Das Siegel von Arlon [Adrian Pallmer, Band 1] (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
gedulden, bis er wieder zu Kräften gekommen war.
Myritha, die stets dafür sorgte, dass Adrian und Camille nicht zu viel Zeit allein und mit ihren Plänen verbrachten, hatte auch die Ankunft von Hermann bemerkt und war mit zu dem kleinen Raum gekommen, wo der Libure lebte. Immer wieder bestand sie darauf, dass die Zwei auch weiterhin ihre magischen Fähigkeiten trainierten und neue Dinge lernten. Adrian hatte inzwischen auch gelernt, Lichttore zu öffnen, aber bisher waren ihm nur kurze Wege gelungen. Und so brachte die Großmutter, die jetzt auch seine Lehrerin war, wieder für jeden von ihnen Aufgaben mit. Camille sollte einen neuen Zaubertrank zubereiten und Adrian musste weiter an seinem Lichttorzauber üben. Sie hatte ihm dazu ein dickes Buch mitgebracht und in einige Seiten Lesezeichen gesteckt, die er lesen sollte, bevor sie zusammen üben wollten.
Camille und ihre Großmutter liefen unterdessen nach draußen, sodass er allein zurückblieb und in sein Zimmer ging, um seine Aufgabe zu erfüllen. Etwas unwillig setzte er sich über das staubige Buch und blätterte zu der ersten Seite, die Myritha ihm markiert hatte - der Seite zweihundertdreiundsechzig. Als Adrian die Seite, wo der Lichttorzauber genau erklärt wurde, gelesen hatte, bemerkte er einen leichten, kaum merklichen Knick, der über die ganze Seite verlief, und ein kleines Eselsohr. Als er ihn mit dem Finger entlang fuhr, spaltete sich plötzlich die Seite der Länge nach auf und Adrian konnte eine mehr als doppelt so große Seite wie eine Landkarte entfalten. Verwundert schaute er auf die Seitenzahl: Sie trug die Nummer zweihundertdreiundsechzig einhalb.
Die ganze Seite war über und über mit Buchstaben und Zeichen bedeckt, die zumindest scheinbar nicht den geringsten Sinn ergaben, außer einer kurzen, handschriftlichen Notiz am Rand, die lautete: 'mächtiger Wurmlochzauber, VORSICHT!' Als Adrian mit seinem Finger auf das Papier tippte, fingen die Buchstaben an, wie wild durcheinander zu tanzen, beruhigten sich aber nach kurzer Zeit wieder, allerdings hatte sich jetzt das Muster verändert. Adrian wiederholte das Ganze noch einige Male, aber besser verständlich wurde der Buchstabensalat dadurch nicht. Doch als er damit aufhörte, ordneten sich in der Mitte der Seite, inmitten des Buchstabengewirrs ein paar Zeichen zu einer neuen Notiz. Sie lautete: 'Der Preis für dieses Wissen ist ein Tropfen deines Blutes!'
Sobald Adrian die Schrift gelesen hatte, mischten sich die Buchstaben der Notiz wieder unter die anderen Zeichen. Allerdings war nun seine Neugier vollends geweckt. Mit einer Nadel, die er aus einem der Schubkästen hervorkramte, stach er sich, ohne zu zögern, in seinen Zeigefinger und tropfte einen kleinen Klecks auf das gelbliche, alte Papier, das den Tropfen wie ein trockener Schwamm aufsaugte. Langsam, ganz langsam, begannen die Buchstaben sich zu bewegen, nicht wild durcheinander, wie zuvor, sondern nach und nach fügten sich die Buchstaben zu Worten zusammen und diese wieder gruppierten sich zu Sätzen und ganzen Textblöcken. In der Mitte der Seite formte sich ein filigranes magisches Ornament in Form eines sechszackigen Sterns mit vielen weiteren Symbolen. Die Texte ordneten sich zum Abschluss noch rund um das Bild an. Dann hörte die Bewegung wieder auf und Adrian begann neugierig zu lesen, was auf Seite zweihundertdreiundsechzig einhalb geschrieben war.
Schon nach kurzer Zeit merkte er, dass es sich hierbei um einen außergewöhnlichen Zauber handelte. Wenn das, was dort stand, stimmte, musste es damit möglich sein, an jeden beliebigen Ort zu reisen. Das Einzige, was man brauchen würde, wäre nur ein Bild davon. Und anders als beim Lichttorzauber brauchte man scheinbar auch noch niemals zuvor dort gewesen zu sein. Die Neugierde hatte ihn zwar gepackt, aber da er hörte, dass Camille und ihre Großmutter zurück ins Haus kamen, faltete er die Seite sorgfältig zusammen und knickte auch die kleine Ecke wieder um. Die Seite verschmolz erneut zu einem Blatt, als wenn nichts gewesen wäre und Adrian las schnell noch die restlichen Seiten über den Lichttorzauber durch, bevor Myritha auch schon ins Zimmer kam, um ihn zu einer Übungsstunde abzuholen. Heute gelang es ihm eigentlich schon ganz gut, Lichttore aus dem Nichts zu öffnen, aber da seine Gedanken immer wieder um den Wurmlochzauber kreisten, schlossen sie sich meistens schon, bevor sie genutzt werden konnten, sodass die Großmutter kopfschüttelnd die Übung
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