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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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sich.
    »Ich kenne euch am wenigsten und weiß daher nicht, womit ich euch belohnen kann. Doch was immer ihr euch wünscht, es soll gewährt werden, soweit es in meiner Macht steht.«
    Die drei sahen einander an. Mit dieser Aufforderung hatten sie nicht gerechnet. Tenans Gedanken überschlugen sich. Welchen Wunsch konnte der Hochkönig ihm gewähren? Urisk und Eilenna schwiegen, und so begann Tenan. Er neigte den Kopf.
    »Noch vor ein paar Monaten hätte ich die Antwort sogleich gewusst: Mein innigster Wunsch wäre gewesen, ein Krieger im Dienst Eurer Majestät zu werden und siegreiche Schlachten zu schlagen. Aber mein Leben hat sich geändert. Ich habe viel erlebt und schreckliche Dinge gesehen, vor allem aber erkannt, wie viel ich noch zu lernen habe. Ein Tag zwischen den Bienenstöcken im Garten meines Meisters kommt mir im Augenblick erstrebenswerter vor als alle Gefahren und Schlachten dieser Welt. Aber nach Gondun kann ich nicht gefahrlos zurückkehren. Ich weiß nicht einmal, ob Meister Osyn noch am Leben ist. Ich bitte Euch daher, mich auf einem Eurer Schiffe mitzunehmen, falls Ihr der Flotte den Befehl geben solltet, nach Gondun zu segeln, um die Insel zu befreien. Ich möchte nicht untätig herumsitzen, wenn ich etwas zur Befreiung meiner Heimat bei tragen kann.«
    Andorins Augen schienen in die Tiefen seiner Seele zu blicken. »Du wirst tun, was du für richtig hältst. Wie könnte es auch anders sein? Möge dein dhorin dich weiterhin auf den richtigen Wegen führen. Dein Wunsch sei dir gewährt.«
    Tenan verbeugte sich.
    Urisk meldete sich als Nächster zu Wort. Der Fairin hatte die ganze Zeit verschüchtert neben Tenan in dem riesigen Saal gestanden. Man merkte ihm an, dass er lieber irgendwo in freier Natur gewesen wäre. Dennoch getraute er sich nun zu sprechen.
    »Größtes Glück für einen ist das Zusammensein mit seinem Herrn«, sagte er bestimmt. »Wald und Feld in Gondun sind zerstört, alle haben kein Zuhause mehr. Meister Osyn gab Urisk den Auftrag, den jungen Herrn zu begleiten und seine Schritte zu lenken, und das wird der Fairin auch weiterhin tun! Nicht mehr erbittet man.«
    Dann trat Eilenna nach vorn. »Auch ich habe keine Heimat mehr. Ich möchte bei meinen neu gefundenen Freunden bleiben, gleichgültig, wohin das Schicksal uns treibt. Außerdem« – sie zwinkerte Tenan kess zu – »schadet es nichts, wenn ich ein wenig auf den Comori und die anderen aufpasse.«
    Andorin nickte. »Ihr habt euch untereinander ein größeres Geschenk gemacht, als ich je in der Lage gewesen wäre zu geben: das Geschenk der Freundschaft. Es möge geschehen, wie ihr es euch wünscht. Delinasté. «
    Damit hob er die Hand und entließ Tenan und seine Gefährten mit einer segnenden Geste.

12
    Die Lords und der Hochkönig zogen sich zu einer geheimen Sitzung zurück, in der sie über einen Feldzug gegen die Truppen Achests beraten wollten, die Gondun besetzt hatten.
    Die Freunde beschlossen, die Zeit bis zur Entscheidung des Rates mit einem Streifzug durch Meledin zu überbrücken. Natürlich wollte Harrid sein neues Schiff begutachten, und so spazierten sie hinunter zum Hafen. Der erstreckte sich auf einer weiten Fläche am Fuße des schwarzen Basaltfelsens in westlicher Richtung. Der Hafen der Hauptstadt des Reichs war größer als jeder andere in Algarad. Die Freunde standen gebannt vor der Vielzahl von Schiffen aller Größen und Betakelungen. Das Treiben der Händler war dichter, als Tenan es in Lagath oder Dorlin je erlebt hatte. Die Kontorhäuser bildeten einen eigenen Bezirk, den man nur betreten konnte, wenn man sich als Händler oder Arbeiter ausweisen konnte.
    Das Schiff, das der Hochkönig Harrid zum Geschenk gemacht hatte, lag vertäut an einem Anlegesteg nahe dem Eingang zum Hafen. Der Zweimaster war kleiner als die Dakany, wirkte aber schneller und wendiger aufgrund seines schlankeren Rumpfs. Ein Matrose begrüßte Harrid und führte ihn an Bord. Tenan und die anderen schlenderten draußen umher und genossen die Wärme der Sonne.
    Als Harrid wieder zu ihnen kam, hatte er einen zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht. »Die Etana ist wirklich ein Prachtstück! Zwar nicht vergleichbar mit meinem alten Kasten, aber es wird Spaß machen, ihre Fähigkeiten zu testen.« Er lehnte sich an die Kaimauer und schaute nach Süden. »Mit ihr wird es ein Leichtes sein, die Kerr-Inseln zu umrunden und nach der Dakany zu suchen.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis die anderen begriffen, was er gesagt

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