Das Sigma-Protokoll
stellen.«
»Sie haben uns beide in eine höchst gefährliche Lage gebracht«, schnauzte Suchet.
»Er war gerade ein paar Minuten in der Wohnung, da kam der Anruf. Ich habe sogar angenommen, man wollte, dass er an das Schließfach herankommt.«
Es klopfte an der Tür. Suchets Sekretärin trat ein und hielt eine kleine Videokassette in die Höhe. »Das ist gerade vom Sicherheitsdienst gekommen.«
»Danke, Inge«, sagte Suchet freundlich. »Packen Sie das Band in einen Umschlag. Es müsste jeden Augenblick ein Bote auftauchen, der es abholt.«
»In Ordnung«, sagte die Sekretärin und verließ den Raum so leise, wie sie gekommen war.
15. KAPITEL
Zürich
In einem achtstöckigen Gebäude in der Schaffhauserstraße, nicht weit entfernt von der Universität Zürich, saßen drei Männer in einem Raum, der voll gestopft war mit Hochleistungscomputern und hochauflösenden Monitoren. Das Studio war von einer Multimedia-Produktionsfirma gemietet worden, die für Unternehmen und speziell für Sicherheitsfirmen Videoaufnahmen kopierte, restaurierte und schnitt.
Einer der drei war ein weißhaariger, dürrer Mann in Hemdsärmeln, der wesentlich älter aussah, als es seinen sechsundvierzig Jahren entsprach. Er hatte gerade von dem Überwachungsband eine digitale Kopie gemacht, zog nun die Kassette aus dem digitalen Videorekorder und steckte sie in einen Quantel Sapphire Bildbearbeitungscomputer. Auf dem Monitor des ursprünglich in England für das britische Innenministerium und den MI-5 entwickelten Computer würde er sich jetzt ein paar vergrößerte Bildausschnitte anschauen.
Der weißhaarige Techniker, der stumm seine Arbeit erledigte, war im Innenministerium einer der Topspezialisten für die Bearbeitung von Videobändern gewesen, bevor ihn eine private Sicherheitsfirma aus London mit der Verdoppelung seines Gehalts weggelockt hatte. Die beiden anderen Männer im Studio hatten ihn über seine Londoner Firma für diesen schnellen Job in Zürich engagiert. Er hatte keine Ahnung, wer sie waren. Sie hatten ihm das Business-Class-Ticket von London nach Zürich gezahlt und würden ihm hinterher einen großzügigen Bonus aushändigen.
Im Augenblick saßen die beiden geheimnisvollen Männer etwas abseits und unterhielten sich. Wenn sie nicht holländisch
gesprochen hätten, was der Videoexperte leidlich verstand, hätten sie Geschäftsleute aus jedem x-beliebigen Land der Welt sein können.
Der Techniker saß an der gegenüberliegenden Wand des Raums und schaute auf den Monitor. An der Unterkante des Bildschirms stand CAMERA 2; daneben das Datum und die Uhrzeit, die im Sekundentakt ablief. »Okay, was soll ich jetzt für Sie tun?«, rief er seinen Auftraggebern zu. »Feststellen, ob der Typ hier auf dem Schirm mit einer Person auf einem Foto identisch ist, oder was?«
»Nein«, sagte der erste Mann. »Wir kennen den Kerl. Wir wollen wissen, was er da liest.«
»Hätte ich mir denken können«, brummte der Techniker. »Das Papier oder was er da in der Hand hat, liegt allerdings völlig im Schatten.«
»Wie ist die Bandqualität?«, fragte der zweite Mann.
»Nicht schlecht«, erwiderte der Techniker. »Zwei Bilder pro Sekunde. Standard. Gute Anlage. Erstklassige Technik, hochauflösende Kamera. Gott sei Dank - die meisten Banken benutzen ziemlichen Schrott. Die Kameraposition ist allerdings nicht gerade ideal, aber auch das ist Standard.«
»Dann können Sie das, was er da in der Hand hält, also näher ranholen?«, fragte der zweite Mann.
»Kein Problem. Die Software in dem Quantel-Computer hier kompensiert die Macken, die sonst bei digitaler Vergrößerung auftreten. Schwarze Flecken, Schatten etc. Das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass das Ding selbst im Schatten liegt.«
»Man hat uns gesagt, Sie seien der Beste«, erwiderte der erste Mann säuerlich. »Auf jeden Fall sind Sie der Teuerste.«
»Schon gut«, sagte der Techniker. »Sie haben ja Recht. Also gut, versuchen wir mal, den Kontrast zu verbessern.« Mit einem Klick öffnete er eine Pull-Down-Menüleiste mit den Optionen >Schärfe<, >Zoom<, >Farbe< und >Kontrast<. Mit der Plus-minus-Taste hellte er den Schatten auf, und mit einer anderen Taste verbesserte er die Auflösung. Noch ein paar leichte Korrekturen mittels Kontrast- und Schärfetaste, dann war er so weit.
»Okay«, sagte er.
»Können Sie lesen, was auf dem Blatt steht?«, fragte der zweite Mann.
»Das ist kein Text, das ist ein Foto.«
»Ein Foto?«
»Ja. Ein ziemlich altes. Eine
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