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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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erkannte den Mann. Es war der über siebzigjährige Präsident der amerikanischen Notenbank, eine der angesehensten Persönlichkeiten von Washington.
    Nur ein paar Meter weiter legte eine Schwester einem Mann eine Blutdruckmanschette an, der verdammt wie Sir Edward Downey vor über dreißig Jahren aussah, als er Premierminister von England gewesen war.
    Ben ging weiter zu den Laufbändern, wo ein Mann und eine Frau nebeneinander auf der Stelle liefen. Schwer keuchend unterhielten sie sich. Beide trugen graue Trainingsanzüge und weiße Laufschuhe. Beide hatten Elektroden an Stirn, Hinterkopf, Hals, Armen und Beinen. Von den Elektroden führten dünne Drähte nach hinten, sodass sie den Läufern nicht in die Quere kamen. Sie waren angeschlossen an Siemens-Apparaturen, die die Herzfrequenz aufzeichneten.
    Auch diese beiden erkannte Ben. Der Mann hieß Dr. Walter Reisinger, der erst Professor in Yale und dann amerikanischer Außenminister gewesen war. Von Angesicht zu Angesicht sah er jünger aus als im Fernsehen oder auf Fotografien. Seine Haut glänzte, aber das lag möglicherweise an der Anstrengung. Sein Haar schien dunkler zu sein, aber vielleicht färbte er es seit neuestem.
    Die Frau hatte eigentlich verblüffende Ähnlichkeit mit Miriam Bateman, Richterin am Obersten Bundesgerichtshof. Allerdings hatte die Arthritis aus Richterin Bateman fast einen Krüppel gemacht. Beim jährlichen Rechenschaftsbericht des Präsidenten waren Euer Ehren und ihr Gehstock immer die Langsamsten beim Einzug der Bundesrichter.
    Diese Richterin Bateman war unterwegs wie eine Olympionikin.
    Wer waren diese Leute? Doppelgänger von weltberühmten Persönlichkeiten? Das würde aber weder das Training noch die Infusionen erklären.
    Was war hier los?
    Er hörte, wie der Klon von Dr. Reisinger etwas zum Klon von Richterin Bateman sagte. Es ging um eine Entscheidung des Gerichts.
    Sie war kein Klon. Das war tatsächlich Richterin Miriam Bateman.

    Wo war er hier gelandet? In einem Kurort für die Reichen und Berühmten?
    Es gab solche Orte. In Arizona, New Mexico, Kalifornien. Auch in der Schweiz und in Frankreich. Sehr private Orte, an denen sich die Elite von Schönheitsoperationen, Alkoholismus oder Drogensucht erholte. Oder an denen sie einfach ein paar Pfunde abspeckte.
    Aber das hier... Elektroden, Infusionsständer, EKG.
    Diese reichen und bis auf Arnold Carr auch alten Menschen wurden von Kopf bis Fuß durchgecheckt und aufs Genaueste überwacht. Wozu?
    An einem StairMasters trat ein uralter Mann mit einem Tempo in die Pedale, bei dem Ben trotz seines regelmäßigen Fitnesstrainings nicht hätte mithalten können. Auch dieser ihm unbekannte Mann trug einen grauen Trainingsanzug. Die Brust seines Sweatshirts war schweißnass.
    Ben kannte durchtrainierte junge Männer unter dreißig, die dieses Wahnsinnstempo keine drei Minuten durchgehalten hätten. Warum war dieser alte Mann mit dem runzligen Gesicht und den leberfleckigen Händen dazu in der Lage?
    »Er ist sechsundneunzig Jahre alt«, sagte eine Männerstimme über ihm. Ben schaute nach oben. »Bemerkenswert, finden Sie nicht auch?«
    Die Person stand direkt über ihm auf der Balustrade.
    Die Stimme gehörte zu Jürgen Lenz.

46. KAPITEL
    Eine gedämpfte, sanfte Melodie ertönte. Jürgen Lenz stieg gemächlich die schmiedeeiserne Treppe herunter. Er war makellos gekleidet. Unter dem offenen, akkurat gebügelten weißen Arztkittel trug er einen schwarzen Anzug mit blauem Hemd und silberfarbener Krawatte. Er schaute kurz hinüber zu den Laufbändern und StairMasters. Die Richterin am Obersten Gerichtshof, der Außenminister a. D. und die meisten anderen beendeten ihre Übungen. Sie stiegen von den Maschinen und ließen sich von Schwestern die Elektroden abnehmen.
    »Das ist das Signal für den nächsten Hubschrauberflug nach Wien«, sagte Lenz. »Zurück zur Konferenz, die die Herrschaften so freundlich waren für diesen kleinen Ausflug zu unterbrechen. Unnötig zu erwähnen, dass sie alle trotz ihres Alters noch sehr rüstig sind. Vielleicht sollte ich sagen, wegen ihres Alters. Sie alle haben der Welt noch viel zu geben. Das ist der Grund, weshalb ich sie ausgewählt habe.«
    Er machte eine dezente Handbewegung. In der nächsten Sekunde wurden Bens Arme von hinten gepackt. Zwei Wachmänner hielten ihn fest, während ein dritter ihn abtastete.
    Der Wachmann förderte eine Pistole nach der anderen zutage, und Lenz stand ungeduldig daneben - wie ein Bildungsbürger, dessen gelehrter

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