Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
Vom Netzwerk:
schwaches blaugrünes Licht schimmerte aus einer unsichtbaren Quelle und erleuchtete spärlich eine große Höhle, von deren Decke Wasser tropfte. Tenan konnte im Zwielicht nicht viel erkennen. Von seinen Freunden fehlte jede Spur. Er vernahm das Rauschen von Wasser nahebei. Vorsichtig bewegte er sich und tastete umher. Seine Finger glitten über Tang und nasses Moos.
    Da ertönte von irgendwoher eine Stimme.
    »Hallo? Ist da jemand?«
    Es war Chast!
    Tenan richtete sich mühsam auf und bewegte sich vorsichtig in die Richtung, in der er den Kesselflicker vermutete. Dabei stieß sein Fuß an etwas Weiches, und ein Stöhnen erklang.
    »Bei Belgon! Die Stürme von Hern waren nichts gegen diese Höllenfahrt.« Es war unverkennbar Harrid, der sich ächzend aufsetzte und sich den Kopf hielt.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Tenan und half ihm auf die Beine.
    »Ich denke schon«, antwortete der Kapitän. »Wundere mich, dass ich überhaupt noch einen Knochen im Leib spüre!« Er blickte sich um. »Wo ist Urisk? Ich habe ihn beim Aufprall des Boots verloren.«
    »Oh weh«, ließ sich der Fairin aus einem anderen Teil derHöhle vernehmen. »Nie wieder! Nie wieder! Wasser ist nicht gut für einen, man hat es schon immer gewusst!«
    Urisk tappte heran. Sein Fell war zerzaust, und er war als Einziger tropfnass. Beim Aufprall des Boots war er in den schmalen Fluss gefallen, der durch die Höhle floss. Urisk schüttelte sich wie ein Hund und spritzte die anderen dadurch nass.
    »Mein Kopf fühlt sich an wie ein Nest wild gewordener Hornissen«, sagte Chast und kam herangetaumelt.
    »Sind das die heldenhaften Männer, die immer vorgeben, so viel auszuhalten?«, ertönte jetzt auch die spöttische Stimme Eilennas. Sie gesellte sich zu ihnen.
    Mit Erleichterung sah Tenan, dass alle Gefährten unverletzt waren.
    »Hat jemand eine Ahnung, wo wir sind?«, fragte Harrid.
    »Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist der Strudel«, sagte Tenan. »Ich vermute, dass er uns bis zum Meeresgrund hinabgerissen hat. Irgendein Zauber muss uns gerettet haben.«
    Im trüben Licht der Höhle sahen sie sich um. An einer Seite befand sich ein breiter Durchlass, durch den sie mit ihrem Boot in das Verlies geschwemmt worden waren. Dort schimmerte die glatte, tiefblaue Wand des Ozeans. Sie erblickten Schwärme bunter Säbel-Fische, eine gigantische Troqen-Qualle, deren Zahnreihen und Tentakel bedrohlich blitzten, und das mannshohe Auge eines Harg-Fisches, das mäßig interessiert zu ihnen hereinschaute.
    In einem Netz aus Tauen, das am Ende einer Rampe aufgespannt worden war, hing ihr Boot. Es war einigermaßen unversehrt geblieben. Der Mast war zerborsten und die Ruder unauffindbar, aber der Rumpf war bis auf einige Kratzer intakt.
    Chast, der einen anderen Teil der Höhle erkundet hatte,kehrte zu ihnen zurück. »Es gibt in den Felswänden mehrere Eisentüren, die verriegelt sind«, berichtete er. »Scheint so, als würde hier unten jemand leben.«
    »Ich vermute, sie kommen uns bald holen«, sagte Eilenna.
    »Sie?« Tenan schaute sie stirnrunzelnd an. »Ich glaube, du bist uns eine Erklärung schuldig. Du bist schon einmal hier gewesen, nicht wahr?«
    Das Mädchen lächelte. »Ja, das stimmt. Auf meinen Streifzügen geriet ich vor einigen Jahren in den Strudel. Ich dachte genau wie ihr, es sei aus. Aber stattdessen gelangte ich hierher in das sagenumwobene Reich von Atala. Die Bewohner – sie nennen sich Fisk-Hai – nutzen den Strudel, um wertvolle Beute zu machen, aber sie wollen natürlich auch Eindringlinge abhalten. Wenn die Fisk-Hai einen Fremden gefangen nehmen, flößen sie ihm einen magischen Trank ein, der ihn alles vergessen lässt, was er bis dahin erlebt hat. Er muss ihnen fortan dienen, oder sie setzen ihn auf einer der Kuppelinseln aus. Keiner soll sich später an das Reich von Atala erinnern können.«
    Harrid pfiff durch die Zähne. »Jetzt ist mir klar, warum man ab und zu Schiffbrüchige auf den Inseln findet, die nicht wissen, was mit ihnen geschehen ist.«
    »Wie kommt es, dass du dich trotz des magischen Tranks erinnern kannst?«, wollte Tenan wissen.
    »Weil sie uns damals entwischt ist, bevor sie den Trank eingenommen hat«, krächzte plötzlich eine fremde Stimme.
    Sie fuhren herum. Ein greller Blitz zuckte auf und durchflutete die Höhle mit gleißendem Licht. Die Gefährten hielten geblendet die Hände vors Gesicht. Als Tenan vorsichtig zwischen den Fingern hindurchblinzelte, blickte er direkt auf eine Speerspitze, die auf

Weitere Kostenlose Bücher