Das Siegel von Arlon [Adrian Pallmer, Band 1] (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
Zelt. Sollte er den Anderen wenigstens Bescheid sagen? Aber wem schon? Camille? Sie redete ja sowieso nicht mit ihm, außerdem wäre es ihr garantiert egal und sie würde ganz sicher wieder einen ihrer spitzen Kommentare abgeben. Und warum sollte er sich erneut vor Samira und den Anderen zum Kasper machen lassen? Und vermissen würde ihn ja sowieso niemand! Und so gingen Kristin und Adrian in einigem Abstand nebeneinander am Ufer der Elbe entlang. Hätte Adrian sich noch einmal umgeblickt, hätte er vielleicht gesehen, dass Camille ihnen kurz durch den Zelteingang nachblickte, dann aber gleich wieder im Zelt verschwand.
Hermann, der dank Adrians Tarnzauber für Kristin und alle Anderen unsichtbar war, folgte den Beiden in einigem Abstand. Sein einziger Freund und Gebieter hatte ihm keinen Auftrag erteilt und so wollte er bereit sein, wenn er gebraucht würde. Es dauerte nicht lange, bis Kristin und Adrian außer Sichtweite des Zeltes waren. Der Weg führte nun vom Fluss weg in den Wald hinein. Kristin wollte alles von ihm wissen, über seine Kindheit, über Magnus und vor allem interessierten sie seine Erlebnisse bei der Großen Versammlung des Ordens von Arlon auf der Insel Rocher d'Arlon. Und Adrian erzählte ihr, was er dort erlebt hatte und was alles passiert war.
»Und du besitzt wirklich das Amulett deines Großvaters?«, fragte sie ihn, nachdem er ihr ausführlich erzählt hatte, wie die ganzen Bewerber sich vorgestellt hatten und wie auch er sich, wenn auch nicht ganz freiwillig, präsentiert hatte.
»Ja, er hat es mir mit einem verrückten Paket geschickt!«
»Und wo ist es jetzt?«
»Ich trage es immer bei ...!«
»Du trägst es bei dir? Würdest du es mir auch einmal zeigen? Ach bitte, bitte, bitte...«
Mit einem Mal wurde ihm ganz mulmig zumute. Sein Großvater hatte ihm ja geschrieben, dass er es niemandem zeigen dürfte. Magnus hatte ihm auch noch einmal gesagt, dass er mit keinem über das Amulett sprechen sollte. Und wieso war Kristin so sehr daran interessiert? Aber dieser treue Blick mit ihren großen, braunen Augen wischte alle kurz aufkeimenden Zweifel wieder beiseite. Sie war ja die ganze Zeit so überaus nett zu ihm gewesen und so zog er vorsichtig mit beiden Händen das Amulett an der Kette aus seiner Jacke hervor. Im gleichen Moment verspürte er auch schon ein fürchterliches Stechen, das im Kopf begann und sich wie ein Sturmfeuer bis in die letzten Spitzen seines Körpers ausbreitete. Unfähig, irgendeinen Teil seines Körpers zu bewegen oder auch nur etwas zu sagen oder zu schreien, fiel er um wie ein gefällter Baum und dann wurde es auch schon schwarz um ihn.
Die Sekunden wurden zu Ewigkeiten und Verzweiflung kroch in Sa'Ari hoch. Immer noch am Boden kniend und das Gesicht in seinen Händen verbergend wartete der Zwerg darauf, dass Irkov zurückkommen und auch ihn dafür strafen würde, dass er versucht hatte, ihn hereinzulegen. Aber nichts geschah. Auf dem Gang herrschte völlige Ruhe. Ob er seinem Vater schon etwas angetan hatte? Die Ungewissheit war noch quälender als jede, auch noch so schlimme Nachricht. Vorsichtig lugte er zwischen seinen Fingern hindurch, um zu schauen, wo denn der kleine Käfer geblieben war, der es nicht geschafft hatte, zu seinem Vater durchzudringen. Zuerst konnte er ihn nirgends sehen. Sofort zog er die Hände von seinem Gesicht weg, um sich richtig umblicken zu können. Dann sah er ihn, wie er gerade durch das winzige, vergitterte Fenster nach draußen verschwand.
»Ja klar, das Fenster! Ja! Beeile dich! DU MUSST ES SCHAFFEN!«
Sa'Ari war aufgesprungen und rief dem Käfer noch hinterher, obwohl er schon längst aus dem Sichtfeld verschwunden war. Und plötzlich war auch wieder neue Hoffnung da. Es dauerte immer noch eine halbe Ewigkeit, bis wieder das Schnaufen und Schlurfen des Wärters zu hören waren. Das Herz Sa'Aris schlug so heftig, dass sein ganzer Körper stark bebte, als würde er von einer unsichtbaren Hand durchgeschüttelt. Als dann schon jemand begann, sich von außen an der Tür zu schaffen zu machen, schoss ein Lichtpunkt zum Fenster herein und landete in der Hand des Zwerges, gerade noch rechtzeitig, um nicht von dem Zauberer gesehen zu werden, der sich wieder in die kleine Zelle zwängte. Er richtete, ohne auch nur ein Wort zu sagen, seinen Ring auf Sa'Ari, bereit einen Zauber oder Fluch abzugeben. Sa'Ari blickte ihn vorsichtig von unten her an, ungewiss was nun passieren würde.
»Nun gut«, sagte Wictor Irkov in einem
Weitere Kostenlose Bücher