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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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schon getroffen. Eilig kletterte er aus dem Wrack ins Freie und sprang auf den weißen Strand.
    Vor sich, noch gut drei Meilen entfernt, konnte er Lagath sehen. Mit den weiß getünchten Mauern schien die Hafenstadt sogar bei bedecktem Himmel hell zu strahlen und jeder Traurigkeit zu spotten. Doch Tenan wollte mit einem Mal nichtmehr dorthin. Der Trubel und das Treiben, die Heiterkeit und Ausgelassenheit mit seinen Freunden erschienen ihm plötzlich leer und oberflächlich. Auch kam es ihm so vor, als würde er beobachtet. Er hätte in diesem Augenblick die Nähe seines Meisters der trostlosen Einsamkeit am Strand vorgezogen, als verspräche Osyns Gegenwart Schutz und Sicherheit. Tenan schüttelte den Kopf. Als ob Osyns kleine, zerbrechliche Gestalt und seine bescheidenen magischen Fähigkeiten ihn schützen konnten! Bei dem Gedanken musste er fast lachen. Wo war nur sein Wagemut geblieben? Er runzelte ärgerlich die Stirn. »Es ist nichts passiert und keine Gefahr im Verzug«, ermahnte er sich halblaut, obwohl sein Instinkt ihm etwas anderes sagte. Doch er schob den Gedanken in eine dunkle Ecke seines Bewusstseins und setzte sich in Richtung Lagath in Bewegung.
    Da erklang wieder der heisere, langgezogene Schrei. Er hallte schauerlich zwischen den Felswänden wider. Die Sonne verdunkelte sich. Tenan zuckte zusammen. Diesmal konnte er den Schatten sehen! Eine hagere, menschenähnliche Gestalt schwebte aus östlicher Richtung vom Meer heran. Das Wesen steuerte seinen Flug mit bizarren Drachenschwingen, die aus seinem knochigen Rücken wuchsen.
    Obwohl Tenan das Wesen auf die Entfernung nicht deutlich erkennen konnte, wusste er sofort, dass es nichts Gutes im Schilde führte. Nur weg in Sicherheit!
    Er rannte los.
    Der Schatten hatte ihn entdeckt. Tenan hörte das Rauschen der Schwingen hinter sich, spürte den Luftzug in seinem Nacken. Mit einem Hechtsprung warf er sich in den Zugang zum Bugfels. Er stürzte hart, schlug sich die Knie blutig, rappelte sich wieder auf und lief in den Gang hinein. Das fahle Licht desAusgangs am anderen Ende zog ihn an. Doch was mochte geschehen, wenn er wieder ins Freie trat? Der Dämon würde ihn weiter verfolgen, das Tageslicht schien ihm nichts auszumachen. Tenan musste eine andere Fluchtmöglichkeit, ein sicheres Versteck finden, und zwar schnell! Hinter ihm rauschten schon die Flügel. Er bemerkte, dass sich links von ihm ein Gang des unheimlichen Labyrinths öffnete, das jedermann mied. Ohne nachzudenken, rannte er ins Innere des Bugfelsens.
    »Bleib stehen, Dieb!« Die Stimme seines Verfolgers klang gespenstisch, so als käme sie aus einer anderen Welt. Tenan hörte die Worte nicht wirklich, sondern vernahm sie lediglich in seinen Gedanken. Aber ihm blieb keine Zeit, sich darüber zu wundern. Er hetzte weiter, als gelte es sein Leben.
    Im Gang war es stockdunkel. Mit ausgestreckten Armen tastete er sich an den Felswänden entlang. Er stolperte über Steine am Boden und stieß sich an Felsvorsprüngen, doch der Schmerz trieb ihn immer weiter, hinein in das Gewirr der Gänge. Er war kurz davor, in Panik zu verfallen. Hinter ihm näherte sich ein Albtraum in Gestalt eines Dämons, vor ihm führte der Weg in finstere Ungewissheit, so schwarz wie Tenans Furcht. Hierhin war noch nie Tageslicht vorgedrungen. Wahrscheinlich hatte er sich sogar mit seinen Freunden nicht so weit vorgewagt.
    »Es gibt kein Entkommen«, hörte er die Stimme des Dämons in seinem Kopf. »Die Dunkelheit ist mein Reich. Glaubst du wirklich, du könntest dich vor mir verbergen?«
    In der Tat. Was für eine verrückte Idee, in den Höhlengängen Schutz zu suchen, schalt sich Tenan. Der Dämon würde ihn bald entdecken, seine Sehkraft war im Dunkeln sicher über legen. Und er, Tenan, wusste nicht einmal, wohin der Gang führte. Womöglich endete er in einer Sackgasse.
    Die tiefschwarze Finsternis wurde nur durch die Tunnelwände begrenzt. Plötzlich wichen die Wände zurück, der Gang verbreiterte sich, Tenans tastende Hände griffen ins Leere. Er stolperte kopfüber voran, schlug hart auf dem Felsboden auf. Mit letzter Kraft kam er wieder auf die Beine, die ihn kaum länger tragen mochten – mehr aus Angst als vor Kraftlosigkeit. Hilflos tastete er sich weiter voran. Als er etwas Feuchtes berührte, schreckte er voller Ekel zurück, merkte dann jedoch, dass es eine moosüberwachsene Wand war. Er tastete sich an ihr entlang, bis er eine Vertiefung fand. Eine Nische! Vielleicht würde ihn sein Verfolger hier nicht

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