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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nützt. Ich hatte schon gedacht, dass Sie nicht zu dieser Sorte gehören. Was wollen Sie in Argentinien ausrichten? Außerdem ist der Kerl sicher schon tot.«
    Die junge Frau, die Ben hereingelassen hatte, kam ins Zimmer und flüsterte Sonnenfeld etwas zu. »Wenn Sie mich ein paar Minuten entschuldigen würden. Ein wichtiger Anruf«, sagte Sonnenfeld und verschwand ins Nebenzimmer.
    Ben schaute sich in dem Raum um. Entlang der Wände standen hohe schiefergraue Aktenschränke. Sonnenfeld war ihm ausgewichen, als er ihn auf Strassers Aufenthaltsort angesprochen hatte. Verheimlichte er ihm etwas? Und wenn ja, warum?
    Hatte sich ganz so angehört, als ob das Telefonat länger dauern würde. Vielleicht lang genug, um währenddessen ein bisschen in den Akten zu stöbern. Ben stand auf und ging zu einem Aktenschrank mit fünf Schubladen für die Anfangsbuchstaben R und S. Die Schubladen waren verschlossen, doch der Schlüssel lag oben auf dem Schrank. Nicht gerade Sicherheitsstufe eins, dachte er. Er öffnete die unterste Schublade, die voll gestopft war mit gelben Ordnern und alten, schon in Auflösung begriffenen Dokumenten. Stefan. Steinberg. Sterngeld...
    STRASSER. Die braune Tinte war schon verblasst. Er zog den Ordner heraus und hatte plötzlich eine Idee. Er ging zu dem Schrank für die BuchstabenK-Mund stieß schnell auf die dicke Akte von Gerhard Lenz. Daneben steckte die dünne Akte, die Ben interessierte - die der Witwe Lenz.
    Er zerrte an der dünnen, zwischen den anderen Ordnern festgeklemmten Akte, als er aus dem Nebenzimmer Schritte hörte. Sonnenfeld kam zurück. Er riss an dem Ordner, bekam ihn schließlich frei und stopfte ihn schnell unter seinen Trenchcoat, der auf einem Sessel lag. Er saß noch keine Sekunde auf seinem Stuhl vor dem Schreibtisch, als Sonnenfeld die Tür öffnete.

    »Es ist ziemlich gefährlich, den Frieden dieser alten Männer zu stören«, sagte Sonnenfeld und knüpfte nahtlos an das unterbrochene Gespräch an. »Sie haben vielleicht keine Zähne mehr, aber sie verfügen immer noch über einflussreiche Netzwerke. Vor allem in Südamerika, wo sie noch viele Anhänger haben: zum Beispiel in Vereinen wie dem so genannten >Kameradenwerk<. Sie werden beschützt; so wie in der freien Wildbahn alte, kranke Tiere von ihren jüngeren Artgenossen beschützt werden. Und die Beschützer töten, wann immer sie das für nötig halten. Ohne zu zögern.«
    »In Buenos Aires?«
    »Vor allem da. Dort sind sie am mächtigsten.« Er schaute Ben mit müden Augen an. »In Buenos Aires nach alten Deutschen zu fragen, ist ziemlich unklug.«
    Sonnenfeld erhob sich unsicher. Auch Ben stand auf. »Selbst heute noch begleitet mich hier in Wien rund um die Uhr ein Leibwächter. Das können wir uns gerade noch leisten.«
    »Warum leben Sie dann in einer Stadt, wo man sich mit Fragen nach der Vergangenheit nur unbeliebt macht?«, fragte Ben.
    Sonnenfeld legte eine Hand auf Bens Schulter. »Ist doch ganz einfach, Mr. Hartman. Wenn Sie was über Malaria erfahren wollen, dann müssen Sie rein in den Sumpf.«

    Fort Mead

    In dem kleinen Essraum, der im Hauptquartier der National Security Agency (NSA) in Fort Mead den leitenden Beamten vorbehalten war, saßen sich Julian Bennett, Assistant Director of Operations der NSA, und Joel Skolnik, Deputy Director des Justizministeriums, gegenüber.
    Obwohl der schlaksige, fast kahlköpfige Skolnik den höheren Dienstgrad bekleidete, war es der herrische Bennett, der das Wort führte. Die innere Struktur der NSA brachte es mit sich, dass Leute wie Bennett von den Behördenstrukturen außerhalb der NSA keinen Schimmer hatten. Das leistete einer gewissen Arroganz Vorschub, die gerade ein Typ wie Bennett demonstrativ zur Schau stellte.

    Ein verbranntes Lammkotelett und ein Berg Spinat lagen auf Skolniks Teller. Der Appetit war ihm schon lange vergangen. Abgesehen von einem Rest an Höflichkeit war Bennetts Verhalten raffiniert schikanös, und die Botschaft, die er zu überbringen hatte, höchst alarmierend.
    »Sieht nicht gut für Sie aus«, sagte Bennett nicht zum ersten Mal. Mit den kleinen, weit auseinander stehenden Augen und den hellen Augenbrauen erinnerte er entfernt an ein Ferkel.
    »Ich weiß.«
    »Man erwartet von Ihnen, dass Sie Ihren Laden im Griff haben«, sagte Bennett. Sein eigener Teller war blitzblank. Er hatte sein Porterhouse-Steak mit schnellen Bissen hinuntergeschlungen. Für Bennett war Essen nichts als Brennstoffzufuhr. »Was uns da zu Ohren gekommen ist,

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