Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
schützen!“, fuhr er ihr plötzlich ernst ins
Wort. Sie war erschrocken über seine ausgewechselte Art. Sonst erschien er ihr
immer locker und gut gelaunt, doch nun zeigte sein Gesicht eine ernste Strenge,
die sie stark an ihre Stiefmutter erinnerte.
„Er
wollte dir nicht die Illusion eines liebenden Vaters nehmen, deshalb hat er dir
nichts gesagt! Du hättest ihm doch sowieso nicht geglaubt …“
Wieder
wandte sie ihre Blicke von ihm ab und schnaufte hart auf. Er hatte Recht.
Natürlich hätte sie ihm nicht geglaubt, doch die Tatsache, dass sie es so
herausfinden musste, war für sie völlig unverständlich.
Doch
noch ehe sie etwas sagen konnte, hallten laute Stimmen zu ihnen herüber und
rissen beide aus ihrem Gespräch. Zwei junge Frauen betraten den Garten, die
eine unübersehbar – eine Bedienstete, die andere hielt Serena zuerst für eine
Nymphe, doch ihre langen braunen Haare glänzten wie Seide und ihre Augen
strahlten förmlich - völlig untypisch für diese. Solche Augen hatte sie schon
einmal gesehen. Dieses tiefe endlose Blau, strahlend wie das Meer an einem
Sommertag.
Augen
wie der Gott der Meere sie hatte .
Fragend
wandte sie ihren Kopf zu Darius um, der alles andere als begeistert schien, sie
hier zu sehen. Als auch sie die junge Halbgöttin und den Vertrauten des Sonnengottes
erspähte, würgte sie das Gespräch mit der Bediensteten abrupt ab und warf ihr
einen finsteren Blick zu. Sie war ebenso wenig erfreut, doch wusste Serena
nicht, ob es wegen ihr oder wegen Darius war.
Eine
abweisende Handbewegung und ein zischender Laut und die Bedienstete verschwand
zurück in den Palast, gefolgt von der Frau, die es plötzlich ziemlich eilig zu
haben schien.
„Rhode
…“, flüsterte Darius leise, als er sie in der Ferne wusste.
Serena
kannte diesen Namen. Sie erinnerte sich auch, ihn im Zusammenhang mit Helios‘
gelesen zu haben, doch es war schon zu lange her und nur eine schwammige
Erinnerung.
„Sie
ist die Frau von Helios!“
Serena
hielt die Luft an. Fast hätte sie sich an ihrem eigenen Speichel verschluckt.
Was
hatte er gesagt?
Irritiert
schaute sie sich nach ihm um, erst da erkannte sie die angedachten Gänsefüßchen,
die er setzte, um diesen Satz Ironie zu verleihen.
„…
Das glauben die Sterblichen jedenfalls. Sie würde mir ja richtig leidtun, wenn
sie sich nicht zu so einer unausstehlichen Person entwickelt hätte …“
„Was
ist passiert?“, hakte Serena neugierig nach und zog ihre Knie an sich.
„Sie
ist dir eigentlich sehr ähnlich. Ihr Vater – machthungrig und sie – zu
gutgläubig. Poseidon hat seine eigene Tochter verkauft, um mehr Einfluss und
Ansehen zu erlangen, dass Helios als Sonnengott, der von den Sterblichen geradezu
angebetet wird, völlig alleinstehend war, war für ihn ein absoluter Glücksfall.
Er überhäufte ihn geradezu mit Geschenken, verstieß sein eigen Fleisch und Blut
aus dem Kristallpalast und schickte sie zu Helios hinauf. Und er … nahm sie bei
sich auf, gab ihr Nahrung, ein Bett zum Schlafen und ein Dach über den Kopf.
Sie hatte es ihrem Vater niemals vergessen und aus der jungen offenen
Meeresschönheit wurde ein misstrauisches kaltes Biest, das seit jeher keinen
Kontakt zu den Meeresgöttern pflegt, doch sie ist Helios sehr dankbar, denn er
hat sie aus den Fängen ihres Vaters befreit. Die Sterblichen hatten niedergeschrieben,
dass die beiden sich vermählt hatten, nur um Poseidon zu besänftigen, der die
Meere zum Toben brachte, nachdem Helios noch immer kein Fest veranlasst hatte.
Es sollte bald soweit sein, versicherte er dem zornigen Meeresgott, die
angedachte Hochzeit blieb jedoch bis heute aus … sehr zum Leid des Tyrannen,
der nicht nur unter dem Gelächter der übrigen Götter zu leiden hatte, sondern
auch seine Tochter verlor“, grinste Darius zufrieden und sah sie wieder mit
offenen weiten Augen an. „… Doch das war Helios egal. Ihm ging es nur um das
Wohlergehen der Meeresprinzessin …“ Er hielt kurz inne und holte Luft als er
sich wieder ihr zuwandte. „ Du solltest wirklich zu ihm gehen!“
Wohlmöglich
hatte Darius Recht. Sie war so konzentriert darauf, auf jemandem sauer zu sein,
da sie nun in solch einer Situation steckte, dass ein kleiner Fehltritt, der
eigentlich seitens ihres Vaters kam, eine regelrechte Abneigung gegen Helios
aufbaute, der eigentlich nur versucht hatte, sie vor dieser Enthüllung zu
schützen. Sie war wirklich ein Monster.
Tief
durchatmend stand sie vor den großen goldenen Türen
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