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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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mit den Schriftstücken, die er vom Frankfurter Rat haben will.»
    «Und er hat keine Möglichkeit, dich darüber in Kenntnis zu setzen?» Bardolf schüttelte den Kopf. «Täglich reisen unzählige Boten durchs Land. Einem von ihnen hätte er längst Nachricht mitgeben können.»
    «Vielleicht ist die Nachricht unterwegs verlorengegangen.»
    Bardolf legte den Kopf auf die Seite, woraufhin Marysa seufzte. «Ich vertraue ihm, Bardolf. Ich weiß selbst nicht, warum. Du weißt, wie misstrauisch ich ihm gegenüber am Anfang war. Doch jetzt …» Unbewusst wanderte ihre linke Hand hinunter zu ihrem Bauch. Sogleich hob sie sie wieder und griff stattdessen nach einem Stück Brot. «Mir bleibt doch auch nichts anderes übrig, oder?»
    Sorgenvoll runzelte Bardolf die Stirn. «Um den Antrag eines anderen Mannes anzunehmen, dürfte es inzwischen zu spät sein.» Er wechselte einen kurzen Blick mit Jolánda. «Wenn er nicht zurückkehrt, werden dir schwierige Zeiten bevorstehen, Marysa. Selbst wenn er morgen vor deiner Tür steht, dürftet ihr einiges Aufsehen erregen. Wenn ein Kind so kurz nach der Hochzeit geboren wird, gibt das den Leuten immer Anlass zu Getratsche. Doch sollte er nicht wiederkehren – und das müssen wir befürchten, ganz gleich, was auch der Grund sein mag –, wirst du als Mutter eines Bastards die Achtung verlieren, die die Menschen dir bisher entgegenbringen. Die Werkstatt wird auch verwirkt sein …»
    «Das weiß ich alles!» Marysa funkelte ihn an. «Aber es lässt sich nun einmal nicht mehr ändern. Ich werde nicht zu einer dieser Frauen gehen, die mit irgendwelchen geheimen Mittelchen dafür sorgen, dass man ein Kind vor der Zeit verliert. Das kann ich nicht. Ich will es nicht, Bardolf. Es ist Christophs Kind!»
    «Marysa, beruhige dich!» Jolánda ergriff die Hand ihrer Tochter. «Sollen die Dienstboten etwa alles mitbekommen?»
    «Nein, selbstverständlich nicht.» Marysa zwang sich zur Ruhe und senkte ihre Stimme wieder. «Rochus van Oenne war mit den Musteramuletten sehr zufrieden. Das ist eine einmalige Gelegenheit für die Werkstatt. Ich musste diesen Auftrag einfach annehmen. Sie wollen bis Ostern dreißig Stück haben. Stellt euch das nur einmal vor! Sie bezahlen in Gold und guten Wechseln.»
    «Hartwig wird dir den Hals umdrehen», folgerte Bardolf und verzog die Lippen. «Da er gestern einstimmig gewählt worden ist, dürfte er ohnehin zukünftig noch unausstehlicher sein. Und jetzt schnappst du ihm diesen lukrativen Auftrag vor der Nase weg. Marysa, auch das riecht nach Ärger, wenn du mich fragst. Van Oenne hätte den offiziellen Weg über die Zunft nehmen müssen.»
    «Er wollte, dass ich diesen Auftrag erhalte», widersprach Marysa. «Ihm war klar, dass Hartwig das verhindern würde.»
    «Tja, nun hast du den Auftrag», schloss Jolánda. «Aber auch ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll.» Sie hob die Schultern. «Lasst uns das Thema wechseln. Es führt zu nichts, wenn wir uns ständig im Kreis drehen. Das wird Christoph nicht schneller zurückbringen.» Sie nahm einen Schluck Wein und drehte den Becher dann zwischen den Fingern hin und her. «Weißt du schon, wann Heyn wiederkommen wird?»
    Marysa hob die Schultern. «Ihn erwarte ich morgen oder übermorgen. Seine Schwester müsste inzwischen beerdigt worden sein. Derweil kümmert sich Leynhard allein um die Ausführung der Arbeiten. Ich bin sehr froh, zwei so treue Gesellen gefunden zu haben. Sie tun wirklich alles, um den Ruf der Werkstatt aufrechtzuerhalten.»
    «Wie hat Leynhard es eigentlich aufgenommen, dass du seinen Antrag abgelehnt hast?», wollte Jolánda wissen. «Du hast gar nichts darüber gesagt. War er nicht sehr enttäuscht? Immerhin hat er sich Hoffnungen gemacht, selbst hier Meister werden zu können, nicht wahr?»
    Marysa nickte, schüttelte dann aber den Kopf. «Leynhard ist ein guter Mann, Mutter. Wenn Christoph nicht gewesen wäre … Nun ja.» Sie zuckte wieder mit den Schultern. «Natürlich war er enttäuscht. Ich fürchte, er hegt tatsächlich eine stille Zuneigung zu mir.» Nun errötete Marysa vor Verlegenheit. «Aber er war mir nicht böse, glaube ich. Fast hatte ich sogar den Eindruck, er ist erleichtert. Die Leitung einer Werkstatt ist nicht leicht und bedeutet eine große Verantwortung. Und, nun ja, ich vermute, er weiß selbst, dass er sich mit dem Denken ab und an etwas schwertut.» Lächelnd nahm nun auch Marysa einen Schluck verdünnten Wein. «Er ist nicht dumm, beileibe nicht. Aber

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