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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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seinem Inneren. Fieberhaft durchforstete Tenan seine Erinnerungen nach einer Formel, deren Wirkung wenigstens eindrucksvoll genug war, um Leargh zu verwirren. Der letzte Wasserzauber in Osyns Stube vielleicht? Lächerlich. Außerdem hatte er die magischen Worte schon wieder vergessen. Oder der Erdzauber, mit dem er im letzten Frühjahr das Wachstum des Haferfeldes von Bauer Twilek beschleunigt hatte? Absurd in der jetzigen Lage. Ein Luftzauber? Osyn verstand es, damit große Wolkenmassen verschwinden zu lassen. DochTenan war klar, dass Leargh auch damit nicht beizukommen war. Der Feuerzauber!, durchzuckte es ihn siedend heiß. Mit dessen zerstörerischer Kraft hatte er fast die Hütte abgebrannt! Allerdings hatte er dafür den zwingend erforderlichen roten Kristall verwendet, und momentan steckte lediglich der weiße Stein eines Adepten des vierten Grades an der Spitze seines Com, der verhältnismäßig ungefährlich war. Dennoch – er musste es versuchen.
    Der Schattendämon schwebte wieder ein Stück näher heran, streckte die Klauenhand aus und versuchte, den Bannkreis des rot leuchtenden Kristalls zu durchbrechen. Dem Com in Tenans rechter Hand schenkte er keine Beachtung.
    Tenan hob den Kristall, schwenkte seinen Zauberstab in Richtung des Schattenwesens und sprach laut und deutlich das Wort der Macht, das den Feuerzauber in Gang setzte: »Yrd!«
    Doch nichts geschah. Der weiße Stein an seinem Com fing nicht einmal an zu glühen. Tenan traten Schweißperlen auf die Stirn. Er fluchte innerlich. Irgendetwas war schiefgelaufen! Wahrscheinlich war der falsche Kristall an der Spitze seines Com dafür verantwortlich. Oder hatte er wieder etwas verkehrt gemacht? Würden ihn seine Faulheit und Nachlässigkeit jetzt das Leben kosten?
    Leargh lachte wieder – ein hässliches, verächtliches Lachen – und schwebte drohend etwas näher heran. »Wo hast du nur diese unsäglichen, armseligen Zaubersprüche gelernt? Damit kannst du nicht einmal Hogren-Kobolde beeindrucken! Schluss jetzt mit dem Theater! Gib mir den Kristall, und ich verspreche dir, dich am Leben zu lassen. Du kannst unbehelligt ziehen und zu deinem Meister zurückkehren, der dir dann hoffentlich ein paar wirksame Zaubersprüche beibringt.«
    Tenan wusste, dass er dem Wort des Dämons nicht trauen konnte. Wut und maßlose Enttäuschung über sein Versagen kämpften in seinem Inneren. Noch einmal hob er den Kristall schützend vor sich. Er betrachtete ihn flehentlich, als hoffte er, Hilfe von ihm zu erhalten. Sein Blick senkte sich in das rote Leuchten, bis es ihn ganz erfüllte. Wieder tauchten die schattenhaften Gestalten auf, die ihren bizarren Tanz vollführten. Dann geschah etwas Seltsames: Eine ruhige, kraftvolle Klarheit erfüllte plötzlich seinen Geist. Das rote Licht des Steins durchflutete ihn und erhellte jeden Winkel seines Seins, gab ihm Mut und Zuversicht. Tenan fühlte eine unerklärliche Verbundenheit mit dem Kristall, die tief in eine dunkle Vergangenheit zurückzureichen schien. Feuer, Wasser, Erde und Luft sowie die übrigen Elemente der Magie verbanden sich im Bruchteil einer Sekunde zu einer untrennbaren Einheit, die mit Tenan verschmolz. Instinktiv wusste er, was zu tun war.
    Er hob den Com und den Kristall. Beide vibrierten auf einmal so stark, dass er sie kaum halten konnte. Noch einmal sprach Tenan das magische Wort des Feuers.
    Eine Druckwelle schleuderte ihn zurück in die Nische in der Wand und presste ihn schmerzhaft gegen das Felsgestein. Dann fing die Luft um ihn herum Feuer und raste in einer grünblau blitzenden Blase der Vernichtung quer durch die Höhle. Sie traf auf den Schatten und riss ihn mit sich, während Learghs Körper in den Flammen aufloderte. Der Dämon stieß einen entsetzlichen Schrei aus, den Schrei der Verdammten, der zwischen den Felsen ohrenbetäubend und schauerlich widerhallte.
    »Geh zurück in die ewige Dunkelheit, wo du wieder in Vergessenheit gerätst!«, brüllte Tenan mit einem wilden Gefühl der Befriedigung und Macht.
    Die Konturen des Schattenwesens verwischten sich, wirbelten durcheinander und wurden vom gierigen Flackern der Flammen verzehrt. Sein Schädel schien zu schrumpfen, die Flügel knitterten und zerfielen wie trockenes Laub. Für einen kurzen Augenblick war es Tenan, als sähe er hinter dem Dämon in einer anderen Sphäre ein riesiges Portal auftauchen, dessen Torflügel zerstört waren. Von einer unsichtbaren Kraft wurde Leargh in einem Flammenring durch das Tor auf die andere Seite

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