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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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lassen. Und darüber denke ich nach, Miss Navarro. Wer ist im Innern von uns? Welche Kräfte könnten die Funktionsträger einer bürgerlichen Regierung derart manipulieren, dass sie ein Netz aufbauen, das seine eigenen Ziele verfolgt? Wann entschließt sich der Parasit, den Wirt zu verspeisen?«
    »Okay. Spielen wir das durch«, sagte Anna. »Vor etwa einem halben Jahrhundert >sticht< uns irgendeine dunkle Verschwörung. Das heißt, sie injiziert uns etwas, das größer wird und Schaden verursacht. Selbst wenn das stimmt: Wie sollten wir erfahren, dass dem so ist?«
    »Eine exzellente Frage, Miss Navarro«, entgegnete Bartlett. »Spinnennetze kann man kaum sehen, stimmt’s? Nicht mal große. Sind Sie jemals in einem alten Keller oder einer Lagerhalle gewesen, wo kaum Licht war, wo man fast nichts sehen konnte? Und dann machen Sie die Taschenlampe an, und plötzlich entdecken Sie, dass der Raum über Ihrem Kopf ganz und gar nicht leer ist. Da sind zahllose Schichten von Spinnweben, ein riesiges Dach aus glasigen Fädchen. Sie leuchten in eine andere Richtung, und das Spinnwebendach verschwindet - als hätte es nie existiert. Haben Sie sich das alles nur eingebildet? Sie schauen wieder senkrecht nach oben. Nichts. Dann halten Sie die Taschenlampe in einem bestimmten schrägen Winkel, konzentrieren sich auf einen
Punkt zwischen Hell und Dunkel - und plötzlich ist es wieder da.« Bartlett suchte in Annas Gesicht nach einem Anzeichen von Verständnis. »Leute wie ich machen den ganzen Tag nichts anderes, als den richtigen Winkel zu suchen, der die alten Netze wieder zum Vorschein bringt. Manchmal suchen wir so angestrengt, dass wir uns Dinge einbilden. Und manchmal sehen wir wirklich etwas. Sie, Miss Navarro, kommen mir nicht wie jemand vor, der einen Hang zu Trugbildern hat.«
    »Ich nehme Sie beim Wort«, erwiderte Anna.
    »Ich meine damit nicht, dass es Ihnen an Vorstellungskraft mangelt. Sie legen ihr nur strenge Zügel an. Egal. Der Punkt ist: Gewisse Personen haben Allianzen geschmiedet, die über beträchtliche Mittel verfügten. Das ist allgemein bekannt. Aber was ist daraus geworden? Das wüsste ich zu gern. Die Namen sind alles, was wir haben.«
    »Drei Namen«, sagte Anna. »Drei alte Männer.«
    »Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit zuerst auf Gaston Rossignol lenken. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere war er ein ziemlich einflussreicher Bankier in der Schweiz. Er ist der Prominenteste auf der Liste. Und der Älteste.«
    »In Ordnung«, meinte Anna und schaute auf. »Der Züricher. Sie haben sicher eine Akte mit Hintergrundinformationen über ihn, oder?«
    Bartlett öffnete eine Schublade und holte einen Ordner heraus, der mit Geheimhaltungsstempeln jeder Art bepflastert war. Er schob ihn über den Schreibtisch. »Abgesehen von den üblichen Lücken sind die Informationen ziemlich detailliert.«
    »Gut«, sagte Anna. »Hoffentlich komme ich an ihn ran, bevor sie auch ihn erwischen.«
    »Dazu müssen Sie ihn erst mal ausfindig machen.«
    »Er hat fast sein ganzes Leben in Zürich verbracht. Sein Lebensmittelpunkt. Ihre Worte. Selbst wenn er umgezogen sein sollte, müsste es noch Freunde und Verwandte geben. Über die Nebenflüsse kommt man zur Quelle.«
    »Oder über den Burggraben, der die Festung schützt. Ein Mann wie Rossignol hat mächtige Freunde in höchsten Positionen. Freunde, die eingeweiht sind. Sie werden alles tun, um ihn zu schützen. Und sie haben genügend Einfluss, um ihn von der Bildfläche
verschwinden zu lassen. Die können Akten säubern und Festplatten löschen. Haben Sie schon irgendeine Idee, unter welchem Vorwand Sie ihn sprechen wollen?«
    »Vorwand wäre nicht gut. Gegen irgendwelche Tricks werden sie sich wahrscheinlich gut gewappnet haben. Rossignol hat nichts von mir zu befürchten. Wenn seine Freunde und Komplizen so gut informiert sind, wie Sie sagen, dann werden sie das schnell erkennen und an ihn weitergeben.«
    »Sie wollen also auf die simple Ich-komme-in-Frieden-Tour an ihn ran?« So gequält die Worte klangen, so fasziniert sah sein Gesicht aus.
    Anna zuckte mit den Schultern. »Irgendwas in der Art. Ich glaube, dass die direkte Tour die beste ist. Bald werde ich’s wissen.« Sie schaute auf ihre Uhr. »Ich nehme den nächsten Flug nach Zürich.«

    Mettlenberg, St. Gallen, Schweiz

    Gut fünf Stunden später saß Ben Hartman in dem gemieteten Range Rover auf dem Personalparkplatz des Regionalspitals Sankt Gallen Nord und beobachtete die Menschen, die ein und aus gingen:

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