Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
wer?«
    Leise, mit trockenem Hals, antwortete sie: »Ja?«
    »Spreche ich mit Anna Navarro?«
    »Wer sind Sie?« Sie versuchte, so normal wie möglich zu klingen.
    »Sergio Machado. Sie haben bei mir auf Band gesprochen. Ich war nur kurz unten und habe die Post geholt.«
    Erleichtert atmete sie auf. »Entschuldigen Sie bitte, aber ich hatte vorhin ein paar obszöne Anrufe. Deshalb wollte ich nicht sofort antworten.«
    »Was meinen Sie mit >obszöne Anrufe    »Nein. Nichts in der Richtung. Ist alles ein bisschen kompliziert.«
    »Stecken Sie in irgendwelchen Schwierigkeiten?«
    »Nein... Oder doch, ja. Wahrscheinlich schon. Jedenfalls danke ich Ihnen, dass Sie gleich zurückgerufen haben. David Denneen hat Sie mir empfohlen.«
    »Kein Problem. Wie wär’s mit einem Kaffee? Ich meine, richtigen Kaffee. Nicht die Brühe, die Sie in Amerika dafür halten.«
    »Klar, warum nicht.« Sie beruhigte sich allmählich. Die Angst ließ nach.
    Sie verabredeten sich für den frühen Abend vor einem Lokal in der Nähe seines Büros. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, sagte er. »Versprechen kann ich natürlich nichts.«
    »Danke«, sagte sie. »Bis dann.«
    Sie legte auf und schaute das Telefon an, als sei es ein außerirdisches Wesen, das sich in ihr Zimmer geschlichen hatte.
    Ben und sie mussten das Hotel wechseln. Vielleicht war man ihr von Peralta hierher gefolgt. Vielleicht schon vom Flugplatz aus. >Die< wussten, wo sie sich aufhielt und was sie vorhatte: Nur das hatte man ihr mit den Anrufen mitteilen wollen. Es waren Warnungen. Sonst nichts.
    Es klopfte.
    Das Adrenalin pumpte durch ihren Körper, als sie zur Tür stürzte. Die Sicherheitskette war eingehängt. Mit einem Schlüssel war es nicht möglich, die Tür zu öffnen.

    Oder doch?
    Die Tür hatte kein Guckloch.
    »Wer ist da?«, fragte sie
    Es antwortete eine vertraute Männerstimme. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich über den Klang dieser Stimme jemals so freuen würde.
    »Ben«, sagte die Stimme.
    »Gott sei Dank«, flüsterte sie.

36. KAPITEL
    Buenos Aires

    Ben sah abgerissen aus: das Hemd zerknittert, die Krawatte schief, die Haare durcheinander.
    »Was soll die Kette?«, fragte er. »Haben Sie auch mal in East New York gelebt?«
    Sie starrte ihn an. »Was ist denn mit Ihnen passiert?«
    Nachdem sie sich gegenseitig ihre Erlebnisse berichtet hatten, sagte Anna: »Wir müssen aus dem Hotel raus.«
    »Und zwar schnell«, sagte Ben. »Im Zentrum gibt’s ein Hotel, das zwar ziemlich vergammelt, aber trotzdem ganz charmant sein soll. Heißt >Sphinx<. Gehört englischen Einwanderern.« Das Hotel hatte er aus dem Reiseführer, den er sich im Flughafen gekauft hatte. »Also los. Entweder fahren wir direkt hin, oder wir reservieren per Handy. Auf jeden Fall nicht über das Telefon hier.«
    Sie nickte. »Vielleicht sollten wir uns diesmal als Ehepaar ausgeben und nur ein Zimmer nehmen.«
    »Sie sind die Expertin«, sagte er und schaute sie amüsiert an.
    »Wahrscheinlich checken sie die Hotels nach einem amerikanischen Mann und einer amerikanischen Frau, die zwar zusammen reisen, aber getrennte Zimmer reserviert haben. Vielleicht kommen wir so durch.«
    »Könnte hinhauen«, meinte er. »Ich hab da übrigens was Interessantes mitgebracht.« Er zog ein gefaltetes Blatt Papier aus der Innentasche seiner Jacke.
    »Was ist das?«
    »Ein Fax.«
    »Von wem?«
    »Von jemandem aus New York, der ein paar Nachforschungen angestellt hat. Das ist eine Liste der Mitglieder des Aufsichtsrats
der Armakon AG aus Wien. Der gehört diese kleine Biotech-Firma in Philadelphia, die das Gift produziert, mit dem man die alten Männer umgebracht hat.«
    Er gab ihr das Blatt. »Jürgen Lenz«, flüsterte sie.
    »Mitglied des Aufsichtsrats. Interessanter Zufall, was?«

    Washington, D.C.

    Arliss Dupree nahm sich erneut die Akte vor, konnte sich aber wieder nicht richtig konzentrieren. Der lange Bericht stammte vom stellvertretenden Direktor des Executive Officer for U.S. Trustees, der Aufsichtsbehörde für Konkursverfahren. In dem Bericht ging es um Korruption an Konkursgerichten des Bundes. Dupree las denselben Satz jetzt schon zum dritten Mal, legte den Bericht schließlich beiseite und ging hinaus auf den Gang, um sich noch eine Tasse von der abscheulichen Brühe zu holen, die der ratternde Kaffeeautomat produzierte.
    Ihm gingen andere, wesentlich unangenehmere Dinge im Kopf herum. Die Angelegenheit Anna Navarro entwickelte sich auf ärgerliche Weise.

Weitere Kostenlose Bücher