Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Gefühl, eine wilde
Verfolgungsjagd hinter sich zu haben. Athene stattdessen, stand seelenruhig
neben ihr und schaute auf die in die Knie gegangene Halbgöttin hinab.
„Keine
Sorge, das legt sich nach einiger Zeit wieder“, lächelte sie leicht und klopfte
ihr beruhigend auf den Rücken.
Serena
atmete einige Male tief durch. Die Fähigkeit zur Teleportation war unter den Göttern
weit verbreitet. In einem Augenblick noch auf dem Olymp, konnten sie im nächsten
bereits Meilen weit weg an einem beliebigen Ort sein. Eine hilfreiche
Fähigkeit, die Serena als Halbgöttin nur in Begleitung eines fähigen Gottes zuteilwurde.
Als
sie sich wieder gefasst hatte, folgte sie ihrer Schwester, die sie wie einen
Gefangenen in unsichtbaren Ketten zurück in ihre Zelle brachte.
Noch
immer hielt Hypnos die Bewohner des Olymps fest in seinen Fängen, während das
Himmelsgewölbe bereits die ersten orangefarbenen Strahlen der Sonne freigaben.
Noch
ehe Serena ein beruhigendes Wort finden konnte, das ihre noch immer entrüstete
Schwester besänftigen konnte, ergriff diese das Wort. „Ich muss mich darauf
verlassen können, dass du nie wieder auch nur versuchst, den Schatten deiner Vergangenheit
hinterher zu jagen!“
Serena
ergriff das Medaillon ihres Stiefvaters und ließ den schweren Klunker des
Olymps dabei völlig außer Acht.
„Es
gibt nichts mehr, was mich dazu veranlassen könnte ...“, versicherte Serena ihr
gedankenversunken und drehte sich zu ihr um. Athene blickte in die Augen einer
vertrauenswürdigen Person, doch sie wusste bereits aus Erfahrung, dass Serena
ein Dickkopf war und ihr Versprechen brach, sobald ihr Verstand aussetzte und
sie nur auf ihre Gefühle hörte.
Die
Göttin kam auf sie zu und starrte mit misstrauischen Blicken auf das leere Medaillon
in Serenas zierlicher Hand. Als wusste diese was sie dachte, ließ sie los und
schaute beschämt zu Boden.
„Ich
mein es nicht böse. Ich möchte nur nicht, dass du noch mehr leidest. Wir gaben
den Menschen ihren freien Willen und dazu gehört nun mal auch, dass sie
manchmal Dinge tun, die andere verletzen.“
„Ich
weiß“, entgegnete Serena schroff und setzte sich aufs Bett.
Athene
sah sie verwundert an. Ihre kühle Art sollte sie mittlerweile nicht mehr überraschen,
doch es beeindruckte sie immer wieder, wie leicht sie sich von jeglichen
Gefühlen abschotten konnte, doch es war ihre Art mit den Ereignissen umzugehen,
da konnte sie ihr nicht reinreden.
„Athene,
ich möchte nun einfach für mich sein … okay?“ Die Göttin hielt die Luft an und
zögerte kurz, ehe sie einfach nur leicht nickte und Serena diesen Gefallen tat.
Die
Tür ins Schloss fallen hörend, warf sie sich aufs Bett und starrte zur Decke hinauf.
Ihr noch junges Leben zog vor ihrem inneren Auge vorbei.
Lass
die Vergangenheit ruhen , hörte sie die warme Stimme des
alten Mannes in Athen wiederhallen. Einfache Worte, doch die Bilder ihrer Vergangenheit
zerfraßen sie nun seit fast 9 Jahren. Sie hatten sich in ihren Verstand eingenistet
und ließen sie keinen einzigen Augenblick in Ruhe. Die leblosen Körper ihrer
Eltern waren immer bei ihr, in ihrem Gedächtnis, da, wo sie ihr niemand wieder
nehmen konnte, da, wo sie sie selbst nicht erreichen konnte.
Als
ihre trostlosen Blicke zum Fenster wanderten und sie mit einem leisen Seufzer
feststellen musste, dass es noch immer finster war und das einzige Licht, das
ihr wenigstens ein bisschen Zuversicht gab, die wenigen Lichtstrahlen der
aufgehenden Sonne am Okeanos waren, sah sie sich langsam im Raum um. Zuerst in
die Ecken, dann zur Tür und schließlich zur Decke. Ob sie erwartete, dass
irgendjemand oder gar irgendetwas in der Dunkelheit auf sie lauerte und nur darauf
wartete, sich mit gewetzten Krallen auf sie stürzen zu können, konnte sie
selbst nicht genau sagen, doch wie Athene ihr immer einbläute: Man solle auf
alles vorbereitet sein.
Es
waren wahre Worte, die ihr ihre Eltern allerdings auch nicht wiederbringen
konnten. Sie waren mit ihren Geheimnissen gestorben, für ein Kind, das
ahnungslos hinter einer dünnen Steinmauer schlief und fest daran glaubte, dass
das einzig Böse ein nicht realer ungeheuerlicher Alptraum sei. – Ja, es war ein
Alptraum, einer, der jedoch so real wurde, dass sie seine kalten Klauen auf
ihrer Haut und den trockenen toten Atem in ihrem Genick spüren konnte. Er war
keine Illusion, keine Fiktion ihrer Gedanken. Er war real und zog sie jeden Tag
ein Stück mehr in sich hinein, während sie
Weitere Kostenlose Bücher