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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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Schule, geräumiger als die Schreib- und Studierräume der Klosterbrüder.
    Alexius war dankbar, als der Rundgang endlich zum Gästehaus führte. Offenbar hatte Odilo beim Bau des Gebäudes an häufige Besuche von hoch gestellten Damen und Herren gedacht. In zwei Sälen konnte er Betten für vierzig Männer und dreißig Frauen anbieten, insgesamt gab es siebzig Gästelatrinen.
    Erschöpft sank der Missus des Kaisers auf sein Lager, versuchte die neuen Eindrücke zu verarbeiten. Er schätzte den geradezu höfischen Komfort, vor allem die eigene blitzsaubere Toilette. Hygiene war eine der Grundfesten des cluniazensischen Ordenslebens.
    Nach der Vesper sah Alexius den Abt nicht wieder. Odilo widmete sich bis zur Komplet den Greisen des Klosters. Es gab viele Fromme, die demütig im Mönchskleid den Tod erwarteten. Auch Vornehme, Herzöge, Grafen, Vögte. In Cluny wusste man von einem Markgrafen, der erkrankt war, im Schnellverfahren die Weihe bekam und sechs Tage später starb.
    Entgegen seiner Gewohnheit zwang Alexius sich am zweiten Tag schon während der Laudes aus dem Bett. Leise zog er sich an, um die wenigen anderen Gäste nicht zu wecken, und verließ das Gebäude. In der Ferne ertönten die betenden Stimmen der Mönche. Der Missus durchquerte den Garten und ging auf das Haupttor zu. Es lag nicht wie erwartet verlassen da. Ein Pförtner saß dort, auf einer Bank neben ihm ein weiterer Mönch. Natürlich! In Cluny war alles organisiert. Es gab Einteilungen für die Nachtwachen, die Zelebranten der Totenmessen. Auch für die Abfolge des Küchen- und Pförtnerdienstes.
    Der Kaiserbote gab sein Vorhaben auf und ging bis zur Prim wieder in den Schlafsaal. Später traf er im Garten Kolumban. Der Mönch war besonders aufgekratzt.
    »Da wir wieder über Peterlingen reisen, hat Abt Odilo mir einen Brief anvertraut«, berichtete er. »Ich soll dafür sorgen, dass die Botschaft von dort aus zu Papst Gregor nach Rom gebracht wird.«
    Alexius fixierte ihn erwartungsvoll.
    »Eigentlich sollte ich Euch nicht sagen, worum es geht«, gestand der Klosterbruder aus Einsiedeln. »Aber so etwas kann ich nicht für mich behalten.« Er grinste und zog Alexius hinter ein Gebüsch am Rande der Klostermauer. Als niemand zu sehen war, platzte er heraus. »Man hat mir erzählt, dass der Kellermeister von so vornehmem Blut ist wie Ihr selbst. Der jüngste Sohn eines Grafen.«
    »Beeindruckend«, kommentierte Alexius. Die Nachricht war ihm völlig gleichgültig. »Ich möchte lieber wissen, ob …«
    »So wartet doch«, kicherte Kolumban. »Ich bin noch nicht fertig.« Plötzlich tönte seine Stimme geheimnisvoll »Insignissimus latro!«
    Ein Räuber im Kloster? Alexius war plötzlich ganz Ohr.
    »Ja, der Bursche hat von einem schreibkundigen Komplizen Urkunden fälschen lassen, um sich fremde Besitzungen anzueignen. Man hat ihn dabei erwischt. Nun büßt er im Kloster, muss im Keller dienen und außerdem lesen lernen zum Studium der Psalmen.«
    »Interessant, Kolumban. Aber was hat das mit Odilos Botschaft für den Papst zu schaffen?«
    »Es kommt noch schlimmer. Seit einiger Zeit lebt ein Bischofsmörder in Cluny. Ein Kleriker, den sonst niemand haben will. Jetzt möchte dieser die Weihen empfangen.«
    Der Abt von Cluny getraute sich nicht, dem Verbrecher aus eigenem Antrieb die Kommunion und die Mönchsweihe zu erteilen. So hatte er beschlossen, Papst Gregor schriftlich um Rat zu fragen.
    Auch am dritten Tag bekam Alexius Odilo nicht zu Gesicht. Der Vorsteher von Cluny beschäftigte sich mit der wichtigsten Aufgabe seines Klosters, der Organisation der Gebetshilfe. Die war eng mit dem Reichtum des Reformklosters verbunden. Laufend konnten Schenkungen von Ländereien, Einkünften, Landwirtschaftsbetrieben registriert werden. Die Gaben waren aber nicht umsonst. Als Gegenleistung wurde Gebetshilfe verlangt. Für das Seelenheil der Spender oder ihrer Eltern. Vor allem die Priester unter den Mönchen gingen keine Stunde am Tag der Handarbeit nach, wie der heilige Benedikt einst verlangt hatte. Sie waren vollauf beschäftigt mit den Messopfern. Seelen mussten aus der Gewalt der bösen Geister befreit werden. Dies war der größte Ruhm Clunys, der bis über das Mittelmeer gelangte.
    Vor dem Schlafengehen beschloss Alexius, das Portal am folgenden Tag vor der Matutin nach dem mysteriösen Mal abzusuchen. Den aufmerksamen Augen des Pförtners zum Trotz. Schlimmstenfalls würde er dem Abt irgendeine Erklärung auftischen.
    Alexius schreckte jedoch

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