch der Schrei eines Kameraden ließ ihn herumwirbeln.
    »Da sind sie!«
    Aus einem Versteck hinter eng zusammenstehenden Bäumen waren zwei andere Bewohner Esgalins

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