Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
Geruschas schlimmer Vergangenheit hatte sie sie ohne Einwände aufgenommen. So etwas gab es nicht oft. Und auch der zukünftige Meister schien ein guter Mann zu sein. Natürlich hatten Milo, Jaromir und Imela ihr inzwischen alles über ihn und seinen angeblichen Bruder, den Dominikaner, berichtet. Sie hatte ihnen – und damit ihrer Herrin – bei allem, was ihr heilig war, geschworen, niemals jemandem etwas davon zu erzählen. Und das würde sie auch nicht. Eher würde sie sich die Zunge abbeißen.
    Wenn es also Frau Marysa nicht gutging, war es das einzig Richtige, ihr nach draußen zu folgen, damit sie eine Hilfe hatte, wenn sie sie benötigte.
    Um nicht das ganze Haus aufzuwecken, ließ Geruscha ihre schweren Holzpantinen stehen und ging barfuß nach unten. Sie hatte recht gehört; die Hintertür war zwar geschlossen, jedoch nicht verriegelt. Leise öffnete sie sie und blickte vorsichtig hinaus. Nichts regte sich im Hof.
    Geruscha trat nach draußen, der feuchte Boden war kalt und glitschig, zugleich bohrten sich winzige Steinchen in ihre Fußsohlen. Sie hatte sich inzwischen sehr an das Tragen von festen Schuhen gewöhnt. Entschlossen zog sie die Tür hinter sich zu und huschte über den Hof hinüber zum Abtritt.
***
    Kaum hatte Jacobus den Stall betreten, als im hintersten Winkel das Licht eines bis dahin gut verdeckten Lämpchens aufleuchtete, das auf einer kleinen Holzkiste abgestellt worden war. Zielstrebig ging er darauf zu und nickte dem alten Mann, der daneben im Stroh saß, kurz zu. «Amalrich.»
    Der Alte lächelte leicht, erhob sich jedoch nicht. «Bruder Jacobus, Ihr seid spät.»
    «Ich fürchte, es gibt Probleme.»
    «So? Welcher Art?» Interessiert blickte Amalrich zu ihm auf.
    «Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler», gab Jacobus grimmig zu. «Aber das braucht dich nicht zu interessieren. Sag mir lieber: Ist der Schreinemaker Bruder Christophorus, oder ist er es nicht?»
    Das Lächeln auf Amalrichs Gesicht wich einer geschäftsmäßigen Miene. Bedeutungsvoll hielt er die Hand auf.
    Jacobus kräuselte nur die Lippen. «Erst die Informationen, dann der Lohn.»
    «Also gut, wie Ihr wollt.» Amalrich zuckte mit den Schultern. «Er ist es. Ich hätte ihm seine Verkleidung beinahe abgenommen, wenn er sich nicht verraten hätte, als er mich bei unserem ersten Zusammentreffen erkannte.»
    «Du bist also sicher?»
    «Absolut.»
    Hinter Jacobus knarrte die Stalltür. Rochus van Oenne trat ein.
    Jacobus atmete auf. «Gut, du hast mich also gehört, Rochus.»
    Van Oenne nickte nur, sein Gesichtsausdruck verriet Besorgnis. «Christoph Schreinemaker ist also tatsächlich Bruder Christophorus», fasste er zusammen, was er beim Eintreten mit angehört hatte. «Und dieser angebliche Zwillingsbruder existiert überhaupt nicht?»
    «O doch, ihn gibt es», widersprach Jacobus. «Zwar traf ich ihn nie, aber dass er existiert, daran besteht kein Zweifel.»
    «Wo steckt er?», wollte van Oenne wissen. «Die ganze Sache wäre wesentlich einfacher, wenn wir den Bruder zum Prozess vorführen könnten.» Er fixierte den Dominikaner ernst. «Wir bewegen uns auf sehr dünnem Eis, Jacobus, das weißt du. Ich verstehe deine Beweggründe, aber wenn wir nicht achtgeben, graben wir uns unser eigenes Grab. Christoph Schreinemaker ist ein Ketzer.»
    «Nicht mehr als du und ich und die Hälfte der heuchlerischen Rotte von Geistlichen, die unschuldige Menschen gewissenlos dem Tode überantworten.» Jacobus’ Stimme klang mühsam beherrscht. «Ich habe eine Schuld zu begleichen, und das werde ich tun. Auch ohne deine Hilfe, Vetter.»
    Der Domherr verschränkte die Arme vor der Brust. «Ruhig Blut», sagte er. «Ich habe nicht gesagt, dass du auf meine Hilfe verzichten musst. Aber ich gebe zu bedenken, dass wir einiges riskieren.»
    Zögernd nickte Jacobus ihm zu. «Ich habe die Spur von Bruder Christophorus – dem echten Bruder Christophorus – verfolgt. Er hat an verschiedenen Universitäten studiert, ging auf Pilgerreisen, zog dann in heidnische Länder, um dort den Menschen das Wort Gottes zu verkünden. Irgendwann kehrte er zurück; angeblich soll er eine Zeitlang irgendwo als Einsiedler in einer abgelegenen Kate gelebt haben. Gerüchte behaupten, er sei am Aussatz erkrankt.»
    «Also kann es sein, dass er gar nicht mehr lebt?» Sorgenvoll rieb sich van Oenne übers Kinn.
    «Entweder das, oder er ist tatsächlich wieder auf eine Pilgerreise gegangen», antwortete Jacobus, nun wieder ruhiger. «Nach ihm zu suchen, dürfte

Weitere Kostenlose Bücher