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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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die Bergung der Flüchtlinge den Südländern zu überlassen. Wer konnte garantieren, dass Thut Thul Kanen nicht einfach davonsegelte, sobald er seine Beute gefangen hatte?
    »Dann erlaube mir, dir wenigstens Tres und zwei andere Männer zur Verfügung zu stellen. Er weiß, wie man mit Harrid und den anderen umgehen muss.«
    Der Anführer der Südländer lächelte gewährend und ließ seine Zähne blitzen. »So sei es.«
    Das Schiff der Shon-Krieger segelte auf gleicher Höhe mit der Fregatte Erskryns. Es war aufgrund seiner Wendigkeit dem Hochseeschiff der Piraten weit überlegen.
    Thut Thul Kanen war an die Reling an der Steuerbordseite getreten und stieß einen schrillen Pfiff aus. Seine Leute wussten sofort, was zu tun war. Sie fuhren näher an die Bordwand heran, sodass nur eine schmale Lücke zwischen den Rümpfen bestand. Thut Thul Kanen sprang. Es war ein kraftvoller Sprung, der ihn mühelos über den Spalt hinwegtrug. Federnd kam er auf dem dunklen Plankendeck seines Kriegsschiffes auf.
    Erskryn beorderte Tres und zwei andere Piraten auf das Drachenboot. Sie bestiegen das Gefährt der Südländer auf weniger elegante Weise, indem sie sich an Tauen auf das Deck hin abhangelten. Schließlich gab Thut Thul Kanen in der wohlklingenden Sprache der Südländer seinen Leuten Befehle. Das schnittige Boot drehte vom Rumpf der Fregatte ab und schoss auf den Ring der Kuppelinseln zu.

21
    Der Bash-Arak verfolgte die Vorgänge weit unter sich mit wachsamen Augen. Aus der Höhe konnte er die Bewegungen der Schiffe, die ihm wie Spielzeuge erschienen, gut überblicken. Seit er den Meledos gefunden und sogar für kurze Zeit im Körper des Matrosen berührt hatte, war die Verbindung stärker geworden. Zwar wurde der Stein mittlerweile wieder in dem Beutel mit der Schutzrune verwahrt, die seine magische Kraft abschwächte. Aber es war nicht mehr nur die Ausstrahlung des Meledos, die dem Herrscher der Schatten nun den Weg wies. Der Sterbliche, der ihn bis vor kurzem bei sich getragen hatte, hatte seine Aufmerksamkeit erregt. An ihm war etwas Besonderes. Anders als bei gewöhnlichen Menschen umgab ihn ein Glanz, ein Energiefeld, das in dieser Intensität selten war. Der Junge zeichnete eine leuchtende Spur im feinen Gewebe der geistigen Ebenen. Der Bash-Arak brauchte dieser Fährte nur zu folgen, um den Kontakt nicht zu verlieren.
    Er konnte beobachten, wie sich die Flüchtenden mühten, auf ihrem Boot zu entkommen. Die Macht der Verzweiflung schien sie anzutreiben, aber es war aussichtslos: Ihr Schiff war zu klein und zu schwer, und das Meer wurde unruhig. Es bildeten sich Schaumkronen, während der Wind auffrischte. Zarte Dunstschleier, Vorläufer von Wolken, schwebten in der Luft. Anscheinend stand ein Wetterumschwung bevor.
    Der Herr der Schatten konnte warten. In den Jahrhunderten, die er in den Grauen Sphären verbracht hatte, hatte er eines gelernt: Geduld zu haben – und erst dann zuzuschlagen, wenn die Zeit reif war.

22
    Es ist die Aridis«, murmelte Eilenna und überschattete die Augen, während sie den Verfolgern entgegenspähte. »Sie ist Erskryns Hauptschiff, mit dem er Beutezüge in fremde Länder unternimmt. Das kleinere Boot ist ein Kriegsschiff der Südländer.« Sie hielt kurz inne. »Seht! Die Aridis dreht bei, wie Harrid vorhergesagt hat.« Doch die kurze Hoffnung in ihrer Stimme wich einer umso größeren Enttäuschung, als sie sah, dass die Südländer weiterhin auf sie zuhielten.
    »Verdammt schnell, dieses Boot«, brummte Harrid. »Diesmal haben wir keine Dakany, die uns aus der Gefahr bringen könnte.«
    Tenan bezweifelte, ob die Dakany die Verfolger abgehängt hätte. Das Kriegsschiff der Südländer war für schnelle Fahrten konstruiert und durchschnitt die Wellen mühelos. Es näherte sich stetig, während ihr alter Kahn nur mühsam vorankam. Mit fünf Personen an Bord lag es zu tief im Wasser, zudem wühlte ein immer stärkerer Wind die Wellen auf.
    »Mit dieser Nussschale schaffen wir es nie«, meinte Harrid. »Wir können genauso gut gleich das Segel streichen oder ihnen entgegenfahren.«
    »Wie bitte?«, rief Eilenna. »Einfach so aufgeben? Um nichts auf der Welt! Wo ist Euer Mut, Kapitän? Wir sind schon so weit gekommen. Solange wir nicht in Ketten auf dem Schiff liegen, kämpfe ich!«
    Tenan ruderte aus Leibeskräften, während das Segel ihnen zusätzlichen Schub gab. Doch das Schiff ihrer Verfolger schoss weiterhin über das Meer und war nicht mehr weit entfernt.
    »Wir könnten uns auf

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