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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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gefährlich nahe an Fenn und Osyn vorbei. Nur mühsam konnte sich Fenn auf den Beinen halten. Schließlich aber kam er außer Atem am Ende des Abhangs an und sackte erschöpft auf die Knie.
    »Lass mich von deinem Rücken herunter!«, rief Osyn. »Wir müssen nicht beide sterben!«
    Doch Fenn antwortete nicht. Verbissen zog er sich an einem umgestürzten Baumstamm hoch und stolperte auf einen Felsvorsprung zu, an dem die Seile der Hängebrücke an hölzernen Pfosten verknotet waren.
    Laut scheppernd rutschte auch der Gredow hinter ihnen das letzte Stück des Berghangs hinab und nahm die Verfolgung wieder auf.
    »Beeilt euch!«, hörten sie Hergan rufen. »Die anderen Gredows kommen auch gleich durch den Pass! Sie sind uns dicht auf den Fersen!«
    Und tatsächlich drängten sich bereits rechts von ihnen die ersten Krieger durch ein enges Felsentor, das zur Brücke führte. Hergan und Chem hatten sie durch den Wald auf dem normalen Pfad, der mehr Zeit in Anspruch nahm, hierher gelockt. So kam es, dass die Schar der Verfolger erst jetzt eintraf.
    Fenn nahm seine letzten Kräfte zusammen und rannte mit Osyn auf die Brücke zu, um sie vor den Gredows zu erreichen.
    »Lass mich runter!«, rief der alte Comori. »Du verlierst sonst auf der wackeligen Brücke das Gleichgewicht!«
    Aber Fenn ignorierte die Aufforderung. »Keine Zeit!«
    Der verwundete Krieger war ihnen auf den Fersen. Schon zischte sein Säbel hinter ihnen wütend durch die Luft.
    Die Brücke bestand aus vier Tauen, die schon recht mitgenommen und an manchen Stellen dünn aussahen. Morsche Bretter, von Wind und Wetter gegerbt, waren wie Leitersprossen im Abstand von etwa einem Fuß auf den beiden unteren Seilen befestigt worden. Durch die Zwischenräume konnte man in der Tiefe das brausende Wasser des Muren-Flusses sehen.Die anderen beiden Seile bildeten ein Geländer, das eine fragwürdige Sicherheit versprach.
    »Ich hoffe, die Brücke bricht nicht zusammen, wenn die Gredows hinterherkommen und wir uns noch darauf befinden«, rief Fenn und betrat die schwankende Konstruktion.
    »Es wäre ein ehrenvoller Tod«, ließ sich Osyn vernehmen, »solange die anderen Dorfbewohner vor ihnen geschützt werden können.«
    Mit ein paar schnellen Sätzen, von Brett zu Brett springend, brachte Fenn die ersten Yards hinter sich. Osyn wurde schwindelig, als er hinunterschaute. Die Gredows verschwendeten unterdessen keinen Gedanken daran, ob die Brücke ihr Gewicht tragen würde, und drängten sich nacheinander darauf. Die Taue spannten sich, knarrten und ächzten unter ihren schweren Schritten.
    »Dok aram, meshruti!« , hörte Osyn den verwundeten Krieger in seinem Nacken in der Sprache der Gredows brüllen. Er wollte lieber nicht wissen, was es bedeutete.
    Fenn sprang auf den Brettern gewandt und schnell voran, doch es wurde immer schwieriger für ihn, das Gleichgewicht zu halten, denn die schmale Brücke wurde kippeliger, je mehr Gredows sie bestiegen.
    »Gut so, gleich habt ihr es geschafft!«, rief ihnen Chem zu, der inzwischen mit Hergan ans andere Ufer geeilt war und sie erwartete. »Ihr habt die Brücke gleich zur Hälfte hinter euch!«
    Osyn wagte einen Blick über die Schulter, während Fenn über die Bretter stakste. Alle Gredows befanden sich hinter ihnen und verfolgten sie. Sie waren derart blind vor Mordgier, dass sie die Gefahr nicht wahrnahmen, in die sie sich begaben. Die Brücke ächzte und knarrte immer vernehmlicher unter der Belastung.
    Einer der Gredows, der weiter vorne ging, riss plötzlich die Hände über den Kopf und ließ Schwert und Schild fallen. Eine Planke krachte unter seinem Gewicht entzwei. Er versuchte, eines der Seile zu ergreifen, doch er verfehlte es. Schreiend ruderte er mit den Armen und fiel ins Bodenlose. Die Brücke wackelte besorgniserregend. Fenn musste sich mit beiden Händen an den Halteseilen festhalten, um keinen Fehltritt zu tun.
    Die nachfolgenden Gredows hielten inne und starrten ihrem fallenden Kameraden nach. Sein Schrei erstarb abrupt, als er auf den Felsen aufschlug, die aus dem Muren-Fluss ragten. Sie zögerten und wagten nicht, weiterzugehen. Jetzt erst wurde ihnen bewusst, in welcher Gefahr sie schwebten.
    Nur der verletzte Gredow, der den Flüchtenden am nächsten war, drängte weiter vorwärts. Er setzte einen Fuß vor den anderen auf die Holzsprossen.
    »Beeil dich, Fenn!«, schrie Hergan.
    Osyn verwünschte die Tatsache, dass die anderen Gredows sich anscheinend wieder ans jenseitige Ufer zurückziehen wollten.

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