Das Siegel der Finsternis - Algarad 1
stammte, ein Schatten, Leargh nicht unähnlich. Die weißen Pupillen fixierten ihn, als wollten sie ihn bannen, nahmen keine Notiz von den anderen.
»Endlich begegnen wir uns wieder«, sagte der Schatten. »Willkommen am Ende deiner Reise.«
Tenan spürte schlagartig die gleiche Beklemmung und Angst wie damals, als er auf Leargh gestoßen war. Doch dieser Schatten war anders. Größer. Mächtiger. Gefährlicher.
Tenans Hand zuckte zu dem Beutel mit dem Kristall an seinem Hals.
Als ob er seine Gedanken lesen konnte, sprach der Schatten:»Versuche erst gar nicht, dich zu wehren. Der Kristall – er wird dir nichts nützen. Meine Kräfte sind ungleich stärker als die deinen. Dir fehlt die Ausbildung in der Kunst der Großen Magie, um mir gefährlich werden zu können.«
Er rückte näher.
Harrid riss sein Schwert aus der Scheide und stellte sich ihm in den Weg. »Gegen ein gutes Schwert und einen guten Kämpfer ist Zauberei machtlos!«, knurrte der Kapitän.
Der andere lachte nur. »Das Schwert mag wohl angehen, aber der Mann, der es trägt ...? Du willst mich herausfordern? Gut so. Dann wisse, mit welcher Macht du es zu tun hast.«
Er hob seine Linke und spreizte die Finger, zeigte in Harrids Richtung. Ein kräftiger Windstoß fegte daraus hervor. Harrid wurde von den Füßen gerissen und gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert. Er schlug mit dem Kopf hart gegen den Felsen und verlor das Bewusstsein. Klirrend fiel sein Schwert aus der kraftlosen Hand.
Eilenna und Urisk liefen zu ihm.
»Gib dir keine Mühe mit dem Mechanismus des Tores«, wandte sich der Schatten an Dex. »Ich habe die Kristalle so verändert, dass sie für immer unbrauchbar sind. Das Tor wird auf ewig verschlossen bleiben.«
»Du kennst den alten Zauber der Fisk-Hai nicht«, gab Dex gereizt zurück. »Die Kristalle unterliegen eigenen magischen Gesetzen.«
»Versuch es ruhig weiter, kleiner Narr.« Der Schatten drehte sein schauriges Antlitz wieder Tenan zu. »Ich habe dich erwartet. Du hast einen langen Weg hinter dich gebracht, seitdem du Gondun verlassen hast. Es war nicht immer einfach, deiner Spur zu folgen.«
»Du warst es, den ich im Labyrinth wahrgenommen habe«, keuchte Tenan. »Du hast uns die ganze Zeit verfolgt!«
Der andere nickte. »Meine geistige Verbindung zum Meledos ist stark. Vor über tausend Jahren verwob ich meine Seele mit den Kräften des Kristalls, und seitdem habe ich seine Geheimnisse erforscht. Auf diese Weise bin ich zum Meister aller Kristalle von On geworden.«
Tenan erfasste ein kalter Schauer. »Ich weiß, wer du bist«, sagte er atemlos.
Die dunkle Kreatur schien zu wachsen, als sie die Schwingen ausbreitete. »Nein«, flüsterte sie. »Niemand kann wissen, wer ich wirklich bin. Mein wahres Wesen bleibt vor den Augen der Unwissenden verborgen.«
»Die nekrelith ...! Du warst es, der auf der Dakany von dem Körper des Seemanns Besitz ergriffen hat!«, keuchte Tenan. Der Bash-Arak, der Herr der Schatten, stand leibhaftig vor ihm, in seiner wahren Gestalt.
»Deine Intuition spricht für dich«, sagte der Schatten. »Was für ein glücklicher Zufall, dass dieser unselige Matrose an Bord der Dakany direkt in den Kristall blickte und unter meinen Bann geriet. So wusste ich, wo sich der Meledos befindet. Und es war das erste Mal, dass ich dich selbst sehen konnte. Nachdem ich deine Spur entdeckt hatte, brauchte ich dir und deiner Schar nur zu folgen. Ich gelangte durch den Strudel von Arnom Gath nach Atala, wo ich mich im Verborgenen hielt. Nicht einmal die findigen Fisk-Hai bemerkten mich.« Dann wurde seine Stimme hart. »Du hast unterwegs machtvolle Verbündete gefunden. Die Grauen Flüsterer wollten mich aufhalten. Wie damals, vor tausend Jahren, haben sie auch diesmal versucht, meine Pläne zu durchkreuzen. Doch ich habe sie absichtlich gewinnen lassen, damit sie sich stärker wähnen, alssie in Wirklichkeit sind. Ihre armseligen Kräfte sind bedeutungslos gegen die Macht, die ich mir in den Grauen Sphären angeeignet habe.«
Der Bash-Arak zog eine mächtige Klinge, die von dunklem Licht umrandet war. Sie sog alle Helligkeit in sich auf. Er senkte die Spitze seines Schwerts, als wolle er eine Einladung zum Kampf kundtun.
Tenan zog die Klinge, die ihm Eglamar übergeben hatte. Sie blitzte feuerrot im Schein der Fackeln.
Fast lächelte der Schatten. »Dein Schwert wird dir nichts nützen. Man kann mich mit herkömmlichen Waffen nicht verletzen.«
Trotzig reckte Tenan seine Klinge ein Stück
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