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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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dies unnötig sein würde ...

14
    Kein Gefangener in den Verliesen Nagathas konnte je mit Sicherheit sagen, ob es Tag oder Nacht war. Stets erfüllte ein gleichförmiges Zwielicht die Gänge, das die Dunkelheit ringsum eher betonte, als dass es sie minderte.
    Der Gredow stand vornübergebeugt, die haarigen Pranken auf die Knie gestützt, und musterte das Gesicht des Gefangenen vor sich.
    »Er hat schon mal besser ausgesehen, was meinst du, Ucek?«, sagte er zu einem Wächter, der hinter ihm mit einem mächtigen Doppelbeil im Anschlag am Eingang des Verlieses stand.
    »Kann man wohl sagen.«
    Irus ausgezehrter Körper hing mit ausgebreiteten Armen an den Eisenketten. Peitschenschläge hatten seine Kleidung zerrissen, die Haut darunter war von Striemen übersät und hing in blutigen Fetzen herab. Er reagierte nicht.
    »Glaube, es dauert nicht mehr lange, dann sind seine Kräfte aufgebraucht. Verdammtes Dan-Gesindel! Hart und unbeugsam, aber irgendwann ist auch damit Schluss.« Der Gredow grunzte.
    »Willst du dem hohen Lord die Neuigkeit nicht endlich erzählen, Negrath?«
    »Aber natürlich, es wird ihn sicher freuen!« Der Gredow mit Namen Negrath packte das Kinn Irus und drehte den Kopf zu sich.
    Der Ritter von Dan stöhnte nur und blinzelte aus geschwollenen Augenlidern zu ihm auf. Negrath näherte sich ihm mit geiferndem Maul. Iru versuchte sich angewidert wegzudrehen, aber er war zu schwach, und die spitzen Finger des Gredows gruben sich unbarmherzig in seine Wangen.
    »Ah, der hohe Herr ist wach«, spottete Ucek und trat neben seinen Kumpan. Auch er wollte sich am Leiden des Gefangenen weiden.
    Negrath sprach weiter: »Deine Verschwiegenheit hat dir bis her nur Schmerzen bereitet. Ich frage mich, wieso du das alles aushältst? Wenn du uns alles gesagt hättest, was wir wissen wollen, hättest du all diese Qualen schnell beenden können, bei meiner Ehre!«
    Iru schnaubte. »Du trägst Ehrgefühl nicht mal im kleinen Finger.«
    Ucek lachte, und Negrath fuhr zu ihm herum. »Halt’s Maul!«
    Er wandte sich wieder Iru zu und zeigte auf sein rechtes Bein, oder besser das, was davon übrig war. Es war nichts als ein hässlicher, zerquetschter Stumpf, über den er eine hölzerne Prothese geschoben hatte, an deren Ende eine Eisenspitze eingelassen war, die er nicht nur zum Gehen, sondern auch als Waffe benutzen konnte.
    »Siehst du das hier? Einer deiner Krieger hat mir in der Schlacht von Tanaab das Bein abgeschlagen, obwohl sich mein Trupp bereits ergeben hatte und der Krieg beendet war. Er meinte, das würde mich immer daran erinnern, dass die Gredows damals die Flucht ergriffen. Sprich mir also nicht vonEhre!« Er ritzte mit einer Speerspitze langsam eine Linie auf Irus Brust, bis Blut hervortrat. »Falls es dich beruhigt: Dein Leid wird bald ein Ende haben. Denn wir haben etwas herausgefunden, das mehr wert ist als alle Informationen, die du uns geben könntest. Meledins verletzliche Stelle? Strategien zur Verteidigung? Taktik eurer Generäle? Uninteressant!«
    Negrath ließ sich seine Worte genüsslich auf der Zunge zergehen.
    »Wir haben in Meledin einen, der für unsere Sache kämpft. Und er hat herausgefunden, was niemand wissen darf, nicht mal die Eingeweihten deines verfluchten Ordens. Er hat uns verraten, wo sich Garadin, die Schwimmende Festung des Hochkönigs, zurzeit befindet.«
    Trotz der Ausweglosigkeit seiner Lage musste Iru lachen, er spuckte Blut dabei. »Das ist unmöglich. Nur Andorin und ich kennen den Standort Garadins«, hustete er. »Und von mir werdet ihr nichts erfahren.«
    Negrath verzog die Lippen nach oben, sodass seine Hauer deutlich zum Vorschein kamen. Es mochte ein Lächeln sein. »Du brauchst uns nichts zu erzählen. Soll ich dir verraten, in welchem Teil des Narnen-Meeres sich die Schwimmende Festung zurzeit befindet?«
    »Nur zu. Glaubst du denn wirklich, ich falle auf so eine List herein? Dafür hat mir Achest schon zu viele falsche Hoffnungen vorgegaukelt. Du willst mich nur weiter in die Verzweiflung treiben.«
    »Garadin ist das militärische Herz eurer Armee«, sagte Negrath. »Die Bibliothek der Festung beherbergt alle wichtigen geheimen Bücher der Magie, Angriffs- und Verteidigungspläne, Entwürfe für neue Waffen und Wehranlagen, aber auch die Grundrisse und Schwachstellen der großen Festungen wieder von Meledin. Wenn wir Garadin einnehmen könnten, wäre dies das Ende von Andorins Herrschaft. Alle Geheimnisse lägen offen vor uns, und Achests Truppen könnten überall

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