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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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immer entrückt und außer Reichweite der Menschen gebracht. Und Andor, das Land der Gabe, das Númenor der Könige, Elenna unter Earendils Stern, wurde ganz und gar vernichtet. Denn es lag nahe östlich des großen Schlundes, und seine Grundfesten wurden umgeworfen, und es stürzte hinab ins Dunkel und ist nicht mehr. Und jetzt ist ein Ort auf Erden, wo die Erinnerung an die Zeit ohne das Böse gewahrt bliebe. Denn Ilúvatar stieß die Großen Meere in den Westen von Mittelerde zurück und die Leeren Lande im Osten, und neue Länder und Meere wurden geschaffen; und die Welt wurde kleiner, denn Valinor und Eressea wurden ins Reich der verborgenen Dinge entrückt.
    Zu unerwarteter Stunde kam das Verhängnis, am neununddreißigsten Tag nach der Abfahrt der Flotten. Feuer brach plötzlich aus dem Meneltarma, und ein Orkan kam auf, die Erde tobte, und der Himmel drehte sich, und die Berge kamen herab, und Númenor versank im Meer mit all seinen Kindern und Müttern und Mädchen und stolzen Damen; und all seine Gärten und Hallen und Türme, seine Gräber und Reichtümer, und seine Juwelen und Teppiche, und alles Gemalte und Gemeißelte, und sein Gelächter und seine Vergnügungen und seine Musik, seine Wissenschaft und Kunst: Sie verschwanden für immer. Und als Letzte zogdie steigende Flut, die grün und kalt und schaumgefiedert über das Land sprang, Tar-Míriel an ihr Herz, die Königin, heller als Silber oder Elfenbein oder Perlen. Zu spät wollte sie den steilen Weg zum Heiligtum auf dem Meneltarma erklimmen; die Wasser holten sie ein, und ihr Schrei verlor sich im Heulen des Windes.
    Ob nun aber Amandil wirklich nach Valinor gelangt war und Manwe sein Gebet angehört hatte oder nicht, die Gnade der Valar verschonte Elendil und seine Söhne und ihr Volk vor dem Verderben dieses Tages. Denn Elendil war in Rómenna geblieben, ohne dem Aufruf des Königs, als er in den Krieg zog, Folge zu leisten; und, den Söldnern Saurons ausweichend, die kamen, um ihn zu greifen und zu den Feuern des Tempels zu schleppen, ging er an Bord seines Schiffes und hielt sich von der Küste fern, seine Zeit abwartend. Dort schützte ihn das Land vor dem mächtigen Sog des Meeres, der alles zum Abgrund hinriss, und später gab es ihm Deckung gegen das erste Wüten des Sturmes. Als aber die verzehrende Flut über das Land rollte und Númenor wankte und fiel, da wäre auch er weggespült worden, und als das geringere Leid hätte er es erachtet, zu sterben, denn kein Todesschmerz konnte bitterer sein als der Verlust und die Qual jenes Tages; aber der große Wind ergriff ihn, wilder als jeder Wind, den Menschen je gekannt, von Westen her brüllend, und blies seine Schiffe weit davon; ihre Segel zerreißend und ihre Masten brechend, jagte er die Unglücklichen wie Spreu über das Wasser.
    Neun Schiffe waren es: vier für Elendil, für Isildur drei und für Anárion zwei; und sie flohen vor dem schwarzen Sturm aus dem Zwielicht des Verhängnisses in das Dunkel der Welt. Und unter ihnen türmten sich im Zorn die Tiefen, und Wellen gleich Bergen mit großen Hauben von stäubendem Schnee trugen sie empor zwischen die zerfetzten Wolken und schleuderten sie, nach vielen Tagen, an die Gestade von Mittelerde. Und alle Küsten und küstennahen Gebiete der westlichen Welt erlitten zu jener Zeit viel Wandel und Vernichtung; denn das Meer drang in die Länder ein, Küsten zerbrachen, alte Inseln versanken, und neue Inseln stiegen auf; und Berge fielen zusammen, und Flüsse nahmen einen fremden Lauf.
    Elendil und seine Söhne gründeten später Königreiche in Mittelerde, und wenn auch ihre Wissenschaft und Kunst nur ein Nachhall dessen waren, was einst gewesen, ehe Sauron nach Númenor kam, so erschienen sie doch den wilden Menschen der Welt als gewaltig. Und viel ist in andren Geschichten von den Taten der Erben Elendils in dem Zeitalter, das folgte, gemeldet und von ihrem Kampf mit Sauron, der noch nicht zu Ende war. Denn Sauron selbst war voll tiefer Furcht bei dem Zorn der Valar und dem Unglück, das Eru über Land und Meer verhängt hatte. Bei weitem größer war es als alles, was er erstrebte, denn nur auf den Tod der Númenórer und den Sturz ihres stolzen Königs hatte er gehofft. Und Sauron hatte gelacht, als er auf seinem schwarzen Thron im Temel saß und die Trompeten Ar-Pharazôns zur Schlacht blasen hörte; und abermals hatte er gelacht, als er den Sturm donnern hörte; und als er ein drittes Mal lachte, im Gedanken, was er nun in der Welt

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