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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Ferne besser zu erkennen. Es hat mir schon eine Menge Ärger erspart, da ich nun Kriegsschiffe von Handelsschiffen unterscheiden kann. Ich dachte, du kennst Fernrohre? Die Al-Haran, eure Nachbarn, fertigen sie schon seit Jahrhunderten. Hast du ihre wunderbaren Glasarbeiten noch nie gesehen?«
    Thut Thul Kanen schüttelte energisch den Kopf. »Die Al-Haran sind unsere Feinde, denn sie huldigen dem falschen Gott. Das Volk von Shon treibt keinen Handel mit Ungläubigen, denn das würde unsere Seele unrein machen. Es liegt unter unserer Würde, mit Hunden zu sprechen.«
    Wieder musste Erskryn innerlich lachen. Dieser naive Trottel! Sein aufgeblasener Stolz würde ihm irgendwann das Genick brechen. Hinsichtlich Wissen und Bildung war Thut Thul Kanen kein Gegner. Was waren die Südländer nur für ein primitives Pack! Erskryn konnte nicht glauben, dass sie eine beachtliche, den Völkern des Nordens überlegene Zivilisationerschaffen hatten, wie viele behaupteten, die einmal dort gewesen waren.
    Thut Thul Kanen blickte noch einmal vorsichtig durch das Fernrohr. Wieder erkannte er das fliehende Boot genau, darin vier Gestalten und eine fünfte saß vorn am Bug.
    »Das Haar der Blume des Nordens bewegt sich im Wind«, murmelte er. »Sie wird in der Hitze des Südens lernen, ihre Kräfte zu mäßigen.«
    Erskryn nickte. »Das kann ihr nur guttun. Wie du bemerkt hast, ist die Blume des Nordens zwar schön, aber sie hat auch Dornen. Sie ist eigenwillig und schwer zu beherrschen.«
    »Und dennoch wiegen ihre Schönheit und Anmut alle Schätze auf, die du mir je geben könntest.« Die dunklen Augen Thut Thul Kanens leuchteten.
    Erskryn musste sich erneut ein Lachen verkneifen und neigte in gespielter Zustimmung den Kopf. »Umso bedauerlicher, dass dieser entzückende Spielgewinn dir und mir solche Mühen bereitet. Ich versichere dir, dass ich alles unternehmen werde, um sie sicher in deine Obhut zurückzugeben. Ihr Verhalten ist unverzeihlich. Und was die anderen vier Gefangenen angeht – ich werde sie dir gerne überlassen, sobald ich mit ihnen fertig bin. Sie schulden mir immer noch Antworten auf bestimmte Fragen.«
    Auch Thut Thul Kanen verneigte sich leicht. »Ich weiß deine Sorge zu schätzen und danke dir für dieses Angebot und deine Hilfe. Ich bin sicher, diese Geste wird unseren Zusammenhalt in der Zukunft noch verstärken.«
    Erskryn war zufrieden. Er verheimlichte Thut Thul Kanen, dass es ihm bei der Verfolgung nicht nur um seine Nichte und die Gefangennahme der Flüchtlinge ging. Er hatte noch einen anderen, weit wichtigeren Grund.
    »Tres! Wo steckst du?« Erskryns Ruf schallte über das Deck, und der Matrose tauchte sogleich an seiner Seite auf.
    »Was wünschst du, Hauptmann?«, fragte er beflissen und verbeugte sich.
    Erskryn verzog angewidert das Gesicht. Obwohl er ihn aufgrund seiner Verdienste gerade in den Rang eines Maats erhoben hatte, war ihm die unterwürfige Art des Überläufers zuwider. Aber solange sich Tres weitere Aufstiegsmöglichkeiten versprach, würde er ihm hündisch ergeben sein. Sobald Erskryn keine Verwendung mehr für ihn hatte, würde er ihn beseitigen. Er schwor sich, ihn in nächster Zeit genau im Auge zu behalten, denn er traute ihm nicht. Für einen Verräter wie ihn war Treue nur ein Wort.
    »Hauptmann?«
    Tres’ Frage brachte seine Gedanken wieder zurück in die Gegenwart. Der Maat stand immer noch vor ihm und wartete auf seine Order.
    »Mach ein Beiboot bereit, um die Flüchtenden an Bord zu nehmen, wenn wir nah genug herangekommen sind«, befahl Erskryn. »Such dir fünf kräftige Kerle aus, die dir helfen, sie wieder gefangenzunehmen. Bindet sie und nehmt ihnen alles ab, was sie bei sich tragen. Wenn sie Gegenwehr leisten, sollt ihr hart reagieren. Aber lasst sie am Leben.«
    Tres grinste und wollte sich eben abwenden, um alles in die Wege zu leiten, da hob Thut Thul Kanen die Hand.
    »Wenn du erlaubst, edler Erskryn: Ich selbst möchte die Verfolgung aufnehmen, und zwar mit meinem eigenen Schiff. Es ist schneller und wendiger als euer Beiboot, und meine Krieger sind in solchen Einsätzen sehr erfahren. Halte deine Fregatte auf Abstand, wir werden zu dir zurückkehren, sobald wir die Gefangenen haben. So kommt auch dein Schiff nicht in Gefahr.Wie du weißt, gibt es zu viele Riffe hier, und der Strudel kann jederzeit einsetzen.«
    Erskryn senkte den Blick, doch weniger aus Höflichkeit denn um seinen Unmut über Thut Thul Kanens Vorschlag zu verbergen. Es missfiel ihm zutiefst,

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